Die Stadt will das Ergebnis eines Verkehrssicherheitsaudits abwarten, bevor über einen Bürgerantrag entschieden wird. Dagegen gab es Protest.
Nach tödlichem UnfallKeine Entscheidung über Tempolimit auf der Frechener Straße in Hürth

Mit Plakaten demonstrierten die Initiatoren und Unterstützer eines Bürgerantrags für Tempo 30 auf der Frechener Straße vor der Sitzung des Verkehrsausschusses.
Copyright: Andreas Engels
„Stoppt den Kindermord“ und „Sichere Wege für unsere Kinder in Hürth und überall“ stand auf Plakaten, mit denen rund zwei Dutzend Menschen am Dienstag vor dem Bürgerhaus demonstrierten. Dort befasste sich der Verkehrsausschuss mit einem Bürgerantrag zur Einführung von Tempo 30 auf der Frechener Straße. Entschieden wurde nichts.
Die Initiatoren Ingo Benz und Zeynep Fuchs haben bereits mit einer Online-Petition mehr als 10.000 Unterschriften gesammelt. Sie kritisieren, dass nach dem schweren Verkehrsunfall Anfang Juni, bei dem die zehnjährige Avin und der 25-jährige Schulbegleiter Luis ums Leben kamen, kaum etwas unternommen wurde, um die Verkehrssicherheit zu verbessern. Auch Axel Fell und Anja Georg vom ADFC teilen diese Kritik.
Hürth: Verwaltung will Ergebnis einer Verkehrsuntersuchung abwarten
Dabei gäbe es aus ihrer Sicht eine Reihe von möglichen Sofortmaßnahmen – vom Rotlichtblitzer über eine bessere Markierung bis zu Warnschildern. „Das hätte alles längst umgesetzt werden können, ohne große Kosten“, sagte Fell. Benz und Fuchs verwiesen am Rande der Sitzung auf einen Schriftwechsel mit dem NRW-Verkehrsministerium. Demnach sei der Stadt in Absprache mit der Bezirksregierung vorgeschlagen worden, die Höchstgeschwindigkeit im Abschnitt zwischen Sudetenstraße und Theresienhöhe auf Tempo 50 zu senken.
Alles zum Thema ADFC
- Radverkehr ADFC Leverkusen formuliert Forderungen an den neuen Stadtrat
- Debatte geht weiter Verärgerung über Radler und Roller in der Fußgängerzone in Siegburg
- Stichwahl Wählerinnen und Wähler in Rhein-Erft appellieren: „Geht wählen!“
- Mobilität Im Herbst starten zwischen Herkenrath und Spitze Rodungen für einen Radweg
- Unfälle beim Abbiegen Kreisverkehr in Wesseling ist für Radfahrer besonders gefährlich
- Sommerfest „Leverkusen bewegt“ will Senioren fit machen und vernetzen
- Bund fördert Projekt Bau der Fahrradstation in Hennef hat begonnen
Die Stadtverwaltung will jedoch zunächst die Ergebnisse eines Verkehrssicherheitsaudits abwarten, das derzeit von Experten des Landesbetriebs Straßen NRW durchgeführt wird. Darin werde auch die Einführung eines Tempolimits geprüft. Die Ergebnisse sollen Ende November, Anfang Dezember zunächst der Unfallkommission des Kreises vorgelegt werden.
Hürth beantragt Rotlichtblitzer beim Rhein-Erft-Kreis
Das dauert auch dem Bürgermeister zu lang. In der Sitzung erklärte Verwaltungschef Dirk Breuer, beim Kreis bereits einen Rotlichtblitzer beantragt zu haben. Der Autofahrer, der mehrere Kinder und Begleitpersonen erfasst hatte, war laut Zeugen bei Rot über die Ampel gefahren. Ob er auch zu schnell unterwegs war, ist nicht bekannt.
In das Audit fließen auch Geschwindigkeitsmessungen ein, die die Stadt innerhalb von zwei Wochen im Juli vorgenommen hat. Das Ergebnis: 85 Prozent der Fahrzeuge hätten das Tempolimit von 70 Kilometern pro Stunde nicht überschritten. Die Initiatoren des Bürgerantrags sehen die Auswertung aus einem anderen Blickwinkel: Über 13.200 Fahrzeuge seien zu schnell gewesen – in Einzelfällen sogar mit über 110 km/h – und hätten damit das Leben von Kindern auf einem Schulweg gefährdet.
Für ein Tempolimit zeichnet sich inzwischen eine breite Mehrheit im Verkehrsausschuss ab. Die Grünen fordern Tempo 50. „Der Schutz von Fußgängern und Radfahrern muss absolute Priorität haben“, so Fraktionssprecher Hendrik Fuchs. Auch für CDU-Sprecher Rüdiger Winkler spricht die Verkehrsmessung für ein Tempolimit. Vor einer Entscheidung müsse aber klar sein, welche Auswirkungen das auf mögliche Ausweichstrecken haben werde.
Die SPD stellte sich hinter die Forderung des Bürgerantrags und kritisierte, dass vier Monate nach dem tödlichen Unfall noch immer keine Entscheidung gefallen sei. „Die Verantwortlichkeiten werden zwischen Stadt, Kreis und Landesbetrieb hin und hergeschoben“, sagte Sprecher Michael Kleofasz. Bürgermeister Breuer kündigte an, die Verwaltung werde dem Verkehrsausschuss zur Dezembersitzung einen konkreten Vorschlag vorlegen.