FinanzierungCaritas stellt Gladbacher Begegnungsstätten für Senioren infrage

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Das Foto zeigt eine Karnevalsveranstaltung im Anna Haus

Karneval im Anna Haus.

Für die Seniorenbegegnungsstätten Treffpunkt Anna Haus und Mittendrin fordert der Caritasverband mehr Geld von der Stadt

 Es geht um Geld, und es geht um soziale Angebote für die älteren Mitbürger. In Bergisch Gladbach hat sich der Caritas-Verband Rhein-Berg hilfesuchend an die Stadt gewandt: Die vereinbarte Finanzierung reiche nicht mehr aus angesichts steigender Energie- und Personalkosten für die beiden Begegnungsstätten Treffpunkt Anna Haus an der Schmidt-Blegge-Straße in Hand und „Mittendrin“ in der Stadtmitte (Hauptstraße).

Schließung nicht ausgeschlossen

In dem von Vorstandssprecherin Raphaela Hänsch und Michael Ufer, Vorstand Personal und Finanzen, unterzeichneten Schreiben wird auch eine Aufgabe der beiden Einrichtungen nicht ausgeschlossen, sofern sich die finanzielle Situation nicht verändere.

Mit städtischem Zuschuss sowie Spenden und Kurs-Einnahmen würden derzeit nur 67 beziehungsweise 72 Prozent der Kosten gedeckt. Zwei Lösungswege sehe der Verband: vollständige Übernahme der Personalkosten beider Fachkräfte (insgesamt rund 82 000 Euro) oder Halbierung der vertraglich zugesicherten Öffnungszeiten.

Rasche Entscheidung

Politik und Verwaltung sollten angesichts der starken finanziellen Belastungen zeitnah entscheiden. Die beiden Treffpunkte der Caritas sind seit Jahrzehnten eingeführte Anlaufstellen, die sehr stark frequentiert werden von den Seniorinnen und Senioren.

Insgesamt gibt es in Bergisch Gladbach fünf Begegnungsstätten, auch die übrigen werden von freien Trägern geführt. Die Angebote gelten als Fundamente der sozialen Stadtteilarbeit.

Alarm im Ausschuss

Die evangelische Kirche führt die Begegnungsstätte an der August-Kierspel-Straße, es gibt den Protreff im Progymnasium Bensberg und den Refrather Treff des DRK. Bei den Sozialpolitikern, die bei ihrer Sitzung am Donnerstag von der Entwicklung überrascht wurden, herrschte direkt Alarmstimmung.

Die Mitglieder nahmen sich eine fünfminütige Pause, der FDP-Vertreter informierte per Handy seine Fraktionsvorsitzende Dorothee Wasmuth. „Wir haben ein Problem“, räumte der Beigeordnete Ragnar Migenda zur Situation ein. Einstimmig und ohne Enthaltung beschlossen die Sozialpolitiker, die finanzielle Situation „besorgt zur Kenntnis zu nehmen“.

Mit den Trägern aller Begegnungsstätten sollen Lösungen erarbeitet werden, nicht nur mit der Caritas. Dass eine Anhebung der Fördermittel in Anbetracht der bestehenden Haushaltssituation nicht möglich sei, nahmen die Politiker ebenfalls zur Kenntnis.

Sanierungssatzung greift

Hier greift die Sanierungssatzung zum Haushalt, die der Stadtrat im März 2023 beschlossen hatte: Ein Ausbau der freiwilligen Leistungen, zu denen die Angebote der Begegnungsstätten zählen, ist gemäß Satzung nur möglich, wenn diese „unabweisbar“ sind. Auch die momentane Haushaltskrise der Stadt sei zu beachten, betonte Migenda.

„Dass hier im Ausschuss alle für den Erhalt der Angebote sind, ist Konsens“, sagte die Ausschussvorsitzende Gabriele von Berg (CDU). Das Thema kommt somit auf den Tisch der Finanzpolitiker; beraten wird später im März mit der Haushaltsverabschiedung. Die Experten des Gelds kennen sich aus: Im vergangenen Jahr standen die finanziellen Leistungen für die Begegnungsstätten auf einer Streichliste der Stadt.

Nach Vertragslaufende 2028 hätte die Zahl der Treffpunkte von fünf auf vier reduziert werden sollen. Bevor es zum Schwur im Rat kam, gingen Grüne und SPD mit einem Änderungsantrag sowie der Sozialausschuss mit seinem Votum dazwischen: keine Änderung bei den Begegnungsstätten.

In der Stadtgesellschaft hatte bereits der städtische Vorschlag der Schließung für große Aufregung und Protestaktionen gesorgt. Nun wird es erneut Diskussionen zum Erhalt der Gladbacher Begegnungsstätten geben.

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