Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

A4-Verlegung bei KerpenBuirer nehmen Abschied von der Stille

3 min

Das neue Stück der Autobahn 4 zwischen den Kreuzen Kerpen und Düren wird nächste Woche eröffnet.

Kerpen – Der Antrag von Kurt Claßen, Tagebaukritiker aus Buir, liegt beim Landesbetrieb Straßen in Euskirchen auf den Tisch: Die Behörde solle doch von der für nächste Woche geplanten Eröffnung des neuen Autobahnstückes zwischen Düren und Kerpen absehen. Schließlich werde die alte Autobahntrasse laut Planung erst 2017 vom Tagebau Hambach erreicht. Die drei Jahre bis dahin könne man den Buirern doch noch etwas Ruhe gönnen und auf die „vorzeitige Inbetriebnahme“ der neuen Trasse verzichten. Alles andere würde, so meint Claßen, das „Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit“ verletzen.

Dass seinem Antrag entsprochen wird, ist nicht zu erwarten: Schließlich, so heißt es bei der Straßenbaubehörde, ist die neue Autobahn sechsspurig. Die alte habe nur vier Spuren und bilde auf der ansonsten durchgängig sechsspurigen A 4 zwischen Köln und Aachen ein „Nadelöhr“, das schnellstmöglich beseitigt werden solle. „Mit dem Tagebau hat das nichts zu tun.“

So bleibt es also beim feierlichen Eröffnungstermin, am Dienstag, 16. September, 11.30 Uhr, im Bereich der neuen Anschlussstelle Elsdorf, die an der Hüttenstraße bei Sindorf liegt. Minister Michael Groschek und Staatssekretär Enak Ferlemann haben sich angekündigt. Sie sollen mit einem Doppeldeckerbus über die neue Autobahn ein Stück in Richtung Düren fahren.

Begleitet werden sie dabei von Elektromobilen, die das Unternehmen RWE beisteuert. Weil die Autobahnverlegung durch die geplante Ausdehnung des Tagebaus Hambach erst nötig wurde, steuert das Unternehmen 84,5 Millionen Euro zu den Gesamtkosten von 192 Millionen Euro bei. Matthias Hartung, Vorstandsvorsitzender von RWE Power, wird daher mit im Doppeldeckerbus sitzen.

Treffen als Gegenveranstaltung

Nun hoffen die Organisatoren darauf, dass die Busfahrt planmäßig und ohne Störungen verläuft. Wegen der im Hambacher Forst lebenden Waldbesetzer soll es „Sicherheitsbedenken“ geben. Eine Protestveranstaltung hat jedenfalls schon die Initiative „Buirer für Buir“ angekündigt: Für Montagabend, 15. September, 18.30 Uhr, lädt sie unter dem Motto „Stiller Abschied von der Stille“ zu einem „Nachbarschaftstreffen“ auf die „Olbertze Brücke“ ein. Die Brücke führt im Westen von Buir über die neue Autobahn.

„Wir wollen hier und jetzt Raum geben für einen Abschied. Wir verabschieden auf der Olbertze Brücke die Nachtruhe, das leise Buir mit guter Luft.“ Zu dem Treffen sollen die Teilnehmer Essen, Trinken, Geschirr und eventuell einen Klappstuhl und eine Taschenlampe mitbringen. Das Treffen wird auch eine Art Gegenveranstaltung zu dem „Nachbarschaftstreffen“ sein, zu dem Stadt und RWE zeitgleich auf dem Manheimer Grillplatz einladen. Die Initiative weist darauf hin, dass es gegen die Verlegung der A4 1200 Einsprüche von Bürgern gegeben habe.

Bund spricht von „Horrorszenario“

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat sich schon zu Wort gemeldet: Mit der neuen Autobahn werde ein „Horrorszenario“ für die Buirer „Realität“. Neben der DB-Strecke und der Hambachbahn führe bald auch die sechsstreifig ausgebaute A 4 unmittelbar an der Ortslage vorbei. Lärm und Staub seien die Folge.

Beim Landesbetrieb Straßen wird dies anders gesehen: Tieflage der Autobahn, Lärmschutzwälle und Flüsterasphalt sollen dafür sorgen, dass die Buirer von der neuen Autobahn nicht viel hören werden: „Es wird sogar leiser werden, weil der Durchgangsverkehr zur Autobahnanschlussstelle Buir wegfällt“, mutmaßt Eulmann.

Die Anschlussstelle Buir wird am Mittwoch, 17. September, in Fahrtrichtung Köln stillgelegt, weil dann die neue Anschlussstelle Elsdorf bei Sindorf in Richtung Köln für den normalen Verkehr eröffnet wird. Ab Sonntag, 20. September, soll die Anschlussstelle Buir dann auch in Richtung Aachen gesperrt werden. Von der Anschlussstelle Elsdorf aus wird man aber erst Ende des Jahres in Richtung Aachen fahren können, weil dort erst noch die alte Autobahntrasse abgetragen werden muss. Doch gilt es als sicher, das die neue Anschlussstelle wesentlich zu einer Entlastung des Verkehrsnetzes rund um Sindorf beitragen wird. Während die einen klagen, dürften sich andere freuen.