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Von Dämonen bis Fußballern11 Dinge über den Kölner Dom, die kaum jemand kennt

Lesezeit 5 Minuten
Ein Boot fährt bei sonnigem Wetter am Kölner Dom vorbei über den Rhein.

Der Kölner Dom hält für seine Besucherinnen und Besucher so manche Überraschung bereit. (Archivbild)

Kölns Wahrzeichen einmal anders: Nur wenige kennen die elf spannenden Details, die sich überall im Dom verstecken.

Der Kölner Dom ist weltberühmt: Seine Türme ragen über 150 Meter in den Himmel, der Dreikönigsschrein zieht Millionen Besucher an, und der „Decke Pitter“ zählt zu den klangvollsten Glocken Europas. Diese Fakten kennt fast jeder. Doch abseits der bekannten Highlights gibt es im Dom vieles zu entdecken, was selbst eingefleischte Kölner überrascht: versteckte Baupläne, skurrile Figuren – und ein Fenster, in dem plötzlich ein Auto auftaucht.

Zwei weltliche Männer, die unter den Geistlichen ruhen

Konrad Kuene van der Hallen ist der einzige Dombaumeister, der im Kölner Dom seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Sein Grab aus dem 15. Jahrhundert befindet sich an einer Ecke des linken Seitenschiffs. Obwohl der Dom traditionell ausschließlich Geistlichen als Begräbnisstätte vorbehalten war, wurde ihm diese besondere Ehre zuteil. 

Das Grab von Graf von Arnsberg mit Gitter.

Das Grab von Graf von Arnsberg mit Gitter. (Archivbild)

Eine weitere Ausnahme ist Graf Gottfried von Arnsberg: Er übertrug seine Grafschaft dem Kölner Erzstift. Aus Dankbarkeit dafür wurde er im Dom bestattet. Ein außergewöhnliches Detail ist, dass die Füße des Grafen auf zwei Hunden ruhen.


Der Mann mit den zwei linken Händen

Das Mausoleum des Dreikönigsschreins befindet sich zwar nicht mehr direkt in der Kathedrale, weist aber dennoch eine Besonderheit auf. In der ehemaligen Schatzkammer ist ein Werk aus der Barockzeit ausgestellt, das eine Skulptur zeigt. Sie zeigt auf der linken Seite einen Mann, der die Arme in die Hüften gestemmt hat. Dem Bildhauer ist jedoch ein Fehler unterlaufen: Der dargestellte Mann hat zwei linke Hände.


Zocken für den Dom: Wie Lotto den Weiterbau rettete

Lostrommeln der Dombaulotterie.

Lostrommeln der Dombaulotterie. (Archivbild)

Im 19. Jahrhundert wurde eine Lotterie ins Leben gerufen, um den Weiterbau des Kölner Doms zu finanzieren. Die alten Lostrommeln stehen noch heute unter dem Dach - als stille Zeugen einer ungewöhnlichen Fundraising-Idee. Die war übrigens nicht unumstritten, weshalb man sie seinerzeit lieber „Prämienkollekte“ nannte. Das klang weniger anstößig. Auch dank dieser Einnahmen konnte 1880 der Bau des Kölner Doms endlich vollendet werden.


Fußball trifft Gotik: Die sportlichen Späße der Domrestauratoren

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Kölner Dom stark beschädigt, viele Figuren und Fassadenteile mussten erneuert werden. Dabei nutzten einige Restauratoren die Gelegenheit, sich selbst ein Denkmal zu setzen – und wurden kreativ: Sie meißelten nicht nur ihr eigenes Konterfei in den Dom, sondern auch Fußballspieler. Zwischen Wasserspeiern und Heiligen tauchen plötzlich Gesichter auf, die eher an ein Stadion als an eine Sakristei erinnern. Ein augenzwinkernder Hinweis auf die Nachkriegszeit, den man erst bei genauerem Hinsehen entdeckt.


Wo im Kölner Dom Dämonen lauern

Das Chorgestühl im Kölner Dom stammt aus dem 13. Jahrhundert und gehört zu den kunstvollsten Schnitzarbeiten seiner Zeit. Es diente den Bischöfen und Domherren während der langen Gottesdienste nicht nur als Sitzgelegenheit, sondern bot auch eine praktische Stütze, auf die man sich beim Stehen dezent abstützen konnte.

Dämonenreliefs am nördlichen Seiteneingang. Rundgang durch den Kölner Dom mit Dombaumeisterin a.D. Prof. Dr. Barbara Schock-Werner.

Dämonenreliefs am nördlichen Seiteneingang. Rundgang durch den Kölner Dom mit Dombaumeisterin a.D. Prof. Dr. Barbara Schock-Werner. (Archivbild)

Diese sogenannten Miserikordien sind mit kleinen geschnitzten Figuren verziert – darunter groteske Fratzen, Fabelwesen und zottelige Dämonen mit Hörnern oder Ziegenbeinen. Auch am nördlichen Seiteneingang, dem Petersportal, tauchen solche Gestalten in den Reliefs auf – etwa in der Szene der Versuchung Christi.


