Kölner Messechef Gerald Böse im Interview„Kooperation mit Düsseldorf ist denkbar“

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Messe-Chef Gerald Böse

  • Für den Fall eines Dieselfahrverbots in Köln fordert Messechef Böse eine Ausnahmegenehmigung für die Messe.
  • Böse erläutert erneut die Idee einer neuen Seilbahn über den Rhein – mit überschaubarem Aufwand.
  • Der Messechef positioniert sich zudem deutlich in der Diskussion um eine Domplatten-Vorfahrt für das Dom Hotel.

Köln – Die Kölner Messe ist in den vergangenen Jahren von Rekordmarke zu Rekordmarke geeilt. Im Interview spricht Messechef Gerald Böse nun über eine Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Messe, die Auswirkungen eines möglichen Dieselfahrverbots in Köln und das Hotelangebot in der Stadt.

Herr Böse, die Verkehrslage in Köln bleibt angespannt. Kann die Messe einen Beitrag leisten, um Emissionen zu senken?

Wir haben eine Reihe von Maßnahmen in Angriff genommen. Der Bau unseres Parkhauses Zoobrücke war ein erster richtiger Schritt. Es ist ein logistischer Multi-Hub für die Pkw und Lkw der Messeteilnehmer ebenso wie für die Nutzung außerhalb der Messen, beispielsweise zu den Kölner Lichtern oder zu Veranstaltungen in der Lanxess-Arena. Insgesamt wird das Rechtsrheinische dadurch massiv entlastet. Ganz zentral ist auch die Digitalisierung des Verkehrsmanagements. 2018 haben wir für das Projekt von der Bundesregierung 1,7 Millionen Euro Fördergelder bewilligt bekommen. Den gleichen Betrag packen wir obendrauf. Ende 2020 können wir in Abstimmung mit der Stadt nicht nur unsere Besucher- und Lkw-Verkehre besser steuern, im Ergebnis werden wir auch weniger Emissionen produzieren.

Im September wird gerichtlich über ein Dieselfahrverbot entschieden, das für die Messe existenzbedrohend wäre...

Keine Frage, wir brauchen auf jeden Fall eine Ausnahmegenehmigung. Sonst können wir hier dicht machen. Wir haben die Rahmenverträge mit unseren Zulieferern angepasst, in neueren haben wir die saubereren Euro-6-Motoren vorgeschrieben. Insgesamt brauchen wir aber eine Gesamtplanung, und keine Rufe nach vorschnellen Maßnahmen wie beispielsweise einer City-Maut.

Sie haben die Idee einer Seilbahn über den Rhein aufgebracht. Wie war die Resonanz?

Wir haben vorgeschlagen, mit einer Bahn zwischen zwei Stationen anzufangen, statt einer Zickzacklösung, die viel komplizierter und teurer wäre. Die Bahn würde am Breslauer Platz starten und Gäste über den Rhein zum Messegelände bringen. Der Aufwand wäre überschaubar, verglichen mit Tunnel- oder Brückenlösungen.

Würden Sie sich als Messe daran finanziell beteiligen?

Nein. Das wäre – in Verbindung mit Fördermitteln – eine Aufgabe der öffentlichen Hand.

Sie haben in den vergangenen Jahren wirtschaftlich immer wieder Rekordmarken geschafft. Haben Sie sich an den Erfolg gewöhnt?

Nein, das wäre schlimm. Wir sind weiterhin in einem harten Wettbewerb, auch um gute Köpfe. Konjunkturell zeichnet sich aber eine Abkühlung durch Handelskonflikte oder Brexit ab und es gibt Verwerfungen wie derzeit in der Automobilindustrie, die auf andere Branchen abstrahlt. Für 2019 jedenfalls werden wir unsere Ziele erreichen. Wir sind weiterhin zuversichtlich, erstmals die Umsatzmarke von 400 Millionen Euro zu knacken und erwarten einen Gewinn um die 20 Millionen Euro.

Ihre Kollegen von der Messe Düsseldorf machen auch seit Jahren Gewinn, und müssen auf Wunsch von Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) Millionen davon an die Stadt ausschütten. Warum schütten Sie nichts an die Stadt Köln aus?

Wenn Unternehmen Gewinn machen, ist es aus Sicht der Eigentümer immer ein Thema, was damit geschieht. Als wir dem Aufsichtsrat 2013 unseren Masterplan Koelnmesse 3.0 vorgelegt haben, waren wir uns einig, dass unsere Gewinne für drei wichtige Zukunftsthemen verwandt werden: Erneuerung des Messegeländes, Digitalisierung und Wachstum. Das gelingt nur, wenn die Gewinne im Unternehmen verbleiben. Im Übrigen ist es ein tolles Signal für unsere Kunden, denn sie können sicher sein, dass in ihre Messe am Standort Köln massiv investiert wird.

