Gründer in Deutschland sind unzufriedener als in den vergangenen Jahren. Dabei sind die Voraussetzungen für junge Firmen gut, vor allem in Nordrhein-Westfalen.
Start-up-MonitorGründer spüren Wirtschaftsflaute - Köln und das Rheinland als Standort beliebt

Der „Startplatz“ in Köln ist Treffpunkt der rheinischen Gründerszene.
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Die heimische Start-up-Szene sieht den Standort Deutschland negativer. Nur noch 57 Prozent geben ihm in einer aktuellen Erhebung des Startup-Verbands positive Bewertungen. Das sind vier Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr. Zudem sagen inzwischen immer weniger Befragte, dass sie wieder gründen würden. Mit gut 78 Prozent ist die Zahl zwar nach wie vor hoch, vor einem Jahr waren es allerdings noch 84 Prozent, 2023 sogar fast 90 Prozent.
Dennoch gewinnt Deutschland im direkten Vergleich mit den USA an Beliebtheit. Inzwischen sehen knapp 40 Prozent der hiesigen Gründer die Bundesrepublik als attraktiver. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als noch 2024. Im europäischen Vergleich sehen sogar 61,2 Prozent bessere Bedingungen in Deutschland als in anderen Ländern.
Dank Trump im Vergleich attraktiver
Während in den USA die neuen Zölle der US-Regierung unter Donald Trump und politische Unsicherheiten aktuell für zusätzliche Risiken sorgten, erscheine Deutschland „vergleichsweise stabil“, heißt es in dem Bericht. Für die Mehrheit hätten die USA aber „weiterhin die Nase vorn“.
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„Dabei spielt uns der Kurs der amerikanischen Regierung in die Karten“, sagt Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Start-up-Verbands. „Dieses Momentum zu nutzen, ist nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus politischer Sicht entscheidend, um technologische Abhängigkeiten zu reduzieren.“
Pluspunkt Universitäten - Uni Köln vorn dabei
Am deutschen Standort loben die Gründer insbesondere die Nähe zu Universitäten. Vor allem die Kölner Universität kommt in der Befragung gut weg: Knapp vier Prozent der deutschen Gründer haben hier ihren Abschluss gemacht, nur an der TU München sind es mit 4,2 Prozent etwas mehr. Auf Platz drei landet die RWTH Aachen. Die Verfasser des Start-up-Reports loben vor allem das starke Entrepreneurship-Profil der Hochschulen.
Anfang des Jahres hatten die Universität Köln, die RWTH Aachen und die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf die Gateway Factory gegründet. In den kommenden fünf Jahren sollen hier zehn neue 100-Millionen-Euro-Unternehmen entstehen sowie 1000 neue Start-ups. Das Konzept der Gateway Factory, die ihren Sitz im Innodom hat – einem Innovations- und Gründungszentrum auf dem Uni-Campus in Köln-Lindenthal – sieht vor, Start-ups bei der Akquise von Talenten, Kapital und Kunden zu unterstützen. Den wachsenden Unternehmen werden ein dichtes Netzwerk an Industriepartnern und Produktionsinfrastrukturen geboten.
Obwohl die Bedingungen für Start-ups gut sind, ist der Zugang zu Kapital nicht gerade einfach. Beim Zugang zu Risikokapital liegt Deutschland laut dem Report unter den 40 größten Volkswirtschaften nur auf Platz 18, „abgehängt von den USA und selbst hinter europäischen Nachbarn wie Frankreich“, heißt es vom Start-up-Verband. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat in einer Studie jüngst erhoben, wie es um Wagniskapital in NRW bestellt ist: Das bevölkerungsreichste Bundesland kam 2024 auf nur 951 Millionen Euro - Bayern (2,3 Milliarden) und Berlin (2,2 Milliarden) sind weit enteilt.
Umso wichtiger sind staatliche Förderprogramme auf Bundes- oder Landesebene. Knapp ein Drittel aller Jungunternehmen nutzt beispielsweise das Gründer-Stipendium „Exist“, das vom Land Nordrhein-Westfalen aufgelegt und vergeben wird. Solche Stipendien seien der Türöffner, um die ersten Monate der Unternehmensentwicklung abzusichern, heißt es in dem Report. Auch Forschungs- und Innovationszuschüsse sowie Wettbewerbe seien weitere wichtige Finanzierungsquellen.
Starker Anstieg bei Verteidigung
In Sachen Kapital deutlich zulegen können allerdings schon jetzt Start-ups, die sich mit Verteidigungstechnologie beschäftigen. Die Investitionen dort stiegen von 1,3 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 878,5 Millionen Euro allein in den ersten acht Monaten, heißt es in der Erhebung. Der diesjährige „Start-up-Monitor“ basiert auf 1846 Online-Befragungen und entsteht in Kooperation mit dem Ifo-Institut. Er ist nicht repräsentativ. Rund 18 Prozent der befragten Start-ups kamen in diesem Jahr aus Nordrhein-Westfalen. (mit dpa)