Krieg in der UkraineWie die Stadt die Messe für Geflüchtete herrichtet

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Geflüchtete Köln Messe 2 gepixelt

Die Geflüchtete aus der Ukraine kommen am Kölner Hauptbahnhof an. Sie sollen künftig auch in einer Messehalle unterkommen.

Köln – Auch am 19. Tag nach dem ersten Angriff Russlands auf die Ukraine fliehen tausende Menschen aus dem osteuropäischen Land. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind bis zu vier Millionen Menschen auf der Flucht. Die Stadt hat nach eigenen Angaben bereits mehr als 2000 Geflüchtete untergebracht. >> Alle Nachrichten und Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine im Newsblog. Weil die so genannte Unterkunftsreserve, die die Stadt für Krisensituationen nach 2015 gebildet hatte, bereits belegt ist, sollen nun in der Messe weitere 1100 Plätze für Geflüchtete entstehen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, bereits am Dienstag soll der Standort eröffnet werden. Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Feuerwehr-Leiter Christian Miller und Sozialdezernent Harald Rau stellen die Unterkunft vor.

Feuerwehr und Messe arbeiten an Unterkünften

Wie die Stadt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigte, arbeiten Feuerwehr und Messe seit dem 12. März daran, die Plätze in den Messehallen 3 und 4 auf zwei Ebenen bereitzustellen. Während es am Montag so aussieht, dass der untere Bereich pünktlich fertiggestellt werden kann, werden sich die Arbeiten im oberen Bereich wohl leicht verzögern.

Um den Geflüchteten in der Halle Privatsphäre zu ermöglichen, werden 25 Quadratmeter große Räume mit mobilen Wänden voneinander abgetrennt. „Jeder dieser Räume ist für vier Personen ausgelegt, mit Tisch, Stühlen und abschließbarem Schrank“, sagte eine Stadtsprechern. „Strom und WLAN liegen in jedem Raum. Es gibt Duschcontainer und sanitäre Anlagen.“

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In der Messe sollen bis zu 1100 Flüchtlinge untrgebracht werden.

Unklar bleibt weiter, was passiert, falls die Zahl der Geflüchteten weiter steigen sollte und auch die Plätze in der Messe belegt sein sollten. Zudem heißt es, dass Flüchtlinge nicht dauerhaft in der Messe unterkommen sollen, sondern nur für wenige Tage. Die Stadt weist darauf hin, dass man daran arbeite, weitere Kapazitäten etwa in Hotels zu akquirieren. Konkrete Pläne wurden aber noch nicht vorgelegt.

2015 hatte sich die Stadt nicht anders zu helfen gewusst als zahlreiche Turnhallen als Unterkünfte herzurichten. Diesmal soll das anders sein: „Es ist erklärter Wille der Stadt Köln, keine Turnhallen zur Unterbringung geflüchteter Menschen heranzuziehen“, teilt die Stadt mit.

Stadt lehnt Unterkünfte in Turnhallen ab

Es gäbe wohl auch keine politische Mehrheit dafür. „Für uns Grüne kommen Turnhallen nicht infrage“, sagte die migrationspolitische Sprecherin der Grünen, Dilan Yazicioglu. Auch Sozialpolitikerin Ursula Gärtner (CDU) sieht in Turnhallen keine Alternative. Einerseits böten diese keine guten Unterkünfte für Flüchtlinge.

Andererseits könne man Kindern und Jugendlichen, die schon über Monate in der Pandemie-Zeit keinen Sportunterricht hatten, nicht erneut zumuten, auf die Turnhallen zu verzichten. „Ich sehe keine andere Möglichkeit, große Zahlen von Flüchtlingen woanders als in der Messe unterzubringen“, sagte Gärtner.

Flüchtlingsrat fordert städtische Wohnungsvermittlung

Der Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats, Claus-Ulrich Prölß, ist mit der Arbeit der Stadt durchaus zufrieden. Die Kommunikation laufe besser als 2015 und die Behörden hätten anfangs erfreulich unbürokratisch agiert. So konnten sich Flüchtlinge per E-Mail registrieren und beim Sozialamt Leistungen beantragen. „Es wurde nicht sehr lang vieles geprüft.“

Allerdings falle der Stadt der Personalmangel etwa im Ausländeramt auf die Füße. Die Behörde war in der vergangenen Woche in die Kritik geraten, nachdem sie Dutzende Flüchtlinge, die sich an der Dillenburger Straße registrieren wollten, wieder wegschickt und auf einen späteren Termin vertröstet hatte.

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Prölß kritisiert auch, dass die Stadt keine eigene Wohnungsvermittlung unterhalte, an die private Vermieter freien Wohnraum melden könnten. Die Kommune hatte dies ausgeschlossen, weil man nicht überprüfen könne, ob sich unseriöse Anbieter darunter befänden. Dies könne vermieden werden, wenn sich Geflüchtete und Mitarbeiter der Stadt beim Vermieter träfen und die entsprechende Wohnung besichtigten.

Zudem sollten Vermieter eine Selbstverpflichtung unterschreiben und die Ombudsstelle für Flüchtlinge einbezogen werden. Nicht nur Flüchtlinge in städtischen Unterkünften, sondern auch solche, die privat untergekommen sind, hätten dann die Möglichkeit, Beschwerden an die Stadt zu richten.

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