Bislang endeten alle Versuche, die Spiele an den Rhein zu holen, mit Niederlagen. Diesmal könnte Köln zum Zugpferd der Bewerbung werden.
Bewerbung für Spiele in KölnMit den Domspitzen ins Rennen um Olympia?

Visualisierung des Leichtathletikstadions mit umliegendem Olympischen Dorf für die Bewerbung NRWs.
Copyright: Planquadrat Elfers Geskes Krämer GmbH
Für Kölner Sportlerinnen und Sportler ist die Aussicht auf olympische Heimspiele der größtmögliche Motivationskick. Aber wollen die Kölnerinnen und Kölner Olympia-Gastgeber sein? Eine Mehrheit ja, zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa, vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Express“ in Auftrag gegeben. Bislang sind allerdings noch einige Fragen offen.
Zum Beispiel, welche Rolle Köln konkret in der Bewerbung spielen soll. Der neue Oberbürgermeister Torsten Burmester und ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sagte: „International – und es ist ja eine internationale Entscheidung des IOC – geht es auch um Wiedererkennung im Ausland, und da ist das Thema Dom –Weltkulturerbe – schon von einer großen Symbolkraft.“ Deshalb würde er „mit den Domspitzen“ antreten.
Köln beteiligte sich an der im Mai vom Land NRW abgegebenen Bewerbung als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 unter dem Titel „Olympia an Rhein und Ruhr“.
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Der DOSB bestätigte Ende September, dass das Konzept der Region Rhein-Ruhr die sportfachlichen Anforderungen erfüllt – die nächste Stufe im nationalen Bewerbungsprozess ist damit erreicht. Zum weiteren Verlauf teilt ein Sprecher der Stadt Köln mit: „Der entscheidende Meilenstein für die Olympiabewerbung der Region Rhein-Ruhr ist nun der Ratsbürgerentscheid.“
Der soll in allen 16 an den Planungen beteiligten Kommunen einheitlich stattfinden und wird federführend vom Land verantwortet und inhaltlich ausgearbeitet. Im Raum steht der 19. April als Datum, sicher ist er noch nicht.
Sportmanager spricht sich für Köln als „Leading City“ aus
Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes, antwortete auf die Frage, ob Köln eine „Leading City“ sein müsse in der Bewerbung: „Köln als einzige Millionenstadt in NRW mit seinem Dom kann ich mir gut vorstellen. Aber das entscheidet die Politik.“ Ein Sprecher des Landes NRW teilte nur mit: „Sobald feststeht, in welcher Stadt das temporäre Leichtathletikstadion und das Olympische und Paralympische Dorf angesiedelt sein werden, wird die Fragestellung einer möglichen Lead-City thematisiert.“
Bislang ist offen, ob beides in Köln oder Essen entstehen soll. Nach der Idee des Städtebaubüros Planquadrat soll ein ovaler Stadionkomplex im Anschluss an die Spiele stehen bleiben und Gewerbe und soziale Einrichtungen einziehen, in seiner Mitte soll ein Park entstehen. Die Athletenunterkünfte rings um das Stadion sollen Köln als Wohnungen erhalten bleiben, wie üblich bei olympischen Dörfern. In Köln könnte Kreuzfeld als Standort infrage kommen.
Olympisches Dorf könnte im neuen Kölner Stadtteil Kreuzfeld entstehen
Die Stadt Köln denkt seit den 1960er Jahren über eine Erweiterung im Bezirk Chorweiler nach, den neuen Stadtteil Kreuzfeld in der aktuellen Form plant sie seit 2016 und kann seit 2023 eine Integrierte Planung vorweisen. Fünf Mini-Veedel, genannt „Hoods“, sind darin vorgesehen, zusammen bilden sie eine große Gartenstadt mit „Grüner Mitte“. 8000 Menschen sollen hier einmal wohnen, 2023 sprach die Stadt von einem Baustart in 2028.

Visualisierung für die Nachnutzung des Olympischen Stadions mit einem Park in seiner Mitte.
Copyright: Planquadrat Elfers Geskes Krämer GmbH
Baudezernent Markus Greitemann sagte kurz nach der Präsentation der Olympia-Pläne des Landes Anfang Juni dazu: „Sollte es zum Zuschlag für ein olympisches Dorf kommen, wird diese Planung weiterhin die Grundlage darstellen, die entsprechend der spezifischen Anforderungen für Olympia angepasst werden müsste.“ Sie werde seitens der Stadt „sehr wertgeschätzt“. Laut Greitemann sind beide Pläne durchaus vereinbar: Das bestehende städtebauliche Konzept von Kreuzfeld sei bewusst flexibel angelegt, ein „Großvorhaben wie Olympia“ ließe sich grundsätzlich integrieren.
Kosten für Olympia in Köln unklar
Nicht zu beziffern ist zum jetzigen Zeitpunkt, wie viel Olympische Spiele die Region und Köln kosten würden. Bei der Präsentation der Pläne am 29. Mai versprach NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU): „Es wird keine immensen Kosten geben, die ausschließlich für Olympia sind.“ Die Spiele in London kosteten ungefähr 11 Milliarden US-Dollar. Für Paris 2024 korrigierte der französische Rechnungshof allein die öffentlichen Kosten vor zwei Wochen nach oben, auf 6,6 Milliarden Euro.
Bislang endeten alle Versuche, Olympia an den Rhein zu holen, mit Niederlagen. Das Projekt „Düsseldorf Rhein-Ruhr“ verlor 2003 bei der nationalen Ausscheidung gegen Mitkonkurrent Leipzig, was im Nachgang vor allem in Köln für Enttäuschung und Ärger sorgte: Man hätte Köln als Stadt mit dem höheren Bekanntheitsgrad ins Rennen schicken müssen. Schon damals spielte der Dom als Symbol eine Rolle – doch beim Logo entschied man sich für eine bunte Farbpalette. Diese wurde später das Markenzeichen Düsseldorfs als Sportstadt.
Idee für Olympia an Rhein und Ruhr wieder aufgenommen
Dreizehn Jahre danach nahm der Kölner Sportmanager Michael Mronz die Idee von Olympischen Spielen an Rhein und Ruhr wieder auf. Er startete 2016 die privatwirtschaftliche Initiative „Rhein Ruhr City“. Sein Ziel, die Spiele 2028 ins Rheinland zu holen, wurde frühzeitig vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) durchkreuzt, als 2017 erstmals die Austragungsorte von zwei Olympischen Spielen bekannt gegeben wurden: Paris bekam den Zuschlag für 2024, Los Angeles für 2028. Im Oktober 2023 wurde Mronz als Mitglied in das IOC aufgenommen und zog sich daraufhin aus der NRW-Bewerbung zurück.
Diesmal dürfte es schwer genug werden für Nordrhein-Westfalen, sich überhaupt gegen Mitbewerber wie Bayern zu behaupten, mit oder ohne ein markantes Köln im Namen – sollte ihr Referendum mit einem Ja zu Olympia enden. Und sollte es dann international weitergehen, müsste das IOC zunächst entscheiden, wann es Olympia wieder nach Europa vergibt – 2036, 2040 oder erst wieder 2044? Dann warten nach Stand der Dinge Gegner wie Budapest, Istanbul, Kopenhagen, Warschau oder Madrid.