Vor einigen Jahren holte die Messe die Gamescom von Leipzig nach Köln. Wäre etwas Vergleichbares auch angesichts des engen Messekalenders heute noch möglich?

Wir haben eine Kapazität von 300 000 Quadratmetern auf dem Gelände. Da lässt sich immer was finden. Und es gibt auch immer wieder Chancen, andere Messen zu gewinnen, wenn man mit den Branchen in Kontakt bleibt. Gleichzeitig muss man aber auch aufpassen, dass die eigenen Veranstaltungen bleiben. Es gibt viele Begehrlichkeiten.

Ist eine Kooperation mit Düsseldorf denkbar?

Jahrelang war das auch aufgrund unserer schwierigen wirtschaftlichen Lage kein Thema. Aber wir haben aufgeholt und lagen in den vergangenen Jahren sogar mehrfach vor Düsseldorf. Wir können also auf Augenhöhe sprechen. Wir werden grundsätzlich nicht umhinkommen, unsere Kapazitäten besser aufeinander abzustimmen. Etwa beim Thema Akquisitionen von großen Gastmessen könnte eine Zusammenarbeit Sinn machen. Was spricht dagegen, dass eine Messe in dem einen Jahr in Köln, und im nächsten in Düsseldorf stattfindet? Der Kunde erreicht von beiden Top-Standorten aus den größten Wirtschaftsraum Deutschlands.

Der Flughafen Köln hat seine Langstrecken verloren und schreibt rote Zahlen. Ist das ein Manko für den Messestandort?

Nein. Mit Frankfurt haben wir einen internationalen Großflughafen direkt vor der Haustüre, mit dem ICE nur 45 Minuten entfernt von der Koelnmesse. Das ist im globalen Standard sehr gut.

Also können Sie Flughafen-Chef Johan Vanneste nur „weiter so“ zurufen?

Herr Vanneste dreht zur Zeit an vielen Schrauben. Ich unterstütze ihn dabei gerne nach Kräften. Die Ferienziele ab Köln sind sicher wichtig. Aber man darf Köln als Geschäfts-Destination nicht vernachlässigen. Wir als Messe brauchen häufige Verbindungen nach Madrid, Stockholm, Warschau. Und Geschäftsreisende brauchen am Airport auch eine andere Betreuung, damit sie sich willkommen fühlen.

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Neben dem Verkehr ist die Hotellerie ein Engpass im Messegeschäft. Kann man mit dem Marktangebot zufrieden sein?

Die Messe ist mit ihren Veranstaltungen in Köln und Marketingmaßnahmen im Ausland ja so etwas wie der Außenminister der Stadt. Verstärkt wird das noch, wenn 2024 das neue Kongresszentrum Confex fertig ist. Dann werden noch einmal ganz andere und noch mehr internationale Gäste nach Köln kommen. Und dafür brauchen wir bis dahin etwa 5000 neue Hotelbetten für Köln.

Es entstehen ja neue Hotels, allerdings gibt es beim Bau auch Schwierigkeiten. Thomas Althoff will für das Dom Hotel eine Zufahrt. Das wird ihm aber von der Politik verweigert…

Es gibt überhaupt keine Frage, dass ein solches Luxushotel selbstverständlich eine Vorfahrt braucht. Es geht ja nicht um einen permanenten Parkplatz auf der Domplatte. Die Politik täte gut daran, ihm und auch unseren Messegästen entgegenzukommen.

Gibt es schon einen Nachfolger für Geschäftsführerin Katharina Hamma, von der Sie sich im Streit getrennt haben?

Es gibt etliche Bewerber. Eine renommierte Personalberatung sucht nach einer Kandidatin oder einem Kandidaten, den wir hoffentlich in der zweiten Jahreshälfte präsentieren können.

Wird es wieder eine Frau?

Das wird schwer zu sagen, unabhängig davon ist der Markt für solche Führungskräfte recht dünn und die Anforderung an die Position sehr hoch. Gibt es etwas, dass Sie in diesem Fall im Rückblick anders machen würden? Ich möchte mich dazu nicht weiter äußern. Im Nachhinein bedaure ich aber für beide Seiten, dass die Trennung in dieser Art öffentlich ausgetragen wurde.  

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