Michelin-Sterne 2024Köln bekommt einen neuen Stern und verliert einen

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Das "Le Moissonnier Bistro" für Carsten Henns Geschmacksache.

Kaum eröffnet, schon gibt es den ersten Stern: Das neue „Le Moissonnier Bistro“, wurde ausgezeichnet.

Die Spitzenküche wurde neu bewertet: NRW verliert Sterne. Dafür triumphiert einer in Köln mit neuem Bistro-Konzept und fulminantem Comeback.

Der legendäre Restaurantführer 2024 ist raus und bringt ein paar Neuerungen für Köln und Nordrhein-Westfalen hervor: Der „Guide Michelin“ hat gerade insgesamt 52 Restaurants der Spitzenklasse mit einem oder zwei Sternen ausgezeichnet. In der am Dienstag vorgestellten neuen Wertung haben drei Häuser in NRW jeweils zwei Sterne behalten. Weitere 49 können sich mit einem Stern schmücken. Damit ist die Zahl der Restaurants in der Spitzengastronomie gegenüber 2023 leicht zurückgegangen. Im Vorjahr hatten 56 Restaurants einen oder zwei Sterne, 2024 sind es noch 52 Gastronomien.

Ein Stern für neues Bistro in Köln

Bewegung gibt es bei den Ein-Sterne-Häusern: In Köln dürfen sich Vincent Moissonnier und sein Team über einen neuen Stern für das erst im Herbst eröffnetes „Le Moissonnier Bistro“ freuen. Erst im Sommer vergangenen Jahres hatte das langjährige Kölner Zwei-Sterne-Haus „Le Moissonnier“ geschlossen. „Mit neuem anspruchsvollem Bistro-Konzept“ bekam es nun direkt wieder einen Stern, so der Michelin. Auch unser Restaurantkritiker Carsten Henn munkelte bereits, dass es hier eine Auszeichnung geben könnte. Hier lesen Sie seine Kritik zum Le Moissonnier Bistro.

Außerdem wurden erstmals mit einem Stern geehrt: das „Jae“ (Asian European Gourmet Cuisine) und das „Zwanzig23 by Lukas Jakobi“ in Düsseldorf.

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Schloß Loersfeld und Ristorante Alfredo verlieren Sterne

Einen der begehrten Sterne verloren haben hingegen das Ristorante Alfredo, in der Tunisstraße in Köln und Schloß Loersfeld in Kerpen. Letzteres hatte erst 2022 seinen Stern zurückerobert, erst kürzlich bildete sich dort ein neues Team rund um Giorgo Mimisa, der die Leitung der Schlossküche im Sommer 2023 übernommen hat. 

Insgesamt gibt es in Nordrhein-Westfalen in allen Regionen Küche auf Spitzenniveau. Der Restaurantführer lobte entsprechend die deutsche Gastronomie. „Ihrer Ausdauer, ihrem Ideenreichtum und ihrem unermüdlichen Tatendrang ist es zu verdanken, dass die Gastronomie überall im Land nach wie vor ein beständig hohes Niveau zeigt“, erklärte das Team der Testesser.

Zwei-Sterne-Restaurants

In der Liga der Zwei-Sterne-Häuser in NRW gibt es keine Veränderungen zu 2023: Das Bensberger „Vendôme“ mit Joachim Wissler in Bergisch Gladbach und das „Ox & Klee“ von Chefkoch Daniel Gottschlich in Köln dürfen sich freuen. Außerdem bleibt das „Coeur D'Artichaut“ in Münster mit zwei Sternen dekoriert. Ein Restaurant der absoluten Weltspitze mit drei Sternen gibt es in NRW seit 2022 nicht mehr. Diese Zeit ist vorbei, seit das „Vendôme“ den lange geführten dritten Stern abgeben musste.

Köln und Düsseldorf haben besonders viele Gourmet-Tempel. Köln kann zwölf Häuser mit Stern vorweisen, Düsseldorf kommt auf neun. In Münster und in Essen kann man in jeweils drei Restaurants auf Sterne-Niveau essen. In Aachen, Bonn oder Dortmund gibt es jeweils zwei Häuser der Spitzenklasse. Seit Jahren für höchste Ansprüche gekocht wird beispielsweise auch in Schmallenberg, Erkelenz, Haltern am See, Detmold oder Paderborn.

