Köln – 20 Jahre lang hatte Hannelore Bartscherer den Vorsitz des Kölner Katholikenausschusses inne. Sie war bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn sie Kritik an den Zuständen in der Kirche und auch darüber hinaus übte.
Reker empfängt ehemalige Vorsitzende des Katholikenausschusses
Beim Abschied vom Vorsitz im April 2018 nannte Oberbürgermeisterin Henriette Reker sie eine „Kämpferin für unsere Stadt“. Am Dienstag begegneten sich die Frauen wieder: Anlässlich von Bartscherers 75. Geburtstag, den sie schon im Februar gefeiert hatte, gab Reker einen Empfang im Historischen Rathaus.
Wie Hertha Kraus, die von 1923 bis 1933 in Köln als Stadtdirektorin und Leiterin des Wohlfahrtamts wirkte, zeichneten Bartscherer „Mut und eine klare Haltung“ aus, sagte Reker. In ihrer „Arbeit am sozialen Köln“ sei sie stets „nah an der Lebenswirklichkeit der Menschen in Köln“ gewesen, und in ihrer „Erwartungshaltung“ gegenüber der Kirche habe sie es in Kauf genommen, dass ihre Kritik „nicht immer überall gut ankam“.
OB Reker: Bartscherer hat eine „Starke Persönlichkeit“
Als Vorsitzende des Katholikenausschusses war Bartscherer in verschiedenen Gremien, Arbeitsgruppen und Initiativen tätig, etwa im Rat der Religionen, bei „Köln stellt sich quer“ und beim Runden Tisch für Integration.
Früh habe Bartscherer in der Zeit, als so intensiv wie kontrovers über Zuwanderung diskutiert wurde, die „Gefahr rechter Stimmungsmache erkannt“ und Position bezogen, sagte Reker. Es brauche solche „starken Persönlichkeiten, insbesondere weibliche", die „Meinungsstärke vorleben.“
Bartscherer, die sich ins Gästebuch der Stadt eintrug, betonte, ohne ihren Mann Hans, der wie auch weitere Familienmitglieder und Freunde am Empfang teilnahm, hätte sie es nie geschafft, viele Jahre lang Ehrenämter auszuüben. Unter anderem war sie Vorsitzende des Pfarrgemeinderats von St. Matthias in Bayenthal, Brudermeisterin der dortigen St.-Matthias-Bruderschaft und Bezirksbrudermeisterin der St.-Matthias-Bruderschaften des Bezirks Mittelrhein.
Kritik an Kardinal Woelki
Am Rande des Empfangs sagte mit Blick darauf, dass Kardinal Rainer Woelki Anfang März aus der päpstlich verordneten „geistlichen Auszeit“ zurückgekehrt ist: „Die Auszeit ist überhaupt nicht vorbei“. Im Kölner Erzbistum sei eine Zeit nötig, „in der wir alles auf null stellen und überlegen: Was brauchen wir?“ Dazu gehöre die gerechte Teilhabe der Basis, also der Laien in den Gemeinden. In der Kirche, die von allen Getauften gebildet werde, dürfe es nicht länger „top down“, das heißt von oben herab zugehen: „Veränderungen kommen immer von unten.“