Das Erkennungsmerkmal der Rievkoochebud in der Salzgasse ist die amtliche Schlange.
LieblingsortReibekuchen-Erstkontakte in der Kölner Salzgasse


In der Kölner Salzgasse gibt es das rheinische Kulturgut Rievkooche, das die Geschmacksknospen explodieren lässt.
Copyright: Alexander Schwaiger
Reibekuche oder auf Kölsch Rievkooche sind Rheinisches Kulturgut. Die knusprigen Kartoffelplätzchen gehören zu Köln ebenso wie die Flönz und die dicke Bunne. Kein Wochenmarkt, Kirmes oder Weihnachtsmarkt ohne den obligatorischen Stand. Wer aus dem Rheinland kommt, dem läuft Rübenkraut durch die Venen und der weiß auch, wenn man zu Hause Reibekuchen backt, kann man anschließend vier Tage lüften, die Gardinen waschen und es riecht immer noch nach Fritteuse.
Der Rheinische Klassiker könnte aus dem „Wie funktioniert Geschmack?“-Lehrbuch stammen. Stichwort Abwechslung: Er ist außen knusprig, innen saftig. Er hat Röststoffe, die Zwiebel bringt umami, es gibt Salz. Er ist glühend heiß und deshalb passt das kalte, süße, leicht säuerliche Apfelmus so gut dazu. Die goldenen Taler haben einfach alles, was es braucht, um unsere Geschmacksknospen ausflippen zu lassen. Zugezogene oder Touristinnen und Touristen verfügen über diese Information möglicherweise nicht, und so lässt sich immer wieder Reibekuchen-Erstkontakt beobachten, ein absolut fabelhaftes Schauspiel.

Außen knusprig, innen saftig, jedenfalls glühend heiß: Der Reibekuchen.
Copyright: Alexander Schwaiger
Seit knapp sieben Jahren werden aus einer Tür in der Salzgasse knusprige Kartoffelplätzchen verkauft. Von außen ist das alles einigermaßen unscheinbar. Über besagter Tür hängt ein großes Schild mit der Aufschrift „Reivkoochebud“. Auf einer schmalen Tafel sind die Portionsgrößen und die Saucen angeschlagen und das war’s auch schon. Keine Außenbestuhlung, kein bunter Sonnenschirm, keine Neonreklame. Zu übersehen ist der Imbiss dennoch nicht. Sein Erkennungsmerkmal ist die amtliche Schlange. Und die unterteilt sich in Stammkunden und Touristen. Abwechselnd ertönt aus der Tür deutsch und englisch. Entweder ein „Wie immer?“ oder die englische Erklärung für Apfelmus. Bei vielen Kundinnen und Kunden gibt es offenbar einmal die Woche einen Reibekuchen-Tag und entsprechend vorfreudig wird das Schälchen mit den Puffern entgegengenommen.
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Zum Puffer gibt es verschiedene Dips - klassisch ist es nur mit Apfelmus
Natürlich bricht mein Herz, wenn sich ein amerikanischer Tourist entgegen der Empfehlung für Knoblauch-Dip entscheidet, aber man kann die Leute ja nicht zu ihrem Glück zwingen und im Zweifel ist der Dip auch sehr lecker. Ich habe aus rein professionellen Gründen den Kräuterquark probiert und der war wirklich sehr gut. Nicht zu sauer, mit viel frischem Schnittlauch und schwarzem Pfeffer. Das kann man schon machen.
Aber kommen wir doch mal zu den Reibekuchen. Was macht die in der Salzgasse so besonders? Chef Philipp gab sich im Gespräch einigermaßen mysteriös. Die Kartoffeln sind regional. Woher genau ist Firmengeheimnis. Immerhin verriet er, sie seien festkochend. Der Stärkegehalt der Kartoffeln entscheidet maßgeblich über die Konsistenz und die Knusprigkeit der Puffer. Viel mehr war aus dem guten Mann aber nicht rauszubekommen: „Sonst könne es nach dem Artikel ja jeder“. Apfelsorte und Apfel-Herkunft, sie ahnen es: Firmengeheimnis. Allerdings deutete er an, dass es eine bestimmte Technik gibt, das Fett „auszuschlagen“. Das mache die Puffer so bekömmlich und besonders. In der Tat ist der Reibekuchen an vielen Ständen eine extrem fettige Angelegenheit, die einem auch ganz schön schwer im Magen liegen kann. In der Rievkoochebud tropfen die Taler nicht einfach auf einem Sieb ab, sondern werden händisch und einzeln „ausgeschlagen“. Die Kartoffelpuffer in der Kölner Altstadt sind wirklich erstaunlich knusprig, perfekt abgeschmeckt und definitiv ein Grund, sich mal wieder zwischen die Reisegruppen und Junggesellenabschiede zu wagen.

Demnächst soll es ein neues Kassensystem und einen Blumenbogen geben.
Copyright: Alexander Schwaiger
Zum 19. November soll es diverse Neuerungen geben. Ein neues Kassensystem (aktuell würde ich zur Sicherheit Bargeld einpacken), eine neue Ladenfront samt Blumenbogen und einen schmalen Tresen vor der Tür, an dem man die Puffer essen kann. Weder die Öffnungszeiten, noch die Qualität der Puffer sind von den Umbauten betroffen. Ich stehe demnächst wieder in der Schlange und beobachte spanische Reisegruppen beim „Reibekuchen mit Apfelmus“-Erstkontakt und empfehlen Ihnen ausdrücklich es mir gleichzutun.
Rievkoochebud, Salzgasse 6, 50667 Köln, Öffnungszeiten: Mi-Sa 12-20 Uhr + So 12-18 Uhr, Instagram: @rievkoochebud
Meine Auswahl:
kleine Portion Reibekuchen // 4,50 Euro
große Portion Reibekuchen // 5,50 Euro
eine Sauce inklusive // jede weitere Sauce 0,50 Euro
Apfelmus, Kräuterquark, Knoblauchcreme, Honig-Chili-Dip, Rübenkraut
Räucherlachs // 2 Euro