Obwohl auch die Gastro-Branche mit Fachkräftemangel, steigenden Einkaufspreisen, Inflation und höheren Energiekosten zu kämpfen hat, gibt es in Deutschland so viele Sterne-Restaurants wie nie zuvor. Insgesamt 340 Betriebe können sich in diesem Jahr mit mindestens einem Stern des Gourmetführers „Guide Michelin“ schmücken. Das geht aus dem 468-seitigen Restaurantführer hervor, der am Dienstag in Hamburg vorgestellt worden ist und Anfang Mai erscheinen soll. (rei mit dpa)

Das sind die 12 Kölner Sterne-Restaurants 2024: 

Ox & Klee ** (2 Sterne)

Ox und Klee drinnen Bause

Das Restaurant „Ox und Klee“ im Rheinauhafen

„Das Restaurant hat im August 2010 mit Bratwurst und Sauerkraut angefangen, erzählt Daniel Gottschlich, Koch und Restaurant-Inhaber in einer Person. Schon 2013 hatte Kritiker Carsten Henn das Potenzial hier erkannt, indem er das „Ox und Klee“ zum Restaurant des Jahres kürte und dabei vor allem Gottschlichs Geschick bei Fisch und Meeresfrüchten hervorhob. Seit Februar 2022 ist Gottschlich auch Inhaber des Restaurants „Pvls“ im Legend-Hotel am Alter Markt. Der Koch selber sieht seine besonderen Stärken eher „bei den Saucen“ und darin, „ein Team zusammenhalten und zu pushen“. Seit einigen Jahren befindet sich das Restaurant im Rheinauhafen, 2021 wurde das Konzept nochmal geändert.

Ox & Klee, Im Zollhafen 18, 50678 Köln, Telefon: 0221 16956603 | oxundklee.de

Le Moissonnier Bistro * (1 Sterne)

Liliane Moissonnier und Vincent Moissonnier in ihrem neuen Bistro.

Liliane Moissonnier und Vincent Moissonnier in ihrem gleichnamigen neuen Bistro.

Der Nachfolger des französischen Zwei-Sterne-Restaurants „Le Moissonnier“ mit neuem Bistro-Konzept hat erst seit Herbst 2023 geöffnet und schon jetzt seinen ersten Michelinstern erhalten. Unseren Restaurantkritiker Carsten Henn wundert das nicht. Erst im November lobte er das Bistro in höchsten Tönen in seiner Kritik. Die Moissonniers und Chefkoch Eric Menchon begeistern mit fein abgestimmten Köstlichkeiten, darunter vielen Schätzen aus dem Meer, in ihrem „Le Moissonnier Bistro“.

Le Moissonnier Bistro, Krefelder Str. 25, 50670 Köln, Telefon: 0221 729479 | Di-Do 12-16 Uhr (Letzte Bestell-Annahme für die Küche 15 Uhr), Fr-Sa 12-17 (letzte Bestellannahme 16 Uhr) |www.lemoissonnier.de

Sahila – The Restaurant * (1 Stern)

Julia Komp in ihrem Restaurant.

Julia Komp in ihrem Restaurant.

Das „Sahila“ ist das erste eigene Restaurant von Julia Komp, der Name bedeutet übersetzt „Herrscherin der Sterne“ – einen hat sie 2023 erhalten. Komp setzt auf ein Menü mit fünf bis sieben Gängen, wozu es vegetarische Alternativen gibt. Mit Gewürzen und Techniken erinnert Komp an ihre kulinarischen Weltreisen. Nebenan in der „Yulia Mezze Bar“ werden mediterran-orientalische Kleinigkeiten angeboten. Restaurant-Kritiker Carsten Henn schrieb nach seinem Besuch im „Sahila“: Komp bleibe den jeweiligen Landesküchen stets treu und „überführt traditionelle Gerichte in kleinteiliges Fine Dining. Ein Ansatz, der sich so in keinem anderen deutschen Spitzenrestaurant findet.“

Sahila The Restaurant, Kämmergasse 18, 50676 Köln, Telefon: 0221 247238 | www.sahila-restaurant.de

Pottkind * (1 Stern)

Restaurant Pottkind: Küchenchef Enrico Sablotny und Team

Restaurant Pottkind: Küchenchef Enrico Sablotny und Team

Das „Pottkind“ in der Kölner Südstadt ist erst seit dem Jahr 2021 unter den Sternen-Trägern mit dabei. Dafür, dass das Restaurant erst im Sommer 2019 eröffnet hatte – und auch noch eine Pandemie dazwischen kam, ging dieser Schritt recht schnell. Besonders begehrt sind die Theken-Plätze an der offenen Küche und bei schönem Wetter auch die Plätze vor dem kleinen Restaurant.

