Deiters, GesellschaftenMit diesen Veranstaltungen testet Köln die Karnevals-Rückkehr

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Fünf Reihen Tische sind in der geräumigen Wassermannhalle geplant.

Köln – Bestätigt durch den erfolgreichen Start mit seiner „Humba Tätärä“-Veranstaltung im Lindner-Hotel am vergangenen Wochenende geht Deiters-Chef Herbert Geiss wie angekündigt einen Schritt weiter. Zusätzlich zu der Veranstaltung am Friesenplatz, die jedes Wochenende ein gesetztes Drei-Gang-Menü mit karnevalistischem Programm bietet, wird er ab Samstag, 5. Februar, unter demselben Titel in der Wassermannhalle am Girlitzweg zehn Mal ein fünfstündiges Programm für bis zu 720 Gäste pro Abend anbieten: „Deiters feiert Karneval – jetzt wird’s richtig bunt!“ heißt der Event mit 2G+-Regeln, für den ab sofort Tickets (Preise ab 25 Euro) verkauft werden.

Im Programm sind Bands wie Cat Ballou, Bläck Fööss, Paveier, Miljöh, Lupo oder Druckluft und Redner wie „Sitzungspräsident“ Volker Weininger, Martin Schopps oder Jörg Runge. Die Moderation übernimmt Nadine Bergdoll.

Deiters Geiss

Herbert Geiss, Inhaber von Deiters

Ob auch das Dreigestirn dabei sein wird, ist noch nicht klar. Der Disput zwischen Festkomitee und seinem Partner Deiters darüber, dass die Tollitäten bei „Humba Tätärä“ im Hotel nicht aufgetreten waren, eine ähnliche Veranstaltung eine Tür weiter im selben Haus aber aufgesucht hatten, ist noch nicht beigelegt. Herbert Geiss macht aus seiner Motivation für solche Veranstaltungen keinen Hehl: „Jedes dieser Events, auch die in der Wassermannhalle, sind ein Minus-Geschäft für uns, aber für uns ist das Werbung, um zu zeigen: Leute, verkleidet Euch.“

Karneval: Deiters will in der Pandemie zeigen, was möglich ist

Normalerweise würde Deiters einzelne Veranstaltungen „mit mehr als 10.000 Besuchern“ machen wie die große Halloween-Party in der Lanxess-Arena, so Geiss. Aktuell sei das Agieren nur der Pandemie geschuldet. „Ich bin für 700 Mitarbeiter verantwortlich. Wir sind nicht die KG Deiters, die Sitzungen reihenweise machen will.“ Deshalb sei das ein Versuch, zu zeigen, was möglich sei. Man wolle den Karnevalsvereinen nicht schaden. Aber bis 750 Besucher sei das so erlaubt und „wir haben ein sicheres Konzept, das ist alles vernünftig.“

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Vielmehr müsse der traditionelle Karneval und auch die Politik überdenken, ob man die Herangehensweise, die vor über zwei Monaten beschlossen worden sei - die Empfehlung eines freiwilligen Verzichts auf Sitzungen - nicht schnell geändert werden müsse. Die gerade aufkommenden neuen Veranstaltungen wie etwa Konzerte am Jugendpark in einem offenen Zelt würden den Bedarf zeigen, viele Menschen wollten feiern. „Ich will keinen Knatsch mit dem FK und reiche ihnen die Hand“, sagt Herbert Geiss. „Bei einer Veranstaltung in der weiträumigen Wassermannhalle gehört ein Dreigestirn nach meinem Gefühl dazu. Sie sind jederzeit willkommen.“

Kölner Festkomitee reagiert diplomatisch

Das FK reagiert auf die Aussage diplomatisch. „Deiters ist seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner für den Kölner Karneval, und das wissen wir natürlich sehr zu schätzen“, teilt das FK auf Anfrage mit. „Man darf und kann aber in einer Partnerschaft auch mal gegensätzlicher Meinung sein, ohne direkt hinzuschmeißen. Wir schauen jetzt gemeinsam, mit welchen Lösungen alle Beteiligten gut leben können.“ Wie es weitergeht, wird auch von den Gesprächen der Karnevalsoffiziellen in der Düsseldorfer Staatskanzlei abhängen, die an diesem Mittwochabend stattfinden. Mit Resultaten ist aber vor Donnertag nicht zu rechnen.

