„Es kann nicht so weitergehen“Kölner Oberbürgermeisterin will Impfpflicht diskutieren

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Henriette Reker dpa 180221

Henriette Reker Anfang Februar im Impfzentrum der Stadt Köln 

  • Ende September wurde das Kölner Impfzentrum auf dem Messegelände in Deutz geschlossen.
  • Seit die Infektionszahlen wieder kontinuierlich steigen, werden die Rufe nach einer Impfpflicht wieder lauter.
  • Im Interview spricht Oberbürgermeisterin Henriette Reker über die Corona-Lage, die Maskenpflicht und den Sessionsauftakt am 11.11.

Köln – Frau Reker, nur ein Drittel der Kölner Hausärzte impft gegen Covid-19. Wäre es aus Ihrer Sicht sinnvoll, das Impfzentrum wieder zu eröffnen?

Als Stadt haben wir mit unserer zentralen Impfstelle im Gesundheitsamt und mit der Fortführung unserer mobilen Impfungen viele Impfungen durchführen können, auch ohne ein Impfzentrum des Landes. Der Krisenstab hat am vergangenen Freitag nun beschlossen, dass wir allen Menschen, deren Impfung länger als sechs Monate zurückliegt, eine Booster-Impfung anbieten möchten. Daher prüfen wir gerade, wie wir kurzfristig die Impfkapazitäten der Stadt ausweiten können. Wir denken dabei zunächst eher an dezentrale Lösungen. Wir brauchen aber auch hier den engen Schulterschluss mit den niedergelassenen Ärzten.

Würde in der Messe überhaupt eine Halle dafür zur Verfügung stehen?

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Wenn wir noch mal ein Impfzentrum brauchen sollten, werden wir in Köln dafür die notwendigen Räume finden.

Wie bewerten Sie die derzeitige Coronalage insgesamt mit Blick auf steigende Inzidenzen und eine stagnierende Impfkampagne?

Ich blicke mit Sorge auf die Infektionslage, die stagnierende Impfquote, aber auch auf die Hospitalisierungsquote, die für uns in Köln ja von Anfang an wichtig war. Ich hoffe, dass es uns gelingt, mehr Menschen davon zu überzeugen, sich durch die Impfung zu schützen. Denn trotz eines steigenden Anteils an Impfdurchbrüchen zeigen bislang ja alle Studien, dass nicht geimpft zu sein ein eigenständiger Risikofaktor ist, wenn es darum geht, schwer an Corona zu erkranken. Wer vollständig geimpft ist, kann sich zwar infizieren, kann – deutlich seltener als Ungeimpfte – aber dennoch auch erkranken. Das Risiko, als Geimpfter auf einer Intensivstation behandelt werden zu müssen, ist aber nach wie vor sehr gering. Und nur die Impfungen führen uns aus dieser Pandemie. Ich fürchte, dass wir, wenn wir bis Weihnachten keinen richtigen Schub bei der Impfquote haben, über eine Impflicht für alle diskutieren müssen. Es kann ja jetzt nicht auf Dauer so weitergehen mit den Einschränkungen in unserem Leben.

Was würde es kosten, das Impfzentrum wieder in Betrieb zu nehmen und wie schnell wäre das theoretisch denkbar?

Diese Frage stellt sich derzeit für mich nicht. Boostern wollen wir möglichst in der Fläche und brauchen dafür kein teures Impfzentrum.

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Was halten Sie davon, dass die Maskenpflicht in den Schulen abgeschafft wurde?

Ich habe großes Verständnis für alle Schülerinnen und Schüler, die freiwillig Maske tragen. Denn dies hat ja auch positive Auswirkungen auf die Quarantäneregelungen: Wenn wir wissen, das in einer Klasse Masken getragen wurde, müssen auch weniger Kinder in Quarantäne.

Reicht die 2G-Regel am 11.11. tatsächlich aus oder wäre es sinnvoll, auf 2G plus Schnelltest zu gehen?

Es werden zahlreiche Maßnahmen seitens der Stadt, der Veranstalter und der Gastronomie ergriffen, um ein möglichst sicheres Feiern zu ermöglichen. Uns allen ist aber klar, dass es keine absolute Sicherheit geben kann. Am Ende muss jeder und jede für sich selbst entscheiden, ob der 11.11. gefeiert wird und wie. Unabhängig vom 11.11. ist 2G grundsätzlich aus meiner Sicht der letzte Schritt vor einer Impfpflicht. Auch 2G plus kann ich mir vorstellen, aber dann müssten aus meiner Sicht die für die Bürger*innen kostenlosen Bürgertests wieder eingeführt werden.

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Wie realistisch ist es, außerhalb des 11.11. in der Gastronomie, in Kinos und Nachtclubs weiterhin nur auf die 3G-Regel zu setzen?

Wir sehen dass die Impfdurchbrüche zunehmen. In Köln liegen sie bei aktuell 43 Prozent aller Neuinfektionen. Daher scheint mir die Einführung von 2Gplus durchaus sinnvoll. Denn wir müssen die aktuelle Welle ja nicht nur abmildern, sondern wir müssen sie brechen. Und die erste Priorität muss sein, dass sich die Menschen gegen das Coronavirus impfen lassen. Bei den Erwachsenen liegt die Impfquote in Köln bei über 83 Prozent. Bei den 12- bis 17-Jährigen, die aber auch erst später ein Impfangebot bekommen haben, liegen wir bei fast 50 Prozent vollständigem Impfschutz.

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