Pottkind, Darmstädter Straße 9, 50678 Köln, Telefon: 0221 42318030 | restaurant-pottkind.de

La Cuisine Rademacher * (1 Stern)

Das „La Cuisine Rademacher“ in Dellbrück von innen, moderne, schlichte Einrichtung mit Stil

Das „La Cuisine Rademacher“ in Dellbrück

Französisch-modern, so beschreibt der Guide Michelin die Küche in dem jungen Restaurant. Mit dem „Pottkind“ gelangte das „La Cuisine Rademacher“ im Jahr 2021 mit in den Kölner Gastro-Sterne-Himmel. Obwohl die Gegend nicht die schönste sei und auch der Weg zur Innenstadt weit, lohne ein Besuch, schreibt Guide Michelin. Beim jungen Koch Marlon Rademacher steht das Produkt im Vordergrund.

La Cuisine Rademacher, Dellbrücker Hauptstraße 176, 51069 Köln, Telefon: 0221 96898898 | la-cuisine-koeln.de

Astrein * (1 Stern)


Im Astrein kocht Eric Werner.

Im Astrein kocht Eric Werner.

Der Koch, der hinter dem jungen Restaurant steht, heißt Eric Werner. Auch schon an seinen vorigen Arbeitsplätzen im „Himmel un Äd“ im Hotel im Wasserturm und in der Essener „Résidence“ erkochte er Sterne. Der Regio-Trend existiert hier nicht. Werners Küche ist eine globalisierte Spitzenküche, die sich ihre Produkte überall auf der Welt zusammensucht. Mittags wird ein günstiges, dreigängiges Menü angeboten, das ambitioniert ist, aber natürlich nicht auf dem Niveau der beiden regulären Menüs. Doch es stellt den idealen Einstieg in Werners Küchenkosmos dar, denn auch hier kocht er aufwendig.

Astrein, Krefelder Straße 37, 50670 Köln, Telefon: 0221 95623990 | www.astrein-restaurant.de

NeoBiota * (1 Stern)

Sonja Baumann und Erik Scheffler vom NeoBiota.

Sonja Baumann und Erik Scheffler vom NeoBiota.

Sonja Baumann und Erik Scheffler haben ihr Restaurant im Mai 2018 an der Kleinen Brinkgasse eröffnet und wurden bereits Ende 2018 vom „Feinschmecker“ zum Aufsteiger des Jahres gekürt. Die Kritik unseres Gastro-Kritikers Carsten Henn war eine einzige „Lobhudelei“. Das NeoBiota ist unkonventionell, Gyros ist fleischlos, Griebenschmalz ohne Grieben, der Zander wird von Fichtensprossen gepimpt, die Kartoffel erhält durch Johannisbeeren einen Frischekick. Und noch eine Besonderheit: Auch frühstücken kann man hier ganz wunderbar. 

NeoBiota, Ehrenstraße 43c, 50672 Köln, Telefon: 0221 27088908 | restaurant-neobiota.de

La Société * (1 Stern)

Das Team des „La Societé“ im Restaurant

Das Team des „La Societé“: V.l. Torben Schuster, Leon Hofmockel, Christoph Barciaga, Stefan Helfrich, Peter Hesseler

Ein Spitzenrestaurant in der für Döner bekannten Kyffhäuser Straße? Ja. Das La Société (Restaurantkritik von Carsten Henn) sah mit all seinem Nippes und dem Flair einer Studentenbude lange anders aus als andere Sterne-Restaurants. Dann hat es sich verpuppt, aus der Raupe ist ein Schmetterling geworden und laut unserem Kritiker schmeckt es hier nun besser denn je. Die Weinkarte passt zur Küche, klassisch ausgerichtet, vor allem mit Preziosen aus Frankreich und Deutschland, und der ein oder anderen Überraschung.

