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Skandal um Brücke am Aachener WeiherAls der kölsche Klüngel seine Unschuld verlor

Lesezeit 3 Minuten
Der Aachener Weiher mit der kleinen Brücke im Hintergrund, im Vordergrund Hände, die einen Umschlag mit Geld halten

Überteuerte Rechnungen für sinnlose Reparaturen: Die kleine Brücke am Aachener Weiher (r.) wurde zum Symbol für Kölns größten Korruptionsskandal

Eine kleine Brücke ist das Symbol für einen riesigen Korruptionsskandal. „True Crime Köln“ berichtet vom Versagen der Stadtverwaltung.

30 Meter lang ist die kleine Brücke zwischen Aachener Weiher und Ostasiatischem Museum – ein kleines Bauwerk, über die Tausende spazieren, ohne sich viel dabei zu denken. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass die Brücke zum Symbol für Korruption und Schlamperei in der Kölner Stadtverwaltung wurde. Sechzehn Jahre war sie Gegenstand von Ermittlungen und heftigen Diskussionen. Auf den Bestechungsskandal folgte eine lang andauernde Bauposse rund um ihre immer teurer werdende Sanierung.

Städtische Mitarbeiter verhaftet

Überteuerte Rechnungen und sinnlose Reparaturen für die Brücke am Weiher waren nur eine Facette im größten Kölner Korruptionsskandal der Kölner Nachkriegsgeschichte. Firmenchefs hatten sich mit städtischen Bediensteten abgesprochen. Zuvor waren Preisabsprachen rund um Bauaufträge für das Klinikum in Merheim aufgeflogen. Nach und nach zeigte sich, dass es um mehr als ein, zwei Einzelfälle ging.

Im Dezember 1998 rückten rund 200 Ermittler einer Sonderkommission der Polizei aus, um bei einer großen Razzia Firmen und Privathaushalte zu durchsuchen. 22 städtische Bedienstete wurden festgenommen, sieben verhaftet. In den folgenden Wochen kamen immer mehr Details über Betrügereien, Absprachen und Bestechung ans Licht. Der sprichwörtliche „kölsche Klüngel“ hatte endgültig jede Unschuld verloren.

Alles zum Thema Aachener Weiher

Die neue Folge hören:

Die neue Folge von „True Crime Köln“ erzählt die Geschichte von der Brücke am Weiher und erinnert an den folgenreichen Skandal. Nachdem das ganze Ausmaß klar geworden war, musste sich Kölns Verwaltung und Politik neuen Ansprüchen stellen: Der damalige SPD-Oberbürgermeisterkandidat Klaus Heugel musste kurz darauf wegen Insiderwissen bei einem kleineren Aktiengeschäft seinen Posten räumen.

Da hatte mancher vor ihm wegen größerer Vergehen überlebt. Und die Stadtverwaltung verordnete sich selbst einen Anti-Korruptions-Verhaltenskodex, der bis heute verbietet, einem Müllwerker oder einer Krankenpflegerin ein Trinkgeld zu geben.

Zu Gast bei „True Crime Köln“ ist der Kölner Autor Bernd Imgrund („Köln kriminell“), der die Geschichte um die Brücke über viele Jahre begleitet hat. Außerdem erinnert sich der Bezirksbürgermeister Andreas Hupke an einen Skandal, den man seiner Meinung nach nicht als „Klüngel“ oder „Posse“ verharmlosen dürfe. Die Anti-Korruptionsbeauftragte der Stadt, Verena Meyers, wehrt sich gegen den Vorwurf, dass die Stadt heute mit ihren Regeln übers Ziel hinausschießt. Sie sagt: Schon kleinste Zuwendungen können gravierende Folgen haben.

Bis zu zehn Korruptionsfälle pro Jahr

Dass strenge Regeln nötig sind, belege die Tatsache, dass trotz aller Gegenmaßnahmen jedes Jahr immer neue Fälle auffliegen würden. „Wir sind eine große Stadtverwaltung und werden deshalb immer das Ziel von Korruptionsversuchen sein“, so Meyers. Die Dienstleistungen, die die Stadt anbiete, seien eben nicht nur für einfache Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für kriminelle Vereinigungen interessant. Es sei aber gelungen, das Risiko zu verringern. Pro Jahr fliegen bis zu zehn Fälle auf, wie zuletzt der sogenannte Schleuser-Skandal im Ausländeramt. Verflechtungen wie Ende der 1990-Jahre habe es aber seit dem großen Skandal nie wieder gegeben.

Die neue Folge von „True Crime Köln“ hören Sie überall, wo es Podcasts gibt, und natürlich über die Homepage des Kölner Stadt-Anzeiger im Netz.

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