Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

NeubauSSV Nümbrecht feiert die Eröffnung des neuen Vereinsheims auch mit echten Recken

4 min
Die Kleinsten des SSV Homburg-Nümbrecht durften am vergangenen Samstag beim Sportfest zur Eröffnung des neuen Vereinsheims und der neuen Tribüne an der Gouvieuxstraße als erste auflaufen.

Die Kleinsten des SSV Homburg-Nümbrecht durften am vergangenen Samstag beim Sportfest zur Eröffnung des neuen Vereinsheims und der neuen Tribüne an der Gouvieuxstraße als erste auflaufen.

4,6 Millionen Euro haben das Gebäude und die beiden Tribünen gekostet. Entstanden ist an der Nümbrechter Gouvieuxstraße ein echtes Schmuckstück.

Die Steinfräse läuft heiß, der Putztrupp ist den Arbeitern dicht auf den Fersen. Roger Lang muss schmunzeln, denkt er an den vergangenen Donnerstag: Bevor die Landesliga-Mannschaft des SSV Homburg-Nümbrecht zum ersten Mal im neuen Stadion antritt und den Lokalrivalen FV Wiehl mit 4:2 nach Hause schickt, herrscht im neuen Vereinshaus und ringsherum noch hektisches Gewusel.

„Das war viel Arbeit – auf dem Platz und erst recht daneben“, sagt Lang, Vorsitzender des SSV. Am Samstag ist dieser Stress prompt vergessen: Mit einem großen Fest, hunderten von Gästen und ganz viel Sport hat der Verein den 4,6 Millionen Euro teuren Neubau mit Kabinentrakt und Tribünen endlich eingeweiht.

Gemeinsam blickten sie in Sportseiten in der Tageszeitung vom 9. Mai 1960: Die Nümbrechter Kickerlegende Oskar Neumann (vorne) und Gerd Grümer (85), Ehrenpräsident des Nümbrechter Sportvereins. Damals war die Fußballmannschaft abgestiegen.

Gemeinsam blickten sie in Sportseiten in der Tageszeitung vom 9. Mai 1960: Die Nümbrechter Kickerlegende Oskar Neumann (vorne) und Gerd Grümer (85), Ehrenpräsident des Nümbrechter Sportvereins. Damals war die Fußballmannschaft abgestiegen.

Endlich, denn erste Ideen dafür hat Architekt Tom Ahrens bereits 2016 zu Papier gebracht. „Deswegen kommt es mir fast unwirklich vor, heute – acht Jahre später – hier zu stehen“, bekennt Ahrens in der schmucken Club-Lounge im Obergeschoss des neuen Hauses, das mit einer Nutzfläche von 700 Quadratmetern nahezu doppelt so groß ist wie das alte Vereinsheim. 274 Sitzplätze erstrecken sich auf den Zuschauerrängen links und rechts davon, 84 Plätze in der Mitte sind zudem gepolstert und überdacht.

Die Nümbrechter Anlage steht auch den Schulen in der Nachbarschaft zur Verfügung

Errichtet hat die Gemeinde Nümbrecht den Komplex an der Gouvieuxstraße mit einer Förderung in Höhe von drei Millionen Euro aus einem Förderprogramm des Bundes, doch erst 2018 war dieser Zuschuss sicher. So erinnert sich Bürgermeister Hilko Redenius an „mindestens zwei schrankgroße Überseekoffer voll mit Formularen, die es zu bearbeiten galt“. Denn um ans Bundesgeld zu kommen, muss der „Ersatzneubau Sportheim“, wie es im Behördenjargon heißt, auch andere Zwecke erfüllen: Den benachbarten Schulen steht die Anlage ebenfalls zur Verfügung. Ein Aufzug im Haus macht den Neubau barrierefrei.

Baubeginn war im Mai vergangenen Jahres. Im kommenden Jahr werden dort noch die Laufbahnen angelegt, Sprung- und Wurfgruben folgen ebenso wie ein Sandfeld für Beach-Ballsportarten und nicht zuletzt auch ein Kleinspielfeld. Gerade laufe die Ausschreibung für den Leichtathletik-Bereich, berichtet Redenius. Der Anlage hat der Rathauschef übrigens den Arbeitsnamen „Stadion am Ölsbach“ verpasst.

