Toleranz-PreisAn diesen drei Kölner Schulen wird Vielfalt gelebt

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Vertreterinnen und Vertreter der Preisträger-Schulen halten die Urkunde des Toleranz-Preises in die Höhe.

Vertreterinnen und Vertreter der Kölner Preisträger-Schulen.

Zwei Kölner Gymnasien und eine Realschule sind für ihr besonderes Engagement in Sachen Antirassismus und friedliches Miteinander ausgezeichnet worden. Der „Toleranz macht Schule - Schulen der Toleranz“-Preis ist mit 2000 Euro datiert und wird unter anderem von „wir helfen“ unterstützt. 

„Wir streben danach ein Land zu bilden, das sich allen Kulturen, Farben, Charakteren und menschlichen Lebensverhältnissen verpflichtet fühlt. Und so erheben wir unseren Blick nicht auf das, was zwischen uns steht, sondern auf das, was vor uns steht. Wir schließen die Kluft, weil wir wissen, dass wir, um unsere Zukunft an erste Stelle zu setzen, zuerst unsere Unterschiede beiseitelegen müssen.“

Mit diesen bewegenden Zeilen, die aus dem Gedicht von Amanda Gorman stammen, und mit dem die junge Studentin für den wohl emotionalsten Moment der Amtseinführung Joe Bidens als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sorgte, leitete Beatrix Busse, Prorektorin der Uni Köln, die feierliche Verleihung der diesjährigen Toleranz-Preise an drei Kölner Schulen ein. Und machte damit deutlich: Toleranz ist mehr als nur das Erdulden von Andersartigkeit.

Toleranz ist eine Haltung, die sich nicht von selbst einstellt, sondern von klein auf hart erarbeitet werden muss
Beatrix Busse, Prorektorin der Uni Köln

„Toleranz ist eine Haltung, die sich nicht von selbst einstellt, sondern von klein auf hart erarbeitet werden muss.“ Die Uni Köln und die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste zeichneten am Mittwoch im Rahmen der Verleihung der „Toleranzringe“ die Elly-Heuss-Knapp-Realschule, das Albertus-Magnus-Gymnasium und das Deutzer Gymnasium Schaurtestraße mit dem – seit vielen Jahren von „wir helfen“ geförderten – „Toleranz macht Schule“-Preis und jeweils 2000 Euro aus.

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Preis für tolerantes Miteinander im Schulalltag

Damit würdigen das Zentrum für Lehrerinnenbildung der Uni Köln (ZfL) und die „Europäische Akademie“ zum fünften Mal das Engagement von Schulen im Großraum Köln für ein besonders tolerantes Miteinander in deren Schulalltag. Schließlich liege der Schlüssel zu einem friedlichen Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen in der Bildung. Und damit in den Schulen, sagte Stefan Zimmermann, Vorsitzender des Kölner Kuratoriums zur Verleihung der Toleranzringe.

Dass ein Klima der Toleranz und des gegenseitigen Respekts gerade auch in Schulen nicht selbstverständlich ist, darauf wies Daniel Kramp hin: „Toleranz bedeutet an unseren Schulen häufig vor allem auch Frustrationstoleranz.“ Vor dem Hintergrund eines Investitionsrückstands in Höhe von rund 45,6 Milliarden Euro und dem Fehlen von bundesweit rund 40.000 Lehrerinnen und Lehrern sei es um unsere Schulen schlechter bestellt, als um deutsche Straßen, mahnte der ZfL-Geschäftsführer.

So können Sie helfen

„wir helfen: Damit alle Kinder bei uns eine Zukunft haben“

Mit unserer neuen Jahresaktion „wir helfen: damit alle Kinder bei uns eine Zukunft haben“ bitten wir um Spenden für Projekte in Köln und Umgebung, die Kindern und Jugendlichen eine gute körperliche und geistige Entwicklung ermöglichen. Die gesamte Spendensumme wird weitergegeben, die Verwaltungskosten trägt der Verlag M. DuMont Schauberg. Die Spendenkonten lauten: „wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“ Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55 Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25 Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.

86 Prozent der jungen Menschen haben Sorge um die Zukunft

Hinzukommt: Laut einer aktuellen Studie der Vodafone-Stiftung machen sich 86 Prozent der jungen Menschen in Deutschland Sorgen um ihre Zukunft; drei Viertel der 14- bis 21-Jährigen erleben die deutsche Demokratie als zu schwerfällig, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu lösen; nur 23 Prozent erwarten, dass Deutschland den Klimawandel bis 2050 im Griff hat; weniger als ein Drittel (30 Prozent) denkt, dass Deutschland bis dahin sozial gerechter sein wird als heute. Und: Nur acht Prozent der jungen Menschen haben die Hoffnung, dass es ihren Kindern einmal besser gehen wird als ihnen.

Vor diesem Hintergrund habe man vor allem denjenigen großen Respekt zu zollen, die junge Menschen trotz aller Widrigkeiten Tag täglich auf ein Leben in Vielfalt vorbereiten: Unsere Lehrerinnen und Lehrer, die Beatrix Busse als wesentliche „Change Agents“ würdigte. „Schulen sind Treibhäuser der Zukunft, wesentliche Orte, an denen Zukunft gestaltet, Verschiedenheit erfahren und geübt werden kann“, betonte auch Daniel Kramp.

Das sind die Gewinner-Schulen

Eine dieser Schulen, an denen sich viele Beteiligte täglich mit Mut, Kreativität, Empathie und Zugewandtheit für eine offene Gesellschaft einsetzen, ist die Elly-Heuss-Knapp-Realschule (EHK) in Mülheim. Den diesjährigen Toleranz-Preis erhielt sie, weil sie, so die Begründung der Jury, von Schülerinnen und Schülern aus mehr als 20 Nationen besucht wird, eine Inklusionsschule ist, an der Lehrerinnen und Lehrer eine wertschätzende Sprache gegenüber ihren Schülerinnen und Schülern pflegen und sie motivieren und bestärken, egal wie gut oder schlecht die Leistungen sind.

Ein weiterer Beweis dafür, dass Schule auch unter widrigsten Bedingungen tolerant und erfolgreich sein kann, ist laut Jury das Albertus-Magnus-Gymnasium in Neuehrenfeld. „Hier lernen und arbeiten Menschen verschiedener Herkunft und kultureller Ausprägung, Menschen mit verschiedenen Ansichten, sexuellen Orientierungen oder Identitäten, mit verschiedenen Behinderungen und Begabungen. Diese Vielfalt verstehen wir als Chance und Bereicherung für unsere Gemeinschaft“ – diese Selbstdarstellung der Schule auf ihrer Homepage steht für sich und den „Toleranz“-Preis, den sie dafür erhalten hat.

Toleranz-Kit schweißt Schulgemeinde zusammen

Schließlich erhielt das Deutzer Gymnasiums Schaurtestraße einen Preis für seine vielfältigen Initiativen und Projekte in puncto Toleranz, wie die Diversity-AG, die Europa-Projektwoche, den Tag der Vielfalt oder den Talentscout, kurz: für einen „Toleranz-Kit, bestehend aus Austausch, Perspektivwechsel, Meinungsvielfalt, Offenheit, gegenseitige Wertschätzung und Eigeninitiative, der die Schulgemeinde zusammenhält“, so die Jury.

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