Eine 2,5 Kilometer lange Kabeltrasse verbindet die Windräder mit dem Werk. Das hat laut der beteiligten Unternehmen einige Vorteile.
EnergiewendeKerpener Werk bezieht Strom direkt aus dem Windpark in der Berrenrather Börde

Per symbolischen Knopfdruck nahm Ministerin Neubaur (M.) gemeinsam mit Vertretern der Unternehmen und der Politik den Windpark in Betrieb.
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Seit vergangenem Winter drehen sich vier neue Windräder in der Berrenrather Börde zwischen Hürth und Kerpen – zunächst im „Trudelbetrieb“, weil der Netzanschluss noch fehlte. Der kleine Windpark im rekultivierten Tagebau kann bis zu zwölf Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen und damit mehr als 4000 Haushalte versorgen. Ein Teil des Stroms fließt allerdings nicht ins öffentliche Netz, sondern direkt an einen benachbarten Gewerbebetrieb.
Das Winderunternehmen SL Naturenergie aus Gladbeck hat den Windpark jüngst im Beisein von NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und Bodo Middelhoff von der Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) symbolisch in Betrieb genommen und einen langfristigen Belieferungsvertrag mit der Ohra Regalanlagen GmbH in Kerpen unterschrieben. Das Tochterunternehmen der Hölscher Holding produziert seit 40 Jahren Schwerlastregale im Rheinischen Revier.
Hürth: Eine Million Kilowattstunden werden jährlich nach Kerpen geliefert
Aus dem Windpark werden künftig jährlich mehr als eine Million Kilowattstunden Windstrom an den Gewerbebetrieb geliefert. Der Strom fließt über eine 2,5 Kilometer lange Kabeltrasse, die den Windpark direkt mit dem Werk verbindet – ohne das öffentliche Stromnetz zu belasten. Nach und nach sollen die Rotoren jetzt ans Netz gehen.
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Die beiden Unternehmen haben einen langfristigen Liefervertrag über 25 Jahre vereinbart und angekündigt, ihre Partnerschaft noch auszubauen. So plant Ohra, weitere Produktionsprozesse zu elektrifizieren und damit langfristig Gas als Energieträger zu ersetzen. Damit wird sich der Strombedarf des Unternehmens in den kommenden Jahren deutlich erhöhen – ebenso wie nach Einschätzung des Windparkbetreibers die Bedeutung der Direktbelieferung mit regionalem Windstrom.
Direktlieferverträge sind bislang kaum verbreitet
Solche Direktlieferverträge sind bislang kaum verbreitet. Die beiden Unternehmen SL Naturenergie und Ohra zählen laut ZRR, die mit regionalen Akteuren im Rahmen des „Gigawattpakts“ das Ziel von mindestens fünf Gigawatt an erneuerbaren Energien im Rheinischen Revier bis 2028 anpeilt, zu den Vorreitern. Vorteile seien unter anderem eine höhere Versorgungssicherheit, gestärkte Wettbewerbsfähigkeit und ein stabileres Stromnetz.
Bereits seit Juni 2024 beliefert SL Naturenergie ein Stahlwalzwerk von Thyssenkrupp in Hagen-Hohenlimburg mit Windstrom. Mit dem bundesweit ersten Direktliefervertrag habe man Pionierarbeit geleistet, so das Unternehmen. Im Mai 2025 kam ein weiterer Betrieb in Hagen dazu. Mit Ohra in Kerpen wurde nun zum dritten Mal eine direkte Belieferung vereinbart.
Strukturwandel und Energiewende gehen Hand in Hand
Klaus Schulze Langenhorst, Geschäftsführer der SL Naturenergie, sieht gerade in diesem Projekt ein starkes Signal: „Das ist Strukturwandel pur: Auf einem ehemaligen Tagebau, direkt gegenüber dem Kraftwerk Hürth-Knapsack, wird der Strom jetzt aus Windenergie produziert. Dann geht er per Direktleitung in den Industriebetrieb und sorgt dort für dauerhaft bezahlbare Preise. Strukturwandel und Energiewende gehen Hand in Hand.“
SL Naturenergie hat nach eigenen Angaben rund 160 Windenergieanlagen mit etwa 400 Megawatt Leistung in Nordrhein-Westfalen am Netz hat. In der Berrenrather Börde hat das Unternehmen vier Windräder des älteren Typs Enercon E-82 errichtet, zwei auf Hürther, zwei auf Kerpener Stadtgebiet. Grund dafür sei die Höhenbeschränkung durch die Lage der ehemaligen Tagebaufläche in der Einflugschneise des Fliegerhorsts in Nörvenich. Die Anlagen haben eine Gesamthöhe von 120 Metern, inklusive Rotorblättern.