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THW-Übung in Marienheider HöhleDummy Helmut mit Seilbahn gerettet

Lesezeit 3 Minuten

Aus dem Hülloch in Marienheide „retteten“ die THW-Kräfte Dummy „Helmut“.

Winkel – Das Hülloch bei Marienheide-Winkel war am Samstag das Ziel einer Übung des THW-Ortsverbandes Gummersbach. Die im Wald gelegene Höhle diente den Marienheidern im Dreißigjährigen Krieg als Zufluchtsstätte vor umherziehenden Banden. Heute sieht das Szenario vor, eine verletzte Person aus der knapp 200 Quadratmeter großen Höhlenkammer, sieben Meter unter dem Eingangsniveau, zu retten und nach medizinischer Erstversorgung dem Rettungsdienst zu übergeben.

Ortsbeauftragter Torsten Simon schildert, dass das Team aus 30 Aktiven und 15 Jugendlichen aus den verschiedensten Berufsgruppen zweimal im Monat übe, um sich auf unterschiedliche Notfälle vorzubereiten. Leider seien in den vergangenen Monaten viele Dienste wegen der Corona-Pandemie ausgefallen, um die Einsatzbereitschaft nicht zu riskieren. Und ursprünglich sei für das vergangene Wochenende vorgesehen gewesen, an der Bruchertalsperre einen Steg und ein Floß zu bauen, doch sei dieser Plan buchstäblich ins Wasser gefallen: „Bei der Hitze heute ist es da einfach zu voll – das können wir wegen Corona einfach nicht riskieren.“

Kurzfristig umgeplant

Also hatte das Team kurzfristig umgeplant und den Übungsort in den kühlen Wald verlegt. Erst seit Juli ist der Müllenbacher Olaf Hinze (42) in der Truppe. Durch einen Auffanggurt für Höhen- und Tiefenrettung an einem Seil gesichert, dringt er mit einem Kameraden gut zehn Meter in das Höhleninnere vor, um den Verletzten zu retten. Für Licht sorgen ein starker Handstrahler und eine Lampe am Helm. Nachdem die beiden den Verunglückten gefunden und auf einer Rettungstrage fixiert haben, ziehen sie ihn von zwei Zugseilen unterstützt, ans Tageslicht.

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„Helmut“ wiegt 75 Kilogramm.

Inzwischen hat ein anderes Team mit einem 1,6-Tonnen-Greifzug ein dickes Stahlseil zwischen zwei Bäume auf dem abschüssigen Hang gespannt, um einen tiefen Graben neben dem Höhleneingang zu überwinden. Mit dieser provisorischen Seilbahn wird der Verletzte, der 75 Kilogramm schwere Dummy „Helmut“, in einem Schleifkorb vorsichtig auf das Straßenniveau gezogen und dort dem Rettungsdienst übergeben.

Alle sind froh, dass diese Operation geglückt ist. Hinze strahlt und sagt: „Ich bin begeistert, auf diese Weise Menschen zu retten und mit Technik arbeiten zu können.“ Er bezeichnet sich selbst als „Treckerkind“, besitze mehrere Schlepper und sei mit Technik groß geworden. „Aber das Beste ist die Kameradschaft – ich habe das Gefühl, schon ewig in der Gruppe zu sein.“

Pellkartoffeln mit Heringsdip

Wieder am Standort Windhagen und vollkommen durchgeschwitzt, gibt es ein leckeres Mittagessen im Seminarraum: Pellkartoffeln mit Heringsdip – genau richtig für die tropischen Temperaturen. An zwei Seiten wird das Gebäude von einem aufgeschütteten Deich flankiert. „Deiche gibt es nicht nur am Meer, sondern sogar an der Agger“, sagt Ausbildungsbeauftragter Christian Groth. Er berichtet, dass es die größte von bundesweit vier Übungsanlagen sei. „Hier können wir das Verhalten zur Deichsicherung trainieren, aber auch den Hochwasserschutz mit einer Dammbalkensperre.“ Solche Sperren seien beispielsweise am Rhein erforderlich, um etwa die Kölner Innenstadt zu schützen.

Zugführer Sven Neufeind erklärt, dass jeder Ortsverband als Basis eine Bergungsausrüstung habe. Daneben gebe es aber vielfältige Spezialisierungen für besondere Einsatzfälle; in Gummersbach sei es das Räumen mit leistungsfähigen Baumaschinen, in Bergneustadt etwa kämen starke Pumpen bei Überflutungen und Überschwemmungen zum Einsatz, andere hätten Generatoren zur Aufrechterhaltung der Stromversorgung. Das Besondere am THW sei die bundesweite Organisation.

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So könne ohne Probleme benötigtes Spezialgerät samt Mannschaft von Ortsverbänden aus ganz Deutschland angefordert werden. „Wir üben für den Ernstfall, doch versuchen wir, Kompetenz auch mit Spaß zu verbinden.“