La Societe, Kyffhäuserstraße 53, 50674 Köln, Telefon: 0221 232464 | restaurant-lasociete.de

taku * (1 Stern)

Sternekoch Mirko Gaul mit einem Tablett und Gerichten

Sternekoch Mirko Gaul serviert im „taku“ nun Portionen zum Teilen.

Das „taku“ ist eine Design-Perle. In welchem anderen Restaurant überschreitet man beim Besuch schon einen verglasten Fluss mit Fischen und findet sich in einer modern-asiatischen Welt wieder? Das Essen spiegelt das Interieur wider, geboten wird eine modern-asiatische Küche, die auf Europa trifft und die auch Genießern schmeckt, die die asiatische Küche nicht als liebste Küche betiteln würden.

taku, Trankgasse 1-5, 50667 Köln, Telefon: 0221 2703909 | www.excelsiorhotelernst.com

Zur Tant * (1 Stern)

Küchenchef Thomas Lösche und Restaurantleiter Mario Fitz in ihrem Restaurant „Zur Tant“

Restaurant „Zur Tant“: Küchenchef Thomas Lösche (l.) und Restaurantleiter Mario Fitz

Das Restaurant „Zur Tant“ in Porz-Langel bietet mit Blick auf den Rhein Kreationen aus der deutschen Küche, frisch und klassisch zubereitet. Essen und Wein sind gut aufeinander abgestimmt. Das Ambiente und die Dekoration erinnern etwas an die alte „Tant“, aber der Blick über den Rhein, insbesondere wenn man bei schönem Wetter einen Platz draußen bekommen hat, ist wunderschön.

Zur Tant, Rheinbergstraße 49, 51143 Köln, Telefon: 02203 81883 | zurtant.de

Maibeck * (1 Stern)

14.06.2023, Köln:  Jan C. Maier & Tobias Becker sind die Köche. Das Sommermenü im Maibeck. Foto: Uwe Weiser

Jan Maier und Tobias Becker sind die Köche. Das Sommermenü im Maibeck. Foto: Uwe Weiser

Eine Mischung aus Bistro (regional, frisch, unkompliziert) und Gastronomia (womit die Haute Cuisine gemeint ist) bringt im „Maibeck“ qualitativ hochwertige, zeitgemäße Gerichte zu bezahlbaren Preisen auf den Teller. Das alles in einem urbanen Ambiente: weiße Wände, unverkleidete Lüftungsrohre, ein kluges Beleuchtungskonzept, keine Tischdecken. Und schlicht-geniale Kompositionen aus besten Zutaten, deren Herkunft genau bekannt sind. 

Maibeck, Am Frankenturm 5, 50667 Köln, Telefon: 0221 96267300 | maibeck.de

Maximilian Lorenz * (1 Stern)

Koch Maximilian Lorenz steht in seinem Restaurant

Maximilian Lorenz in seinem gleichnamigen Restaurant

Als das ehemalige „Wein am Rhein“ zumachte, wurde es von Maximilian Lorenz übernommen und als das namensgleiche „Maximilian Lorenz“ geöffnet. Lorenz, der 2016 als jüngster Koch Deutschlands den ersten Stern bekam, diesen aufgrund der Schließung seines „L’Escalier“ aber wieder abgeben musste, hat ihn erwartungsgemäß für sein im Mai 2018 eröffnetes neues Gourmetrestaurant in der Johannisstraße zurückerobert. Laut Michelin hat man sich hier ganz der deutschen Küche verschrieben, und das auf zwei Arten: modern und innovativ oder klassisch und traditionell. Koch Lorenz führt außerdem noch das Weinlokal „Heinzhermann“.

Maximilian Lorenz, Johannisstraße 64, 50668 Köln, Telefon: 0221 37999192 | www.maximilianlorenz.de

Was sagen uns die Sterne eigentlich? Laut Michelin bedeutet ein Stern „eine Küche voller Finesse – einen Stopp wert!“. Zwei Sterne repräsentieren „eine Spitzenküche – einen Umweg wert!“. Und drei Sterne stehen für „eine einzigartige Küche – eine Reise wert!“.


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