Köln – Terminal 1 des Köln-Bonner Flughafens am Freitagmittag: An den Check-In-Schaltern unter dem Buchstaben D ist die Corona-Pandemie gegenwärtig. Gelbe Absperrbänder sind aufgestellt, die ihren Zweck nicht erfüllen, von Reisenden und Gepäckmengen keine Spur. Ein anderes Bild bietet sich eine Halle weiter. Die Check-In-Schalter B zeigen, was unter normalen Umständen an diesem Freitag zu erwarten wäre – zahlreiche Urlauberinnen und Urlauber auf dem Weg in die Osterferien. Vier Flüge starten am letzten Schultag zwischen 14 und 15 Uhr: Zwei davon gehen nach Palma de Mallorca, zwei in die Türkei, nach Izmir und Istanbul.
Besonders Mallorca ist beliebt - keine Angst vor Ansteckungen
Mittendrin stehen Hanne und Oskar, die ihren Nachnamen nicht nennen möchten. Gerade haben sie ihr Gepäck aufgegeben, nun geht es durch die Sicherheitskontrolle zum Flieger nach Mallorca. „Wir haben kein schlechtes Gewissen“, sagt Oskar.
„Wir waren letztes Jahr im Juli schon auf Mallorca. Da ist es sicherer als hier.“ Am 14. März wurde die beliebte Urlaubsinsel von der Liste der Corona-Risikogebiete gestrichen, da die Sieben-Tages-Inzidenz unter 50 gefallen war. Seitdem ist nach einer Reise nach Mallorca keine Quarantäne mehr verpflichtend. Der Inzidenzwert für die Insel wurde am Donnerstagabend mit rund 30 angegeben – in Köln lag er am Freitag bei 128.
Lesen Sie hier, wie sich das Coronavirus über die 86 Kölner Veedel ausgebreitet hat.
Ein schlechtes Gewissen, im Lockdown in den Urlaub zu fliegen, haben Hanne und Oskar daher nicht. „Wir sind ja alle getestet“, sagt Hanne. „Wir freuen uns darauf, endlich mal wieder in Geschäfte und Restaurants zu gehen.“ Das Paar fliegt jedes Jahr ein bis zwei Mal auf die Insel. Dieses Mal werden sie eine Woche bleiben. Sie übernachten im Hotel. Angst, sich gerade aufgrund der auf Mallorca nachgewiesenen Virusmutationen vor Ort anzustecken, haben die beiden nicht. Die neu eingeführte Testpflicht für Reiserückkehrer empfindet Oskar als „Schikane“. Vom Urlaub auf Mallorca hält sie die beiden aber nicht ab.
Flughafen noch lange nicht im Normalbetrieb
Im Schnitt starten 20 Flieger pro Tag in den Osterferien am Flughafen Köln-Bonn. Viele davon gehen in die Türkei, auch Spanien ist beliebt, besonders die Balearen und die Kanaren. „Am ersten Wochenende der Osterferien gehen 16 Flüge nach Palma de Mallorca und sechs auf die kanarischen Inseln“, sagt Flughafensprecher Alexander Weise dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Auslastung des Flughafens zu den Osterferien beträgt im Vergleich zum Vor-Pandemiejahr 2019 allerdings schätzungsweise nur rund 15 Prozent. „Damit bekommt man mal ein Gefühl dafür, dass die Lage noch lange nicht das Normalniveau erreicht hat“, so Weise. Die Gesundheits- und Hygienemaßnahmen, wie das Tragen einer medizinischen Maske, gelten am Flughafen weiterhin. „Wir hoffen da auch in den Ferien auf das Verständnis und die Rücksichtnahme der Urlauber. In den vergangenen Wochen haben wir aber schon gute Erfahrungen gemacht.“
„Wir sind nicht fahrlässig“
Gute Erfahrungen haben auch die Urlauber Karolina und Christian gemacht – mit dem Urlaub auf Mallorca. Auch die beiden Kölner wollen ihre Nachnamen nicht in der Zeitung lesen. Erst vor zwei Wochen waren sie auf der Insel, nun geht es für beide erneut in die Sonne. „Das haben wir sehr spontan entschieden“, so Karolina. Von der Testpflicht für Reiserückkehrer haben sie erst am Flughafen erfahren. „Wie das alles ablaufen soll, wissen wir noch nicht“, sagt Christian. „Wir fragen uns, wie das funktionieren soll, wenn am Abflugtag dann am Flughafen Palma auf einmal 30.000 Menschen getestet werden sollen?“
Auf der Insel wollen beide sich verantwortungsbewusst verhalten. „Wir passen trotzdem auf, wir sind nicht fahrlässig. Überall, wo wir auf Menschen treffen, tragen wir unsere Maske“, so Christian. Das Paar übernachtet im eigenen Ferienhaus, das dörflich gelegen sei. „Sonst würden wir auch nicht fliegen“, sagt Karolina. Auf den Besuch in ihrem Lieblingsrestaurant freut sie sich trotzdem. Und träumt trotz aller betonten Vorsicht gleich von mehr: „Ich bin gespannt, ob auch die Clubs nächste Woche wieder aufmachen.“