Rund 4,6 Millionen Euro haben das neue Vereinshaus des SSV Homburg-Nümbrecht und die Tribünen links und rechts davon gekostet. Drei Millionen Euro flossen aus den Förderkassen des Bundes.

Rund 4,6 Millionen Euro haben das neue Vereinshaus des SSV Homburg-Nümbrecht und die Tribünen links und rechts davon gekostet. Drei Millionen Euro flossen aus den Förderkassen des Bundes.

Immer wieder führen Vereinsmitglieder Schaulustige durchs Gebäude, zeigen stolz auch die Kabinen: „Die haben Bundesliga-Qualität“, schwärmt etwa SSV-Geschäftsführer Matthias Faulenbach. Rund 450 Mitglieder zählt der Verein heute, unter seinem Dach vereint sind stolze 17 Jugendmannschaften, drei Seniorenteams, eine Integrationsmannschaft und ein Altherren-Team.

Die Kickerlegende Oskar Neumann (heute 86) hat in Nümbrecht niemand vergessen

Bevor aber die Kleinsten den Rasen erstürmen, schwelgen die Älteren um den Ehrenvorsitzenden Gerd Grümer (85) beim Festakt auch in Erinnerung: Zum Beispiel ans schmerzhafte Jahr 1960, als Nümbrecht im Mai gegen den TuS Höhenhaus in Köln mit 0:2 verliert und aus der Bezirksliga in die Kreisklasse absteigt – und genau zehn Jahre später feiert der Verein aus der Schlossgemeinde den Meistertitel und steigt wieder auf. Oskar Neumann hat beides erlebt, immer stand der rechte Läufer damals auf dem Platz – eine echte Nümbrechter Legende. Oder: „Eine spieltragende Spielerpersönlichkeit und toller Kamerad“, wie es in der Vereinschronik heißt.

Matthias Faulenbach, Geschäftsführer des SSV Homburg-Nümbrecht, nahm Schaulustige mit auf Touren durch den Neubau. Stolz präsentierte er auch die Kabinen: „Die haben Bundesliga-Qualität.“

Matthias Faulenbach, Geschäftsführer des SSV Homburg-Nümbrecht, nahm Schaulustige mit auf Touren durch den Neubau. Stolz präsentierte er auch die Kabinen: „Die haben Bundesliga-Qualität.“

Immer zückt der heute 86 Jahre alte Neumann die Sportseiten dieser Zeitung vom 9. Mai 1960, streicht über die Zeilen auf dem gelben Papier, tippt auf die Aufstellung seiner Mannschaft: „Das hat echt wehgetan“, erinnert sich Neumann – und sieht sich prompt mit leuchtenden Augen um: „Das ist sensationell, was hier entstanden ist.“ Mit ihm sind etliche „Recken der Bezirksliga“ (O-Ton Grümer) zur Einweihung gekommen, Klaus-Dieter Pitsch und Dietmar Dederichs (beide 71) etwa. „Die Spiele gegen Morsbach und Waldbröl waren immer die schlimmsten, da ging es zur Sache“, blickt Dederichs zurück.

Auch der Nümbrechter Unternehmer Jürgen Sarstedt, seit vergangenem Jahr Hauptsponsor des SSV, hat dort gekickt: „Von der E-Jugend an bis ich etwa 26 war“, verrät Sarstedt, der heute in der australischen Großstadt Adelaide, aber seiner Heimatgemeinde fest die Treue hält. „Eine tolle Sache“, lobt er den Neubau und die Arbeit der Politik um Bürgermeister Redenius.

Mehr als 320.000 Euro haben zudem er sowie die Volksbank Oberberg und Sparkasse Gummersbach gespendet – für die vollausgestattete Sprecherkabine für Stadionstimme Roman Schmidke, für den Gastro-Tresen in der Club-Lounge und fürs Mobiliar, für 60 laufende LED-Meter mit Bandenwerbung. Für diese Technik hat Vereinschef Roger Lang noch eine andere Idee: „Man kann diese Tafeln zu einer Riesen-Leinwand zusammensetzen – warum also kein Public Viewing in unserem Stadion? Das wäre doch eine überragende Sache.“