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Schockierende AufnahmenVideo zeigt „Rhein in Flammen“ in einem völlig anderen Licht

Lesezeit 4 Minuten
Die Aufnahmen erwecken den Eindruck, als sei man in ein Kriegsgebiet geraten.

Die Aufnahmen erwecken den Eindruck, als sei man in ein Kriegsgebiet geraten.

Nach der traditionellen Veranstaltung in der Bonner Rheinaue meldet sich scharfe Kritik auch an der Oberbürgermeisterin.

„Das habt ihr gemacht, mit eurem scheiß Feuerwerk!“ – die Szenen aus dem Video von Stefan Bröckling sind nichts für schwache Nerven. In den Händen hält der Tierschützer, der 2015 den „Tiernotruf“ ins Leben gerufen hat, einen toten Schwan. Der Kopf des Tieres hängt leblos herab, der majestätische Vogel ist mit Blut beschmiert.

Es ist der Auftakt eines Beitrags auf Instagram am Dienstag (6. Mai), der sich wie ein Lauffeuer in den sozialen Netzwerken verbreitet. Nicht zum ersten Mal erhebt Bröckling auf diese Weise Anklage gegen die Veranstalter des Groß-Events „Rhein in Flammen“.

„Rhein in Flammen“: Schockierende Aufnahmen aus der Rheinaue

Er werde alles daran setzen, dass es das Feuerwerk in den Bonner Rheinauen im kommenden Jahr 2026 nicht mehr geben wird, gibt sich der Tierschützer kämpferisch.

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Die darauf folgenden Aufnahmen stammen vom Rheinauensee. Hier, inmitten des Naherholungsgebietes, das mit 160 Hektar fast so groß ist wie die Bonner Innenstadt, wurde am Samstagabend (3. Mai) wie in jedem Jahr von „Rhein in Flammen“ das traditionelle Feuerwerk gezündet.

Rheinauensee wie im Kriegsgebiet bei „Rhein in Flammen“

Die Bilder zeigen jedoch eine ganz andere Sicht auf das Feuerwerk. Die spektakulären Lichtexplosionen am Himmel geraten in dem Video völlig in den Hintergrund. Stattdessen hat man eher den Eindruck, plötzlich in ein Kriegsgebiet geraten zu sein.

Ein Schwan wird von dem Feuerwerk bei „Rhein in Flammen“ in der Rheinaue in Bonn aufgeschreckt.

Ein Schwan wird von dem Feuerwerk bei „Rhein in Flammen“ in der Rheinaue in Bonn aufgeschreckt.

In der Dunkelheit über dem See klingen die Raketen und pyrotechnischen Effekte wie eine nicht enden wollende Salve an Schüssen. Die extreme Aufregung der Vögel wird aus den Bildern ersichtlich. Die Szenen zeigen auch große Schwäne aufgeschreckt auffliegen und orientierungslos umherflattern.

Tiernothilfe schlägt nach „Rhein in Flammen“ Alarm

14 Minuten dauerte das Feuerwerk von „Rhein in Flammen“ – die Drohnen-Show, mit der das Spektakel eigentlich kombiniert werden sollte, musste wegen einer Fremd-Drohne abgesagt werden. Die Folgen für die Wasservögel sind laut dem Tierschützer von der „Tiernothilfe“ gravierend.

Den Schwan habe er am Morgen nach dem Feuerwerk auf der Konrad-Adenauer-Brücke, die direkt über die Bonner Rheinaue führt, tot aufgefunden. Stefan Bröckling vermutet, dass er in Panik aufgeflogen ist und mit einer der Hochspannungsleitungen kollidiert ist.

Der Tierschützer hält einen tödlich verletzten Schwan auf der Konrad-Adenauer-Brücke in den Händen.

Der Tierschützer hält einen tödlich verletzten Schwan auf der Konrad-Adenauer-Brücke in den Händen.

„Fakt ist, der Schwan war nur wegen des Feuerwerks in der Luft“, ist sich Bröckling sicher. Schwere Tiere wie diese, der Schwan wog mehr als zehn Kilogramm, würden sonst niemals mitten in der Nacht grundlos auffliegen. „Vermutlich hatte das Tier eine Partnerin und eventuell sogar Nachwuchs“, so der Tierschützer weiter.

„Rhein in Flammen“: Tierschützer findet Umgang mit Feuerwerk unbegreiflich

Für den Gründer der „Tiernothilfe“ ist es unbegreiflich, warum die Veranstalter von „Rhein in Flammen“ das Feuerwerk ausgerechnet hier zünden, in unmittelbarer Nähe zum Rheinauensee und der Vogelinsel. Es ist die Heimat hunderter Wasservögel, Kanadagänsen und Schwänen. In den Bäumen nistet eine Graureiher-Kolonie.

Hinzu komme, dass die Groß-Veranstaltung mitten in der Brutzeit stattfindet.

„Wie viele weitere Tiere mit ihrem Leben bezahlt haben, das weiß niemand. Weil es keine Zählungen und auch keine Beobachtungen diesbezüglich gibt“, sagt Stefan Bröckling. „Ich verstehe es nicht, wie Tausende Menschen am Ufer stehen können, jubeln und die Show genießen, während doch alle sehen, wie panisch die Tiere auf dem See reagieren.“

Tiernothilfe schießt gegen Katja Dörner: „Das Elend dieser Nacht hat ein Gesicht“

Erstmals nahm der Tierschützer nun auch Katja Dörner, Bonns Oberbürgermeisterin, persönlich in die Kritik. „Als sie das Feuerwerk unkommentiert auf ihrem Instagram-Kanal gepostet haben, hat das Elend dieser Nacht ein Gesicht bekommen: Ihr Gesicht“, attackierte er die Politikerin.

Von einer „grünen Oberbürgermeisterin“, Katja Dörner ist Parteimitglied von Bündnis 90/Die Grünen, hatte sich Bröckling mehr Initiative für den Tierschutz erhofft.

Tiernotdienst will Konsequenzen aus Feuerwerk bei „Rhein in Flammen“ ziehen

Bröckling weiter: „Wann haben Sie eigentlich ihre grünen Werte im Rhein versenkt? Wildtiere in Angst und Schrecken zu versetzen und deren Tod in Kauf zu nehmen, Feinstaub in die Luft zu blasen, die Verschmutzung der Rheinauen mit Lärm und Licht, das Versenken von abgebrannten Feuerwerkskörpern im Rheinauensee: Nichts davon ist grün.“

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat die Stadt Bonn am Mittwoch (7. Mai) mit den Vorwürfen konfrontiert. Bislang blieb die Anfrage unbeantwortet.

Der Tiernotruf kündigte unterdessen Konsequenzen an. Gemeinsam mit einem Rechtsbeistand wolle er das Feuerwerk in der Rheinaue juristisch überprüfen lassen, so Stefan Bröckling weiter. Er ist der Überzeugung, dass es nicht erlaubt sein kann, Wildtiere in ihrem Brutrevier mit Feuerwerk in Todesangst zu versetzen.