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Altenberger HofPrivate Atmosphäre für die Prominenz

Lesezeit 4 Minuten

Claudia und Thomas Spital; Herbert und Eva Bongard (v.l.)

Odenthal – Er ist eine Institution – der Altenberger Hof. Seit 75 Jahren wird in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden des Zisterzienserklosters Altenberg das Hotel und Restaurant von den Familien Bongard und Spital betrieben. „Zu Zeiten der Bonner Republik haben wir fast alle Kanzler hier gehabt. Der einzige, der nicht zu uns kam, war Konrad Adenauer“, erinnert sich Seniorchef Herbert Bongard an die 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die Bundespräsidenten Theodor Heuss und Carl Carstens sowie der heutige Papst Benedikt waren früher in Altenberg zu Gast. Auch heute noch gehören Prominente zu den Gästen des Familienbetriebs, allerdings ist man mit aktuellen Namen weitaus schweigsamer. „Unsere Gäste genießen die private Atmosphäre, die wollen hier nicht erkannt werden“, weiß der heutige Geschäftsführer Thomas Spital.

Das hinderte aber bei der Innenministerkonferenz, die vor ein paar Jahren in Altenberg tagte, einen Minister nicht daran, per Hubschrauber einzuschweben – die Aufmerksamkeit aller Spaziergänger in Altenberg war ihm damit gewiss. „Es war für die Politiker früher einfacher, die kamen mit ihrem privaten Pkw und spazierten einfach zu uns. Heute ist immer Security um sie rum. Das sorgt für Aufmerksamkeit, auch wenn sie lieber inkognito bleiben wollen“, erläutert Bongard.

„Ich wurde 1958 in die Geschäftsleitung berufen, mein Onkel der das Haus seit 1937 führte, benötigte Unterstützung“, erinnert sich Bongard. Damals gehörte die Immobilie noch dem Grafen Tassilo Wolff-Metternich, von dem die Gastronomen das Gebäude pachteten. Später wurden Hof und Brauhaus an das Erzbistum Köln verkauft, das es wiederum 1991 an die Familie Bongard verkaufte. „Dann begann der Umbau, der eigentlich ein Neubau war“, erklärt er und zeigt auf ein Foto aus dieser Zeit, das den Altenberger Hof aus der Vogelperspektive zeigt. Nur noch die Grundmauern stehen, der Rest ist entkernt und wurde damals komplett neu aufgebaut. Das unter Denkmalschutz stehende Haus wurde kernsaniert, was rund zwei Jahre dauerte

Die Bausubstanz des Hauses, dessen Grundmauern aus dem 18. Jahrhundert stammen, war schon renovierungsbedürftig, als Bongards Onkel Wilhelm Wilden den Betrieb 1937 übernahm. Von ihm stammt die Geschichte von der ersten Altenberger „Wasserorgel“. In den Kriegsjahren war wenig Möglichkeit, das marode Dach des Hauses zu sanieren, weshalb Wilden Blechdosen auf dem Dachboden aufgestellt hatte. Durch unterschiedliche Größe und Füllstände der Dosen erzeugte der Regen darin eine Melodie – die Töne der ersten Altenberger Wasserorgel eben.

Die dürften auch vielen Kriegsflüchtlingen noch im Ohr sein, denn 1944 musste der Gastronomiebetrieb eingestellt werden. Ausgebombte Kölner, darunter auch Bewohner des Altenheims Riehler Heimstätten, wurden im Hotel und im Haus Altenberg untergebracht. 1947 nahm der Altenberger Hof mit den ersten Marienwallfahrten seinen Betrieb wieder auf. „Damals waren wir das einzige Restaurant am Ort, das änderte sich in den Wirtschaftswunderjahren schnell“, erzählt Bongard.Er erinnert sich gerne an die Begegnungen mit Theodor Heuss und dem damaligen Domführer Eugen Heinen, die sich siezten, bis sie im Gastraum saßen und dort schnell ins vertrauliche Du wechselten.

Solche Geschichten kommen dem heutigen Geschäftsführer Thomas Spital nicht über die Lippen, die Privatsphäre seiner Gäste ist ihm heilig. Als er 2006 mit seiner Frau Claudia den Altenberger Hof von seinen Schwiegereltern übernahm, da funkelten in der Nachbarschaft schon die Sterne der Schlosshotels in Bensberg und Lerbach. „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, in dieser Liga mitspielen zu wollen. Wir sind zu groß, um das wirtschaftlich tun zu können“, ergänzt Spital ohne Bedauern. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, findet er.

Denn Ideen für die Zukunft des Altenberger Hofs gibt es bereits. Eine erneute Erweiterung des 200 Plätze im Restaurant und 80 Betten im Hotel bietenden Betriebes ist in Planung. „Wir haben ein gut laufendes Bankettgeschäft, auch Familienfeiern und Hochzeiten sind Teil unseres Geschäfts“, ergänzt Spital.

In seinen Augen wird die Herausforderung für die Zukunft sein, genügend qualifiziertes Personal im Haus zu halten. „Es wird schwierig Nachwuchs zu finden, die Arbeitszeiten und der im Vergleich zur Industrie geringe Verdienst machen den Job als Koch oder Servicekraft für junge Leute wenig attraktiv“, sagt Spital.

Karrieren wie sie die beiden inzwischen pensionierten Oberkellner Wolfgang Messow und Karl-Heinz Paul gehabt haben, gibt es heute nur selten: Sie waren 46 und 34 Jahre lang im Altenberger Hof beschäftigt.