Grippe-ImpfstoffKölner Apotheker wehren sich gegen Vorwürfe der Hausärzte

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Grippeimpfung

Symbolbild

Köln – Die Kölner Apotheker haben den Vorwurf der Hausärzte entschieden zurückgewiesen, für Lieferengpässe bei den Grippe-Impfstoffen verantwortlich zu sein. „Die Anschuldigungen sind absolut unhaltbar“, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis. Die Hersteller würden die Grippeimpfstoffe wie jedes Jahr etappenweise ausliefern. „Die Praxen sind bereits im September und Oktober entsprechend ihren Vorbestellungen von den Apotheken beliefert worden. Spätestens aber bis Ende Oktober wird alles von den Herstellern zur Verfügung stehen. “, sagte Preis.

Im Übrigen seien die Grippeschutz-Impfungen in den Apotheken überhaupt keine Konkurrenz zu den Impfungen in den Arztpraxen. „Es ist vielmehr eine Ergänzung zu dem Angebot der Hausärzte. Wir erreichen andere Menschen: Vor allem die Jungen, die vielleicht keinen Hausarzt haben, und sich nun nach Feierabend oder in der Mittagspause ohne große Hürden in der Apotheke impfen lassen.“ Das übergeordnete wichtige Ziel sei, mit den Impfungen in Praxen und Apotheken eine möglichst hohe Impfquote zu erreichen. Die sei mit etwa 35 Prozent schon seit Jahren viel zu niedrig. "Die WHO empfiehlt eine Impfquote von 75 Prozent.  Dabei sollten die Impfungen am besten im Oktober oder November erfolgen." 

46 Kölner Apotheken impfen

Preis verwies auf Erfahrungen im europäischen Ausland, wo die Apotheker schon lange mitimpfen und deutlich höhere Impfquoten erreicht würden als in Deutschland. Im Übrigen rückte er die Größenordnung zurecht: In Köln werde lediglich in 46 der 228 Kölner Apotheken ab dieser Saison geimpft. Bis Ende letzter Woche seien im ganzen Rheinland 200 Impfungen in Apotheken durchgeführt worden. Preis geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die 600 Kölner Hausärztinnen und Hausärzte in diesem Jahr rund 100.000 Grippeimpfungen verabreichen werden, die Zahl der Grippeimpfungen in Apotheken schätzt er auf 1000 bis 2000. Im vergangenen Jahr hätten die Ärzte in Nordrhein schätzungsweise etwa vier Millionen Grippeimpfungen durchgeführt, in den Apotheken waren es 500. In diesem Jahr werden es laut Preis 5.000 bis 10.000 sein.

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Der Apothekerverband reagiert damit auf Vorwürfe der Hausärzte, die den Apotheken die Schuld für ein nicht ausreichendes Angebot an Grippe-Impfstoffen in den Praxen gegeben hatten. Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein, hatte gesagt, dass die Apotheken „durch eine eigene Impfangebote für eine künstliche Verknappung des Impfstoffes sorgen und damit die Impfungen in den Arztpraxen behindern“. Aktuell komme die bestellte Menge nicht überall vollständig an.

"In vielen Ländern impfen Apotheker seit Jahren"

Hintergrund des Konflikts ist auch die grundsätzliche Debatte, ob in Apotheken geimpft werden soll oder nicht. Nach Ansicht von Funken ist „das Impfen eine originär ärztliche Aufgabe.“ Preis vom Apothekerverband entgegnete, dass Apotheker das genauso könnten und dies in vielen europäischen Ländern „seit vielen Jahren erfolgreich impfen“. Das Modellprojekt zur Grippeimpfung in den Apotheken gibt es seit 2020. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte dafür mit dem Masernschutzgesetz, das im März 2020 in Kraft trat, den Weg geebnet. Der Apothekerverband Nordrhein war der erste, der dazu einen entsprechenden Vertrag mit einer Krankenkasse ausgehandelt hatte. Die Ärzteverbände hatten die Initiative von Anfang an abgelehnt.

In der vergangenen Woche hatte sich der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dafür stark gemacht, die Apotheken auch in die Corona-Impfungen einzubinden. „Mehrere Tausend Apotheken werden diese Saison Grippeimpfungen anbieten, es sollte möglich sein, dort auch gegen Covid zu impfen“, sagte Lauterbach der „Welt am Sonntag“. Da es bei den Corona-Impfungen „so gut wie nie“ Komplikationen gebe, könnten die Pharmazeuten dies bedenkenlos übernehmen. Lauterbach schlägt sogar vor, dass die impfenden Apotheker immer gleichzeitig zwei Impfungen anbieten: „Linker Arm Grippeimpfung, rechter Arm Covid-Impfung.“

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