Empörung an der UniStudierende werfen Kölner Professor Rassismus vor

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Das WiSo-Gebäude der Uni Köln

Köln – Ein aktueller Instagram-Post der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln sorgt für Aufruhr bei den Studierenden. Im Post wird ein Professor zitiert, der wegen womöglich rassistischen Vorfällen in der Kritik steht.

Die Kommentare unter dem Posting sind dabei eindeutig. „Wieso wird hier ein Professor gequoted, der rassistische Sprache benutzt und die Kritik an seinem rassistischen Verhalten ignoriert?“, schreibt eine Userin. Eine andere Benutzerin wird noch konkreter: „Es ist einfach so heuchlerisch. Dieser Prof hat in der Podiumsdiskussion das 'N-Wort' ausgesprochen, Rassismuskritik belächelt, Rassismus verharmlost und es gab soweit ich weiß keine Entschuldigung dazu. Seine Werke in denen es um Würde und soziale Gerechtigkeit geht, beruhen scheinbar also NICHT auf einer entsprechenden Haltung, die BIPoC (Black, Indigenous, People of Color, Anm. d. Red.) miteinbezieht. Dieser Post ist einfach so verhöhnend.“

Zahlreiche weitere Nutzer und Nutzerinnen äußerten sich unter dem Beitrag kritisch und forderten eine Stellungnahme der Fakultät.

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Rassismus-Vorwurf an der Uni Köln: Offener Brief veröffentlicht

Das Thema liegt schon länger auf dem Tisch. Der Arbeitskreis Kritische Interventionen der Uni Köln veröffentlichte im Mai 2022 einen offenen Brief. Dabei wurde vor allem auf eine Podiumsdiskussion zum Thema „Sexismus in der Evolutionspsychologie?“ aus dem Sommer 2021 Bezug genommen. Bei dieser Diskussion sollte es eigentlich einen konstruktiven Austausch über eine Lehrveranstaltung eines anderen Professors des Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpsychologie geben. Teile des für diese Veranstaltung genutzten Lehrmaterials waren nach Auffassung einiger Studierende sexistisch und rassistisch.

Der nun bei Instagram zitierte Professor agierte bei dieser Veranstaltung als Moderator, ließ dabei nach Ansicht einiger Studierenden jegliche Neutralität vermissen. „Die Aussagen und das Verhalten während des Podiums lassen uns schockiert und frustriert zurück“, heißt es in dem offenen Brief. Einer der teilnehmenden Professoren soll „schließlich Rassismen wie das N-Wort“ reproduziert haben.

Laut Julian Dicks, einem der teilnehmenden Studierenden an der Diskussion, kam es zu keinem konstruktiven Austausch – im Gegenteil: „Auf die Kritik wurde überhaupt nicht eingegangen.“

WiSo-Professor wird beschuldigt: Hochschulleitung äußert sich

Damals ging die Hochschulleitung der Universität der Sache nach und veröffentlichte ein Statement: „Die Hochschulleitung hat sich über den Konflikt informiert. Der betroffene Hochschullehrer hat sich dabei glaubhaft von Rassismus und absichtlich diskriminierenden Verhaltensweisen distanziert. Sein Sprachgebrauch im Kontext der betroffenen Diskussion ist nach Einschätzung der Hochschulleitung in rechtlicher Hinsicht hinzunehmen.“

„Jederzeit zum Dialog bereit“

Im weiteren Verlauf des Briefes von Mai 2022 stellt der Arbeitskreis „Forderungen, um strukturelle Verbesserungen zu schaffen“. Zu diesen Forderungen aus dem Offenen Brief soll sich die Universität Köln bislang noch nicht geäußert haben. „Die Gespräche mit der Uni Köln sind sehr festgefahren. Aktuell bereiten wir ein weiteres Beschwerdeschreiben vor“, sagt Dicks.

Auf Anfrage des Kölner Stadt-Anzeigers äußerte sich einer der beiden Professoren und sagte, dass er „jederzeit zum Dialog bereit“ sei, „wenn dieser von allen Beteiligten ernsthaft und wertschätzend geführt“ werde. Für weitere Anfragen verwies er auf die Presseabteilung der Universität Köln. Eine Anfrage an den zweiten an der Podiumsdiskussion beteiligten Professor blieb bis zum Mittwochnachmittag (27. Juli) unbeantwortet

Die Universität Köln bedauert indes, dass „trotz beiderseitiger Bemühungen noch keine Annäherung stattgefunden hat“, wiederholt aber ihre Einschätzung aus dem Jahr 2021, dass „der Sprachgebrauch im Kontext der Lehr- und der Diskussionsveranstaltung nach Einschätzung der Hochschulleitung in rechtlicher Hinsicht hingenommen werden“ müsse.

Weiter betont die Universität, dass „in etablierten Gremien über die Lehre diskutiert und beschlossen wird“ und „Studierendenvertreter und -vertreterinnen dabei ein hohes Mitbestimmungsrecht“ hätten und „dieser Weg jederzeit offen“ stehe. „Um eine Basis zur Klärung der Sachlage und für den Abbau von Konflikten zu schaffen“, möchte die Universität „zusammen mit den Studierenden neue, geeignete Formate“ suchen und umsetzen.

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