14 Metropolen im VergleichKöln kam besser durch die Corona-Krise als alle anderen

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Köln hat im Kampf gegen das Coronavirus vieles richtig gemacht. Das zumindest legt eine Statistik nahe.

Köln – Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat den Verlauf der Corona-Pandemie mit statistischen Daten präzise dokumentiert. In einer ersten Zwischenbilanz wurde jetzt verglichen, wie die Metropolregionen in Europa die Krise bewältigt haben. Ergebnis: Nirgendwo in der EU gab es in Ballungsräumen weniger Tote pro 100 000 Einwohner zu beklagen als in der Region Köln. Zahlen, die den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach beeindrucken.

„Wenn wir jetzt eine positive Bilanz ziehen können, dann ist das ein Verdienst aller Menschen in NRW. Sie können stolz auf sich sein“, sagte der Politiker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Es sei gut gewesen, dass sich fast alle an die Regeln gehalten hätten. „Die Disziplin hat sich ausgezahlt. Wir können uns nur beglückwünschen“, sagte Lauterbach.

Gutes Gesundheitssystem in der Region

Neben der hohen Disziplin sei vor allem die Qualität des Gesundheitssystems für das Abschneiden verantwortlich. „Wir haben in der Region Köln, Bonn und Aachen eine herausragende Versorgung in den Beatmungszentren. Dieses Weltklasse-Niveau hat im Rheinland viele Leben von Covid-Patienten mit schweren Verläufen gerettet“, bilanziert der SPD-Politiker.

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Neben Köln weist auch das Ruhrgebiet bei dem Metropolenvergleich niedrige Zahlen auf. Die frühere Industrieregion landete bei dem Vergleich von 14 Ballungsräumen auf dem dritten Platz. „Die Hausärzte hatten ihre Patienten gut im Blick. Deswegen konnten sehr viele Erkrankte frühzeitig in die Klinik gebracht werden“, erklärte Lauterbach. Eine frühzeitige Behandlung sei für die Chance, Covid zu überstehen, enorm wichtig.

Viele Tote in Spanien und Portugal

Besonders hohe Todeszahlen hatten die spanischen Städte Barcelona und Madrid zu beklagen. Schlusslicht in dem Ranking ist Lissabon in Portugal. In anderen europäischen Ländern seien die strengen Regeln wahrscheinlich nicht in dem Maße beachtet worden wie in den deutschen Metropolen, vermutet Lauterbach. „Deswegen sind sie am Ende möglicherweise nicht so gut durch die Krise gekommen wie wir“, so der SPD-Politiker. Der Lockdown habe in NRW schon eine „gute Qualität“ gehabt. Die meisten Menschen hätten Ausgangs- und Kontaktverbote befolgt.

Auch Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, sieht die Bilanz positiv. Die Zahlen könne man „als Belohnung für das konsequente Handeln der Politik und das verantwortungsbewusste Verhalten der meisten Menschen in NRW verbuchen“, sagte Brink dieser Zeitung. Dennoch hätten die Krankenhäuser in den vergangenen Monaten mit stark ausgelasteten Intensiv- und Isolierstationen sehr angespannte Wochen und Monate erlebt. „Gerade Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachkräfte sind dabei an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gegangen, dafür verdienen sie höchsten Respekt“, so Brink. Jetzt bleibe ihnen kaum Zeit zum Durchatmen, weil nun viele verschobene Operationen nachgeholt werden müssten und verschleppte Erkrankungen erst jetzt entdeckt würden.

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NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann plante schon vor der Pandemie eine große Krankenhausreform. Ziel war eine fachliche Konzentration, die wohl das Aus für viele kleine Klinikstandorte bedeutet hätte. Bleibt es nach den Erfahrungen mit Covid bei der Stoßrichtung? „Es hat sich in der Krise gezeigt, dass unser Gesundheitssystem leistungsfähig ist und schnell lernt“, sagt Peter Preuß, Gesundheitsexperte der CDU im Landtag. Die Erfahrungen der Pandemie hätten ihn darin bestärkt, dass Qualität und Leistung statt Bettenanzahl als Größe für die Krankenhausplanung richtig seien.

Warnung vor Klinik-Schließungen

„Denn auch ein Patient mit schwerem Covid-Verlauf braucht nicht in erster Linie ein freies Bett, sondern eine sehr spezialisierte, fachkundige Behandlung“, so der CDU-Politiker. Für mögliche ähnliche Notlagen müsse aber sichergestellt bleiben, dass zahlreiche Patienten zeitgleich und mit hoher fachlicher Qualität behandelt werden könnten. Josef Neumann, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD, warnte davor, Klinik-Standorte zu reduzieren.

Die EU-Zahlen zeigten zwar, dass die Gesundheitsversorgung in Deutschland auch für die großen Herausforderungen einer Pandemie gewappnet sei. Die wohnortnahe Versorgung habe sich eindeutig bewährt, gerade in den Oberzentren seien die Intensivbetten zum Teil schnell belegt gewesen. „Deshalb kann ich nur sagen: Finger weg von unseren Krankenhäusern! Für jede Krankenhausreform muss die gesundheitliche Daseinsversorgung der Maßstab sein und nicht die Gewinnmaximierung. Schließlich geht es hier im Ernstfall um Leben und Tod“, sagte Neumann unserer Zeitung.

Kölns OB Reker sieht ihren Kurs bestätigt

Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln, stand wegen ihres restriktiven Kurses in der Corona-Krise oft in der Kritik. Das Abschneiden Kölns im Vergleich der EU-Metropolen bestätigt ihren harten Kurs. „Ich bin froh, dass wir von Beginn der Pandemie an insbesondere in den vulnerablen Bereichen frühzeitige Maßnahmen getroffen haben“, sagte Reker auf Anfrage. In den Alten- und Pflegeheimen seien die Bewohnerinnen und Bewohner und das Pflegepersonal systematisch früh getestet worden: „So konnten wir das Infektionsgeschehen immer engmaschig überwachen und einige Ausbrüche auch verhindern.“

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