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„Humba Tätärä“ hieß es am Samstagabend im Kölner Lindner-Hotel. Deiters organisierte die Show.

Mit seinen „Humba Tätärä“ scheint Deiters-Chef Herbert Geiss jedenfalls einen Stein ins Rollen gebracht zu haben. Einige kommerzielle Veranstalter wie „Bonnlive“ mit den rund zwanzig Konzerten im Kölner Jugendpark oder „Bagatelle“-Gastronom Rabe mit seiner Franzosensitzung in der Mülheimer Stadthalle, aber auch die renommierten Karnevalsgesellschaften wollen ausloten, was man den Jecken derzeit unter den geltenden Corona-Bedingungen (2G+) anbieten kann.

„Herren-Frühstück“ der Roten Funken im Gürzenich

Ihm habe die Deiters-Veranstaltung gut gefallen, so Heinz-Günther Hunold, der Präsident der Roten Funken und daher wolle er nun nach einem ähnlichen Konzept (Essen plus Programm) am kommenden Sonntag im Gürzenich ein „Herren-Frühstück“ anbieten als Ersatz für die eigentlich an dem Termin angesetzte Herrensitzung. Hunold: „Wir fangen eine Stunde früher an und bieten ein Programm während des Frühstücks.“

Anstatt 1500 Männern ein Hämmchen zu servieren sind nun für 450 bis 500 Besucher kalte und warme Leckereien geplant. „Wir hatten den Saal und die Künstler ja gebucht“, so Funken-Sprecher Günther Ebert. Und so kommen Bernd Stelter, Guido Cantz und Co sowie Kasalla und die Klüngelköpp, die aber vor allem auf leise Töne setzen sollen. Karten dafür gibt es noch.

Ebenfalls im Gürzenich hält die KG Grosse Kölner an ihrem Häre-Ovend fest. Allerdings nicht mehr unten im Grill, sondern oben im großen Saal, wo, so heißt es, „größere Abstände eingehalten werden können“. Und am 4. Februar – am ursprünglichen Termin einen Tag vorher wird der Gürzenich noch für eine Ratssitzung gebraucht.

Rheinisches Buffet der Kölner-Narren-Zunft

Auch die Kölner-Narren-Zunft hat ihren traditionellen Herren-Frühschoppen in die Abendstunden verlegt. Am 19. Februar ist im KWB im Stadtpalais, in der zum Restaurant umgebauten, ehemalige Schwimmhalle des Deutz-Kalker Bades, ein rheinisches Buffet angerichtet. Das Programm mit Martin Schopps, Motombo und „Sitzungspräsident” Volker Weininger ist in Anlehnung an den Frühschoppen aufgebaut, so dass zwischendurch genügend Zeit zum plaudern bleibt. Vorgeschrieben bleibt jedoch der Dresscode: Litewka für Mitglieder und für Gäste Abendgarderobe.

Ein paar Nummern kleiner geht es bei der KG Alt-Köllen zu. Nach einem recht erfolgreichen Probelauf hat man zwei weitere Abende im Gasthaus „Zum Jan" an der Thieboldsgasse gebucht. So diesen Freitag (28. Januar) für einen karnevalistischen Stammtisch mit Eldorado und den Cöllnern sowie am 18. Februar für das neue Format Ordensappell mit den Funky Marys und der Micky Brühl Band.

Premiere hat dieses Wochenende „Napoleon in Kölle“, das neue Divertissementchen in der Ausweichoper Staatenhaus in Deutz – vor ebenfalls bis zu 750 Besuchern. Ganz ausfallen tut der Karneval jedenfalls gerade nicht. Und im Hänneschen läuft die Puppensitzung - was für ein Theater.

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