Fast jeden Tag wird Benjamin Klapper in den nächsten vier Wochen im Rhein-Center in Köln-Weiden an seiner begehbaren Skulptur arbeiten.
Filigranes KunstwerkPulheimer möchte mit Bierdeckeln einen Weltrekord aufstellen

Mit viel Geduld und Augenmaß - Benjamin Klapper startet im Rhein-Center in Köln-Weiden einen Bierdeckel-Weltrekordversuch.
Copyright: Elke Petrasch-Brucher
Haben Sie schon mal versucht, aus Bierdeckeln ein Häuschen zu bauen? Genau. So einfach ist das gar nicht. Man benötigt neben stabilen Bierdeckeln auch jede Menge Geduld und Durchhaltevermögen. Der Pulheimer Benjamin Klapper (49) scheint über beides im Übermaß zu verfügen.
Pulheim: Mit einer Wette fing alles an
Seit er denken kann, baute er zunächst Häuschen und später immer filigranere Skulpturen aus Bierdeckeln. Und mit der Zeit wuchs in ihm der Wunsch, der Vergänglichkeit seiner Kunstwerke Beständigkeit entgegenzusetzen. „Ja, das Ganze ist aus einer Wette heraus entstanden“, verrät er und lacht. „Vor 32 Jahren habe ich gesagt, bevor ich 50 werde, will ich mit meinen Bierdeckeln ins Guinnessbuch der Rekorde.“
Zunächst einmal musste eine Ausstellungsfläche her. „Zwei Jahre lang habe ich überall nachgefragt, sogar im Kölner Dom“, sagt er. „Da kam eine sehr nette Absage.“ Im Rhein-Center in Köln-Weiden wurde er schließlich fündig. Im ersten Stock gegenüber der Thalia-Buchhandlung hat er am Montag das Fundament für sein ambitioniertes Projekt gelegt.
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2017 nahm er mit seiner Bierdeckel-Skulptur "Innere Sicherheit" an den Kunsttagen Rhein-Erft teil.
Copyright: Benjamin Klapper
„Da lief mir gleich ein Kleinkind und ein Hund dazwischen“, sagt er schmunzelnd. „Ein bisschen aufpassen muss ich schon.“ Viele neugierige Besucherblicke dürften dem Pulheimer Videoprofi in den nächsten vier Wochen sicher sein, bis das monumentale, begehbare Kunstwerk aus 80.000 Bierdeckeln steht und hoffentlich nicht wackelt.
„Die Skulptur muss für meinen Weltrekord über drei Meter hoch werden“, erklärt Benjamin Klapper. „Das wird richtig spannend, ich bin auch ziemlich aufgeregt.“ Die nächste Hürde war die Bürokratie. Einen Bauplan im Guinness-Weltrekord-Büro einreichen und das Design planen, nun dokumentieren drei Kameras im Raum die Bauvorschritte.
Das ist ein Werk voller Vergänglichkeit und Kreativität
Die Bierdeckel zu kleben, ist natürlich streng verboten. „Und ich brauche hinterher eine unabhängige Jury, die alle 80.000 Bierdeckel zählt“, erklärt er. Benjamin Klapper ist kein Anfänger, sondern renommierter Bierdeckel-Baumeister und ein anerkannter Künstler noch dazu. Im Foyer der deutschen Welle standen bereits seine illuminierten Werke und auch im Cinedom.
2017 nahm er erfolgreich mit seiner Bierdeckel-Skulptur „Innere Sicherheit“ an den Kunsttagen Rhein-Erft in der Abtei Brauweiler teil. „Inside“ ist der Titel seiner aktuellen Weltrekord-Skulptur. „Außen ist die Skulptur ganz weiß, sie besteht aus Bierdeckel-Rohlingen. Nach innen wird sie immer bunter“, erklärt der Pulheimer und philosophiert: „Das ist ein Werk voller Vergänglichkeit und Kreativität.“
Auch das Bauen selbst habe für ihn etwas Meditatives. Fast jeden Tag wird er in den nächsten vier Wochen im Rhein-Center anzutreffen sein. „Es fehlen mir aber noch rund 20.000 Bierdeckel“, gesteht er. Er verbaue Bierdeckel jeder Art, auch gebrauchte, nur stabil müssen sie sein. „Manchmal gibt es auch Überraschungen“, sagt er. „Bierdeckel mit Strichen, Kritzeleien oder Notizen.“ Eine Steuererklärung sei aber noch nicht dabei gewesen.
Die monumentale, begehbare Bierdeckel-Skulptur von Benjamin Klapper kann bis nach Weihnachten im Rhein-Center besichtigt werden. Am Samstag, 10. Januar, wird das vergängliche Kunstwerk kontrolliert zum Einsturz gebracht. Das Rhein-Center Köln-Weiden, Aachener Straße 1253 ist (außer sonntags) von 10 bis 20 Uhr geöffnet.
Weltrekord
80.000 Bierdeckel sollen das Kunstwerk im Rhein-Center bilden. Um den Einzug ins berühmte Guinnessbuch der Rekorde zu schaffen, muss Benjamin Klapper den bisherigen Rekordhalter übertrumpfen und der ist praktisch ein Nachbar: Sven Goebel aus Kall in der Eifel. Er errichtete 2004 eine mehr als drei Meter hohe und fünf Meter breite Struktur aus 70.000 Bierdeckeln und hält seit dem den internationalen Titel als Schöpfer der „Largest drink coaster structure“, wie aus den Angaben des Guinnessbuchs hervorgeht.
Weltrekorde werden seit den 1950er-Jahren im Guinnessbuch festgehalten. Das Werk erschien erstmals 1955 und wurde im Auftrag der irischen Brauerei herausgegeben. Das Werk sollte ursprünglich Streitfragen in Kneipen und Gaststätten klären, berichtet die heutige „Guinness World Records Limited“. (lb)

