- Wenn der Hund entlaufen ist, sind Susanne Koc und ihre Mitstreiter vom Team „Entlaufene/Vermisste Hunde Köln und Umgebung“ eine wichtige Anlaufstelle für Kölner Tierhalter.
- Aus einer Facebook-Seite ist ein eingetragener Verein geworden, der schon so manchen Vierbeiner wieder zurück nach Hause brachte.
Köln – Das Halsband zu rutschig, das Geschirr zu locker oder es kommt zu einem einzigen unachtsamen Moment: Die Umstände, unter denen der eigene Hund entwischen kann, können vielfältig sein. In allen Fällen lassen sie aber ein verzweifeltes Herrchen und Frauchen zurück, das sich oft nicht zu helfen weiß und überfragt ist, an wen es sich wenden kann.
Weder Polizei noch Feuerwehr können bei der Suche helfen – die Besitzer fühlen sich oft nicht nur von ihrem Hund, sondern auch von den Behörden alleingelassen.
Bei Susanne Koc und ihrem Team von „Entlaufene/Vermisste Hunde Köln und Umgebung“ finden sie nicht nur Trost, sondern auch tatkräftige Unterstützung bei der Suche nach dem vermissten Haustier.
Facebook-Nutzer suchen mit
So erging es auch Dirk Latzel (47), als ihm sein Mischling Bob beim Spaziergang am Rheinauhafen Ende April entwischte. Als es zu einem Zusammenstoß mit einem fahrradfahrenden Kind kam, erschrak sich der ängstliche Rüde und rannte in Richtung Südbrücke davon.
„Ich hatte die Wahl: Entweder ich helfe dem weinenden Kind oder hechte meinem Hund hinterher“, erzählt Latzel. „Ich habe mich entschieden, erst dem Kind zu helfen. Bob war nach Sekunden schon über alle Berge.“
Als der erste Schock nachgelassen hatte, erkannte Latzel die prekäre Situation. „Man glaubt nicht, dass einem selbst auch so etwas passieren kann. Und dann steht man da“, so der Hundebesitzer.
In seiner Not wandte er sich an die Facebook-Gruppe Nett-Werk Köln, wo man ihn schnell weiterleitete zur nächsten Facebook-Seite: Über „Entlaufene/Vermisste Hunde Köln und Umgebung“ nahm er Kontakt zu Susanne Koc und ihrem Team auf, die prompt reagierten.
Gemeinsam verteilten sie Flyer rund um den Ort des Verschwindens und errichteten für den Fall seiner Rückkehr eine Futterstelle mit seiner Lieblingsdecke als kleinen Zufluchtsort am Rheinauhafen. „Ist der Hund schon seit mehreren Stunden verschwunden, gestaltet sich die persönliche Suche oft als sehr schwierig. Der Hund könnte quasi überall sein. Zehn Kilometer sind für die Tiere ja nichts“, so Koc.
Schon öfter habe sie es sogar erlebt, dass Hunde nicht einmal eine herrenlose Bahnfahrt scheuten: Erst kürzlich war ein Hund am Heumarkt seinem Herrchen entlaufen und mit der Straßenbahn bis zum Bahnhof Frechen gefahren, wo er dank gemeldeter Sichtungen bei dem Suchtrupp wieder eingefangen werden konnte.
Auch Bob wurde durch eine Sichtung wieder mit seinem Herrchen vereint: Während Dirk Latzel am Folgetag wieder unten am Rhein nach seinem Hund suchte, hatte das Tier den Weg zurück vor die eigene Haustür gefunden. Keine 24 Stunden nach seinem Verschwinden konnte Dirk Latzel seinen Hund wieder in die Arme schließen.
Koc und ihrem Team sei er zu größtem Dank verpflichtet, wie er sagt: „Ich bin total beeindruckt von dem Einsatz und der Anteilnahme, die das Team von der ersten Sekunde an gezeigt hat. Die Kommunikation verlief reibungslos, auf jede Nachricht erhielt ich prompt die Antwort. Hut ab vor der tollen Arbeit.“
Die Geschichte der Facebook-Gruppe
Aufgenommen hat Koc ihr Ehrenamt in der Hundesuche im Jahr 2013. Der Hund einer Bekannten war in Worringen entlaufen, daraufhin hatte die Tierliebhaberin aus Blumenberg gemeinsam mit ihrer Freundin Angela Vollhaber die Suchorganisation übernommen.
Das Organisationstalent der beiden Damen machte schnell die Runde, wie Koc erzählt: „Als wieder Hunde entliefen, wurden wir gefragt, ob wir bei der Suche helfen könnten. Und daraus hat sich das Ganze irgendwie entwickelt.“
Einen Hund nach dem anderen brachten die beiden Damen nach Hause, bis sich Ende 2013 die Dormagenerin Ute Organiska dem Team anschloss.
„Bestimmt zwei Jahre waren wir zu dritt, aber irgendwann war das Aufkommen an Anfragen so groß, dass wir unser Team vergrößern mussten“, so Koc. Heute ist aus der Internet-Anlaufstelle „Entlaufene/Vermisste Hunde Köln und Umgebung“ ein eingetragener, gemeinnütziger Verein mit sieben Mitgliedern geworden.
Koc, Vollhaber und Organiska bilden allerdings nach wie vor die Spitze des Vereins. Regelmäßig erreichen sie Anfragen von Haltern vermisster Hunde aus Köln, Leverkusen dem Umland. Aber auch Nachrichten aus Dortmund, der Eifel oder Holland sind bei dem Team schon eingegangen. Hier können die Ehrenamtler allerdings nur beraten – neben dem Beruf hat jedes Mitglied schließlich auch noch Familie und die eigenen Hunde zu versorgen.
Susanne Koc ahnt, woran es liegt, dass sich die Menschen an sie wenden: „Es gibt einfach keine anderen Anlaufstellen für solche Fälle. Das alles sind Leute in einer schwierigen Lage, die sich sonst an niemanden wenden können, und so etwas darf einfach nicht sein.“ Mit ihrem Verein wollen die Ehrenamtler dagegenhalten.
Praktische Tipps zur Suche und zum Einfangen
Was tun, wenn das Tier wegläuft?
- Ruhe bewahren
- Vor Ort bleiben
- Eventuell Haus- und Gartentür offen halten
- Polizei und Feuerwehr informieren
- Eventuell Autobahn- und Bundespolizei informieren
- Haustierregister
- Tierheime informieren und Flyer abgeben
- Förster informieren
- Am Entlaufort und eventuell zu Hause Futterstellen einrichten
- Großflächig Flyer aufhängen und verteilen
Wie fange ich den Hund wieder ein?
Je länger Hunde allein unterwegs sind, desto verängstigter sind sie. Besitzer und Bezugspersonen haben die besten Chancen, die Tiere wieder einzufangen. Man sollte ihnen nicht hinterher laufen oder frontal auf sie zugehen.
Die Chance auf Erfolg ist viel größer, wenn man sich einfach ruhig und gelassen in Sichtweite des Hundes positioniert und ihn zu einem selbst kommen lässt. Ein hilfreicher Trick ist auch, ihn mit ein paar Leckereien zu ködern, die man ihm auf halbem Weg zuwirft, so dass sich der Abstand zwischen Mensch und Tier immer weiter verringert.