13-stöckiges Hochhaus geplantStarke Kritik von Bürgern und Politikern an der Erft

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Auf dem alten Zuckerfabrikgelände soll ein neues Wohnquartier mit einem 13-stöckigen Hochhaus entstehen.

Auf dem alten Zuckerfabrikgelände soll ein neues Wohnquartier mit einem 13-stöckigen Hochhaus entstehen.

Bedburg – Die Stadt spricht von einem „Stadtviertel der Zukunft“ und einem „hochmodernen Quartier“: Auf dem ehemaligen Zuckerfabrikgelände an der Erft ist ein neues Stadtviertel geplant, in dem 3000 bis 4000 Menschen leben sollen.

Vertreter dreier Ratsfraktionen kritisieren allerdings Eckpunkte des städtebaulichen Konzeptes. Die meiste Kritik richtet sich gegen ein 13-stöckiges Hochhaus, wie sich bei einer Bürgerinformationsstunde in den „Altstadtstuben“ zeigte.

Positionen der Parteien weichen kaum voneinander ab

Es sei eher selten in Bedburg, dass sich Politiker über die Fraktionsgrenzen hinweg so einig seien, sagte CDU-Vorsitzender Andreas Becker zum Auftakt. Doch im aktuellen Fall wichen die Positionen von CDU – vertreten durch Becker und den Bundestagsabgeordneten Dr. Georg Kippels – FDP und Grünen kaum voneinander ab.

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FDP-Vorsitzender Wilhelm Hoffmann ging umgehend auf das geplante 13-stöckiges Hochhaus ein. Es sei definitiv zu hoch. Als Negativbeispiele führte Hoffmann vergleichbare Gebäude in den Nachbarkommunen Kerpen und Bergheim an. Die Städte hätten marode Hochhäuser gekauft und für viel Geld abgerissen. Das wolle er in Bedburg vermeiden. „Deshalb fordern wir, die Anzahl der Stockwerke auf maximal sechs zu begrenzen.“

„Langweiliger geht’s nicht“

Mit seiner Kritik lief der FDP-Vorsitzende bei den Bürgern offene Türen ein. Einige monierten, dass das Hochhaus nicht ins Stadtbild passe. Eine Bedburgerin befürchtete, dass das Gebäude mit der Zeit verkommen könnte. Ein Bürger aus Kaster wollte wissen, welche Risiken die Stadt trage. Dabei bezog er sich vor allem auf spätere Schäden, die entstehen könnten, wenn das Gebäude auf nicht tragfähigen Böden errichtet würde. Das Risiko liege zunächst beim Investor, erwiderte Bundestagsabgeordneter Kippels. „Die Stadt kann nur in Haftung genommen werden, wenn sie grob fahrlässig handelt.“

Grünen-Ratsmitglied Janina Pier-Sekuhl lobte zwar, dass die Bedburger Stadtverwaltung ihr Konzept im Hinblick auf Artenschutz und Böden schon nachgebessert habe. Sie bemängelte aber die Anzahl mehrgeschossiger Häuser in dem geplanten Quartier. „Wir sind zwar für bezahlbaren sozialen Wohnraum. Wir sind aber auch für freies Wohnen.“ Ein Architekt im Publikum schloss sich ihr an und kritisierte außerdem den Reihenhauscharakter. „Langweiliger geht’s nicht.“

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Becker sieht in dem Wohnquartier mit „Stadtteildimensionen“ vor allem die Gefahr eines Subzentrums, das mit der Bedburger Innenstadt konkurrieren könnte. Geplant sind dort unter anderem ein Hotel, ein Kino und eine Veranstaltungshalle für bis zu 800 Personen – laut Stadt Garanten für dringend benötigte Arbeitsplätze. Die 400 Arbeitsplätze, die in dem Viertel dann entstünden, seien aber nicht die, die in Zeiten des Strukturwandels benötigt würden, sagte Becker. „Seien wir mal ehrlich: Ein ehemaliger RWE-Facharbeiter wird kein Popcorn an der Kinokasse verkaufen.“

Einig waren sich Fraktionsvertreter und Bürger darin, dass möglichst schnell ein Konsens gefunden werden muss. Die nächste Ratssitzung findet am Dienstag, 2. Juli, statt. Dann soll die Politik beschließen, wie es mit dem alten Zuckerfabrikgelände weitergeht.

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