Auto im Fenster: Wenn Schutzengel zum Unfall eilen

Im sogenannten Kinderfenster im südlichen Querhaus des Kölner Doms ist zu sehen, wie ein Schutzengel ein Kind vor einem heranfahrenden Auto rettet. Dieses überraschend moderne Motiv ist umgeben von mittelalterlichen Glasbildern. Das farbenfrohe Fenster wurde in den 1960er Jahren von Kindern gestiftet, die sich in Form kleiner Namensinschriften darin verewigt haben.

Es zeigt verschiedene biblische Szenen in kindgerechter Darstellung, darunter eben auch diese Szene, in der ein Unfall gerade noch verhindert wird. Damit gehört das Fenster zu den ungewöhnlichsten Kunstwerken im Dom und erinnert daran, dass Schutzengel auch in der Gegenwart gebraucht werden.


Geiger im Fresko: Kardinal Frings und seine große Liebe zur Musik

Zeichnung von Kardinal Frings mit Geige.

Zeichnung von Kardinal Frings mit Geige. (Archivbild)

In den modernen Wandmalereien über dem Grab des Dombaumeisters Konrad Kuene van der Hallen ist unter anderem auch Kardinal Joseph Frings mit einer Geige in der Hand abgebildet. Frings war von 1942 bis 1969 Erzbischof von Köln und gilt als prägende Figur der Nachkriegszeit. Die Darstellung mit dem Musikinstrument verweist auf seine private Leidenschaft und ergänzt das Bild des kirchlichen Würdenträgers um eine persönliche Note. Die Malereien sind im linken Seitenschiff des Doms zu sehen.


Der Fassadenriss hinter dem grünen Vorhang

Hinter einem grünen Vorhang im Chor des Kölner Doms verbirgt sich ein besonders empfindlicher Schatz: ein großformatiger Fassadenriss der Westfassade aus dem späten 13. Jahrhundert. Der auf Pergament gezeichnete Bauplan („Riss F“) misst etwa vier Meter in der Höhe und rund 1,66 Meter in der Breite und wurde in 20 Teile unterteilt.

„Riss F“ oder „Fassadenplan F“ genannte Bauzeichnung.

Die auch „Riss F“ oder „Fassadenplan F“ genannte Bauzeichnung wurde aus 20 Einzelstücken zusammengeklebt. (Archivbild)

Während der Wirren der Französischen Revolution galt er zeitweise als verschollen, bis einzelne Teile im 19. Jahrhundert getrennt voneinander in Darmstadt und Paris wieder auftauchten. Der Fassadenriss spielte später eine zentrale Rolle beim Weiterbau des Doms im 19. Jahrhundert – heute wird er nur selten öffentlich gezeigt, da er äußerst lichtempfindlich ist.


Stern und Schraubenschlüssel: Verborgene Schätze über dem Domgewölbe

Hoch oben im Dachstuhl des Kölner Doms prangt ein steinerner Stern auf der alten Chorgiebelwand – ein Relikt aus dem Jahr 1320, das noch heute das Langhaus vom Chor trennt. Gut verborgen zwischen modernen Stahlträgern, erinnert er an die frühe Bauphase des Doms. In direkter Nähe liegt ein weiteres bemerkenswertes Detail: ein rund 1,50 Meter großer Schraubenschlüssel, der einst zum Anziehen der gewaltigen Schrauben der Dachkonstruktion diente. 


Stein des Schreckens: Als der Dreikönigsschrein nur knapp davonkam

Im 15. Jahrhundert ereignete sich im Kölner Dom ein Zwischenfall, der beinahe katastrophal geendet wäre: Ein schwerer Steinbrocken löste sich aus dem Gewölbe und stürzte in die Tiefe – nur wenige Meter vom Dreikönigsschrein entfernt, der damals noch in einer Kapelle im hinteren Bereich des Hauptschiffs stand. Der als bedeutendstes Reliquiar des Doms geltende Schrein blieb wie durch ein Wunder unversehrt.

Der Dreikönigsschrein im Kölner Dom.

Der Dreikönigsschrein im Kölner Dom. (Archivbild)

Zum Gedenken an dieses beinahe verhängnisvolle Ereignis wurde die Stelle auf dem Boden mit einem steinernen Kreis markiert. Eine kleine Inschrift erinnert zusätzlich an das genaue Datum des Vorfalls.


Das vergessene Eingangstor

Bis ins 19. Jahrhundert war der Zugang zum Kölner Dom deutlich unspektakulärer als heute: Besucher betraten die Kirche durch ein provisorisches Eingangstor, da die monumentale Westfassade mit ihren beiden Türmen noch unvollendet war. Erst mit der Vollendung des Südturms entstand das heutige Hauptportal.

Bei archäologischen Ausgrabungen im Bereich der Fundamente nach dem Zweiten Weltkrieg stießen Experten auf die Reste des ursprünglichen Eingangs. Diese Spuren erinnern heute an die lange Baugeschichte des Doms und daran, wie sehr sich sein Erscheinungsbild über die Jahrhunderte verändert hat.