Großdemonstration geplantKlimaaktivisten beziehen Büro auf besetztem Hof in Lützerath

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Klimaschutz-Initiative bezieht Heukamp-Hof

Mit gepackten Kartons zogen Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher Klimaschutz-Initiativen am Donnerstag  symbolisch in den Heukamp-Hof ein.

Erkelenz-Lützerath – Die Reaktion der Klimagerechtigkeits-Bewegung ließ nicht lange auf sich warten: Einen Tag nach dem Bundeskabinettsbeschluss, den Kohleausstieg in NRW von 2038 auf 2030 vorzuziehen, das Erkelenzer Dorf Lützerath am Tagebau Garzweiler aber doch noch wegbaggern zu lassen, eröffneten Vertreterinnen und Vertreter von einem runden Dutzend Klimaschutz-Initiativen am Donnerstagvormittag am Schauplatz des Widerstands symbolisch ein Aktionsbüro. Untergebracht ist es im kürzlich in RWE-Besitz übergegangenen Hof des letzten Lützerather Landwirts Eckhardt Heukamp.

Aktivisten wollen Solidarität bekunden

Heukamp schaute lächelnd zu, als Umzugskartons mit den Aufschriften der Bürobetreiber ins alte Gemäuer getragen wurden. Zu den Unterstützern gehören neben anderen Gruppen der katholische Diözesanrat des Bistums Aachen, die Initiativen „Alle Dörfer bleiben“, „RWE-Tribunal“ und „Kirche(n) im Dorf lassen“, der Verein Umweltinstitut München, die globalisierungskritische Organisation „Attac“, „Parents For Future“ aus Köln und die Anti-Atom-Bewegung „Ausgestrahlt“.

Inwieweit all diese Gruppen tatsächlich im Büro arbeiten werden, bleibt abzuwarten. Zunächst einmal geht es ihnen darum, den Aktivistinnen und Aktivisten von „Lützerath lebt“ ihre Solidarität zu bekunden und ihnen ihre Unterstützung anzubieten. Dutzende „Lützi lebt“-Leute harren seit langem in einem Hüttendorf am Ortsrand aus, sind in mehrere verlassene Wohnhäuser eingezogen und halten jetzt auch den ehemaligen Heukamp-Hof besetzt.

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Scharfe Kritik an politischen Beschlüssen

Die Büroeröffnung nahmen Sprecherinnen und Sprecher mehrerer Initiativen zum Anlass, scharfe Kritik an den jüngsten politischen Beschlüssen zu üben. Zwar solle nach 2030 im rheinischen Revier keine Braunkohle mehr gefördert werden. Dafür aber werde bis zu diesem Ausstiegsdatum umso mehr und umso schneller gebaggert. Gutachten zeigten, dass dies trotz der aktuellen Energiekrise nicht notwendig sei. Die deutschen 1,5-Grad-Ziele könnten bei den nun bis 2030 angepeilten Fördermengen keinesfalls eingehalten werden.

Besonders deutlich wurde „Lützerath lebt“-Sprecherin Mara Sauer. „Der Hinterzimmer-Deal von Bundeswirtschaftsminister Habeck und NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur mit den RWE-Bossen ist eine heuchlerische Mogelpackung. Es werden keine Emissionen eingespart, sondern sie werden nur zeitlich vorgezogen. Die Kohle unter Lützerath braucht es nicht, damit wir gut leben können. Sie wird nur gebraucht, um eine Industrie, die unsere Lebensgrundlagen zerstört, weiter zu füttern.“

Großdemonstration am 12. November geplant

„Lützerath lebt“ werde sich mit vielen Unterstützerinnen und Unterstützern „der vollkommen unnötigen Vergrößerung des Lochs entschlossen entgegenstellen“, sagte Mara Sauer und lud alle Gleichgesinnten zu einer Großdemonstration am 12. November nach Lützerath ein. Tausende werden erwartet. „Wir werden nicht weggehen, sondern Lützerath verteidigen“, so Sauer, „wir werden uns der Zerstörung, der Heuchelei der Bundesregierung und der Profitgier von RWE mit vielfältigen Protesten in den Weg stellen.“

Derweil hofft Marie-Theres Jung vom Diözesanrat, dass das letzte Wort über Lützerath noch nicht gesprochen ist. „Alle Parteien müssen sich noch einmal an einen Tisch setzen, wieder ins Gespräch kommen, diesen Ort befrieden und gemeinsam überlegen, wie eine alternative Energiegewinnung möglich ist“, sagte sie.

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