Seit Jahren plant die Ehrengarde, was mit der Hahnentorburg passieren soll. Nun geht es weiter – und erstmals gibt es eine Summe zu den Baukosten.
Millionenschwere AnbautenSo geht es mit der Hahnentorburg am Rudolfplatz weiter

So sieht die Hahnentorburg am Rudolfplatz in Köln derzeit aus.
Copyright: Matthias Hendorf
Die Karnevalisten der Kölner Ehrengarde haben sich am Montagabend auf der Jahreshauptversammlung des Traditionscorps mehrheitlich dafür ausgesprochen, die zwei millionenschweren Anbauten an die denkmalgeschützte Hahnentorburg weiter zu planen.
Allerdings gilt das Okay der Mitglieder unter einer Bedingung: Bis zum 31. Oktober 2026 müssen 6,6 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Das geht aus einer Präsentation hervor, die der geschäftsführende Vorstand den Mitgliedern zeigte.
Jahrhundertealter Bau am Rudolfplatz
Bislang hatte die Ehrengarde noch nie eine Summe für das Bauprojekt am Rudolfplatz öffentlich genannt, auch am Dienstag bestätigte Ehrengarde-Pressesprecher Benedikt Conin auf Nachfrage die 6,6 Millionen Euro nicht und verwies auf eine bald anstehende Pressekonferenz, zu der er später einlud.
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Seit 1988 nutzt die Ehrengarde per Erbbaurecht die städtische Torburg, die zwischen 1235 und 1240 erbaut worden ist und Teil der mittelalterlichen Stadtmauer war.
Bis 2017 war die alte Brücke über die Hahnenstraße der Treffpunkt, doch die wurde abgebrochen, als das Bürogebäude namens Wallarkaden auf der anderen Seite gebaut wurde. Bislang hat der Karnevalsverein laut eigener Aussage rund drei Millionen Euro in Erhalt und Sanierung der Torburg investiert.

So soll der neue Anbau einmal aussehen.
Copyright: KSG Architekten
Vor zwei Jahren hatte Kommandant Curt Rehfus zu den Bauplänen gesagt: „Ein zweistelliger Millionen-Betrag darf es nicht werden.“ Später sagte er: „Wir müssen schauen, wie wir das Projekt finanziert bekommen.“
Vier der 6,6 Millionen Euro sollen laut der Präsentation über Fördermittel bezahlt werden, unter anderem aus den Töpfen etwa des Heimat-Zeugnis oder der NRW-Stiftung. Das entspräche rund 61 Prozent. Bis Oktober 2026 braucht es demnach die Bewilligung der Summe.
Externe Gönner sollen etwas bezahlen
Das bedeutet auch: 2,6 Millionen Euro muss die Ehrengarde selbst übernehmen. 1,6 Million Euro entfällt demnach auf Spenden-Zusagen aus Eigenmitteln und eine weitere Million auf sogenannte „externe Gönner“.
Mittlerweile hat die Ehrengarde laut Conin den Bauantrag bei der Stadt eingereicht. Das heißt aber nicht, dass die Anbauten auf jeden Fall kommen. Das geht auch aus der Präsentation für Montagabend hervor.
Das nächste Jahr entscheidet
Darin ist zunächst nur die Rede von einer Option, die Anbauten umzusetzen: Wenn die Summe von 6,6 Millionen verfügbar ist, „erhält der geschäftsführende Vorstand die Option, nach Abwägung der bis zum 31. Oktober 2026 bekanntwerdenden weiteren Chancen und Risiken, das Projekt ‚Erhalt der Hahnentorburg‘ sowie die Ertüchtigung des Denkmals seitens der Ehrengarde zu beauftragen“.
Conin sagte am Dienstag: „Wir freuen uns, dass die Mitglieder uns das Mandat erteilt haben, das Projekt weiter voranzutreiben.“

In der früheren Brücke trafen sich die Karnevalisten.
Copyright: Peter Rakoczy
Damit dürfte es aber unrealistisch sein, dass die Anbauten zum 125-jährigen Bestehen der Ehrengarde im Jahr 2027 fertig wird. Als die Ehrengarde 2023 erstmals Bilder ihrer Pläne zeigte, ging sie davon aus, dass das Finanzierungskonzept bis Herbst 2024 stehen würde und die Mitglieder entscheiden könnten. Dieses Vorhaben hat sich nun um ein Jahr verzögert.
Die Pläne sehen einen neun Meter hohen Anbau vor, dort soll ein zweistöckiger Veranstaltungsraum für 120 Menschen entstehen. Es ist kein Durchbruch zur Torburg geplant. Der südliche, 12,40 Meter hohe Anbau soll unter anderem Kleiderkammer, Geschäftsstelle und auch wieder wie früher das Standesamt der Stadt beheimaten. Beide Gebäude erhalten ein Untergeschoss. Die Torburg selbst ist 21,35 Meter hoch.
Teure Pläne im Untergrund abgesagt
Wie berichtet, hatte die Ehrengarde mal deutlich größere Pläne, sie wollte unter der Hahnentorburg einen unterirdischen Veranstaltungssaal bauen, auch ein Wettbewerb dazu inklusive eines oberirdischen Anbaus hatte schon stattgefunden, bevor die Karnevalisten sich 2019 aus Kostengründen dagegen entschieden. Die Rede war von rund 13 Millionen Euro.
Es ist eine sensible Angelegenheit, nach rund 800 Jahren an eines der bekanntesten Kölner Denkmäler anzubauen. Stadtkonservator Thomas Werner, zuständig für den Denkmalschutz, musste zustimmen. Werner sagte: „Der vorliegende Entwurf bewahrt den Charakter dieser imposanten Doppeltorburg und gibt sich mit seiner architektonischen Formensprache und seinem Material deutlich als ein Zusatz des 21. Jahrhunderts zu erkennen.“
Auch andere Korps haben gebaut
Zuletzt hatten die Blauen Funken, wie die Ehrengarde eines der neun Traditionskorps im Kölner Karneval, im September die fertig gestellte Erweiterung des Sachsenturms gefeiert. Er gehörte wie die Hahnentorburg zur Stadtmauer.
Das gilt auch für die Ulrepforte, deren Umbau die Roten Funken vor drei Jahren beendet hatten. Die beiden millionenschweren Bauprojekte finanzierten die Karnevalisten ebenfalls mit.

