Mit der aktuellen Zentrale ist die Messe Köln unzufrieden. Über eine neue Lösung will am Freitag der Aufsichtsrat debattieren. Es geht um viel Geld.
Neubau oder Miete?Aufsichtsrat berät über millionenschwere neue Kölner Messe-Zentrale

Die Visualisierung des möglichen Verwaltungsneubaus der Messe am Standort der heutigen Halle 3 präsentierte das Unternehmen im September 2023.
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Seit vielen Jahren hofft die Messe Köln auf eine neue Zentrale. Das heutige Messehochhaus ist angemietet, die Mittel für den Mietzins fließen an einen externen Investor. Der Bau der neuen Zentrale der Kölner Messe könnte nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ rund 180 Millionen Euro kosten. Der Aufsichtsrat tagt am kommenden Freitag (29. August) und beschäftigt sich mit der Frage. Die Geschäftsführung wünscht sich mutmaßlich den Bau.
Ob in der Sitzung am Freitag schon eine Entscheidung fällt, ist dem Vernehmen nach aber nicht sicher. Zu nah ist einigen Mitgliedern der Termin an der Kommunalwahl am 14. September, im Aufsichtsrat sitzen auch Ratsmitglieder.
Möglich ist auch eine Sondersitzung oder eine Entscheidung in der Zeit nach der Kommunalwahl. Erst wenn der neue Rat konstituiert ist, werden auch die Aufsichtsräte der städtischen Beteiligungen neu besetzt. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) leitet noch den Aufsichtsrat. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
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Wem gehört die Messe?
Der größte Gesellschafter ist die Stadt Köln mit 79,07 Prozent, weitere 20 Prozent hält das Land NRW. Der kleine Rest verteilt sich auf die Industrie- und Handelskammer Köln, den Handelsverband Nordrhein-Westfalen Aachen-Düren-Köln, den Arbeitgeberverband WIGADI Köln-Aachen-Bonn und die Handwerkskammer Köln.
Was ist denn mit der bisherigen Zentrale?
Der derzeitige Sitz im markanten Messehochhaus aus den 1960er Jahren ist sanierungsbedürftig. Das Gebäude steht im nördlichen Teil des Areals, rund 600 Meter Luftlinie von der Halle 3 im südlichen Teil nahe dem Bahnhof Messe/Deutz. Seit Jahren gibt es Streit mit dem Vermieter des Hochhauses, einem Investor, über eine grundlegende Renovierung des Gebäudes. Der frühere Finanzchef Herbert Marner bezeichnete den Zustand in früheren Jahren als „eine Zumutung“. Unter anderem seien Kälte- und Klimatechnik völlig veraltet. Aufgrund von Fassadenschäden ist das Messehochhaus zudem seit Jahren von einem Netz überzogen.
Die Messe plant doch schon seit Jahren eine neue Zentrale, oder?
Ja. Vor der Corona-Pandemie wollte sie auf einem eigenen Grundstück am Messekreisel einen Neubau für 600 Mitarbeitende bauen. 2025 sollte der Neubau an der Deutz-Mülheimer Straße für bis zu 80 Millionen Euro stehen. Einen Architekten-Wettbewerb im Dezember 2020 gewann das dänische Büro Cobe. Der Wettbewerb fiel mitten in die Pandemie, als das Messe-Geschäft am Boden war, das Unternehmen kämpfte mit hohen Verlusten und hatte zuvor von Stadt und Land eine 120-Millionen-Euro-Finanzspritze bekommen, um das neue Kongresszentrum Confex bauen zu können. Aufgrund der schwierigen Lage wollte die Geschäftsführung prüfen, ob ein Projektentwickler das Gebäude baut und die Messe es mietet.
Warum wurde aus den Plänen nichts?
Eben wegen der Corona-Pandemie und der Finanzlage der Messe. Auf dem Grundstück am Messekreisel baut nun stattdessen Vermögensverwalter Flossbach von Storch (wir berichteten). Also schwenkte die Geschäftsführung der Messe um und prüfte stattdessen einen Neubau für 750 Mitarbeitende auf dem Gelände der sanierungsbedürftigen Halle 3.
Im Jahr 2023 präsentierte das Unternehmen erste Bilder der Pläne der Architekten-Büros HPP und Astoc. Messe-Chef Gerald Böse sagte seinerzeit: „Wir brauchen als Unternehmen einen zukunftssicheren und nachhaltigen Bürostandort.“ Damals ging die Messe davon aus, dass die Sanierung der Halle 3 alleine schon 60 Millionen Euro kosten würde. Böse sagte: „Erst nach einer sorgfältigen Prüfung der Entwurfsplanungen und der detaillierten Kostenschätzung werden wir über einen Verwaltungsneubau oder die weitere Anmietung von Büroräumen entscheiden.“
Was ist jetzt neu?
Dass jetzt Summen für das Großbauvorhaben vorliegen. Ende Juni hatte Böse das für die Aufsichtsratssitzung im August angekündigt. In den gehandelten 180 Millionen Euro sind die Kosten für den Neubau enthalten, aber ein Teil ist wohl auch für die Ertüchtigung der Halle 3 angedacht. Sie soll unter anderem als Lager genutzt werden.
Wer bezahlt das?
Die Messe will dafür dem Vernehmen nach eigene Kredite beantragen und nicht erneut ihre Gesellschafter wie die Stadt fragen. Wie berichtet, ist die Haushaltslage der Stadt „desolat“ (O-Ton Reker). In der Vergangenheit hatte Messe-Chef Böse betont, die Messe könne das aus eigener Kraft stemmen, wenn die erwarteten Ergebnisse für die nächsten Jahre erzielt werden.
Und was sind die Alternativen?
Erstens: Dass die Messe den Mietvertrag im Messehochhaus verlängert. Er läuft in einigen Jahren aus, zuletzt war immer die Rede von 2030. Doch das Verhältnis mit dem jetzigen Vermieter, einem Fonds, gilt eben seit Langem als angespannt. Und zweitens: Die weitere Alternative wäre, Büroräume in der Nähe zu mieten. Beispielsweise die früheren Messehallen kämen infrage, in die der Versicherer DEVK übergangsweise während der Sanierung seiner Zentrale eingezogen ist. Oder das Büroquartier Messe-City, das direkt zwischen Bahnhof Messe-Deutz und Messe steht. Für diese zweite Variante sollen nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ 120 Millionen Euro angesetzt sein, davon ist ein Teil aber auch für die dann nötige Sanierung der Halle 3 vorgesehen.
Was sagt die Messe dazu?
Die Messe Köln gibt sich vor der Aufsichtssitzung noch zurückhaltend. Messe-Kommunikationschefin Jasmin Fischer sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwoch aber: „Wir können die drei Optionen (weitere Anmietung des Messehochhauses; Abriss der sehr sanierungsbedürftigen Halle 3 und Neubau auf der Fläche; Anmietung fremder Büroflächen in Messenähe) bestätigen“. Darüber, was die einzelnen Pläne kosten und welcher von der Messe-Geschäftsführung präferiert wird, sagte die Sprecherin auf Nachfrage aber nichts. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es uns nicht möglich, weitere Details zu benennen. Wir werden in dieser Woche mit den Gremien der Kölnmesse die verschiedenen Varianten diskutieren und über die bestmögliche Lösung entscheiden“, so Jasmin Fischer weiter.