Ob Bühne, Straße oder DJ-Pult: Jaëla Probst fühlt sich in vielen Kontexten wohl.
Neuer Rosamunde-Pilcher-Film„Ich bin voll in den Kölner Karneval geboren“

Jaëla Probst ist im neuen Rosamunde-Pilcher-Film am 14. September zu sehen. Die Schauspielerin macht einen Halt in Köln, wo sie Freunde und Familie hat. Probst lebt in Berlin.
Copyright: Alexander Schwaiger
Rudolfplatz, Dienstagvormittag im August: Es herrscht ruhiges Werktagstreiben, die Sommerferien sind noch nicht vorbei. Schauspielerin Jaëla Probst geht erst in die Hocke, springt hoch und macht eine Tanzbewegung vor der Kamera. Das Foto solle bloß nicht zu langweilig wirken, sagt die 33-Jährige dem Fotografen. Ob dynamische Figur oder ausgeruhte Pose: Probst hat eine ausdrucksstarke Präsenz und einen direkten Blick. Langeweile scheint im Repertoire der Theater- und Filmschauspielerin nicht vorzukommen.
Am DJ-Pult, im Vorabendfernsehen oder bei Workshops in Schulen: Probst wechselt wie selbstverständlich von Setting zu Setting. Am kommenden Sonntag, 14. September, um 20.15 Uhr, ist sie im ZDF im zweiten Rosamunde-Pilcher-Film des Jahres in der Rolle der eifersüchtigen, intriganten Ex-Freundin zu sehen.
„Wer immer du bist“ verspricht einen romantisch angehauchten Krimiabend, bei dem Landschaftsarchitektin Victoria Crayshaw, gespielt von Silvana Damm, ihrer verstorbenen Mutter den Wunsch eines japanischen Gartens auf ihrem Anwesen erfüllen will.
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Tanzbewegung für die Kamera beim Treffen am Rudolfplatz
Copyright: Alexander Schwaiger
Probst Heimat wurde von RWE weggebaggert
„Ich spiele die Antagonistin, die Ex-Freundin der männlichen Hauptrolle und Hackerin. Meine Rolle zieht die Strippen und nimmt auf ihre Weise Rache am Patriarchat. Mir hat es große Freude gemacht, diese Figur zu spielen.“ Trotz ihrer Nebenrolle hätten sich die Drehtage über einen Zeitraum von über drei Wochen erstreckt. Davon habe sie sehr profitiert, so Probst. „So märchenhaft die Settings in allen Pilchern rüberkommen, so märchenhaft war es auch. Ich war fasziniert von den Drehorten, bin jeden Tag gesurft, und habe die wilde, mystische Küste wirklich genossen“, sagt Probst über die Landschaft im englischen Cornwall.
Dass man den Pilchern auch ein Übermaß an Kitsch nachsagt, möchte Probst nicht so stehen lassen. „Das Format hat auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung und innerhalb der alten Serien hat es auf eine Art und Weise Kultstatus.“ Nicht selten hätten sich Leute geoutet, Rosamunde Pilcher zu schauen, wenn sie ihnen von der Mitarbeit an der Serie berichtet habe.
Ihre erste feste Fernsehrolle hatte Probst in der Serie „In aller Freundschaft – Die Krankenschwestern“. Seitdem war sie unter anderem in „4 Blocks“, „Tatort“, „SOKO Stuttgart“, „Wilsberg“, „Großstadtrevier“ und anderen zu sehen. Davor hat sie viel Theater gespielt, auf der Bühne und auf der Straße.
Mit 19 Jahren ist Probst für das Schauspielstudium nach Berlin gezogen. Aufgewachsen ist sie in Etzweiler, einem Ortsteil von Elsdorf. Der Bauernhof, auf dem sie gelebt hat, wurde wegen des Braunkohleabbaus 2006 weggebaggert – ein Loch wie eine Wunde, die immer noch schmerzt, so Probst. Vor allem, wenn sie Familie und Freunde in Köln besucht. „Meine Kindheitsorte wurden dort wie ausgelöscht“, so Probst. Doch sie verbindet auch viel Positives mit der Region, auch wenn sie sich mittlerweile als Kölnberlinerin oder auch Berlinkölnerin bezeichnen würde. „Ich liebe den Rhein, der viele kleine romantische Ecken hat.“ In ihrem Internet-Steckbrief wird „Kölsch“ als Dialekt aufgeführt.
Probst ist an Karnevalssonntag geboren
„Ich bin an Karnevalssonntag in Porz geboren, die Krankenschwestern hatten Clownsnasen und die ganze Station war verkleidet. Ich bin voll in den Karneval geboren“, sagt Probst mit kölschem Einschlag. In der Jugend lebte sie den Spagat zwischen Land- und Stadtleben. Sie habe das Autonome Zentrum, damals noch in Kalk, mit besetzt. „Das ist für mich ein prägender Ort.“ Hier hat sie politisches Theater gemacht und auch angefangen, aufzulegen. Das DJing hat sie in all den Jahren weiter verfolgt und in Berlin ein feministisches Kollektiv gegründet. Alle paar Monate legt sie als DJ jaLLA auf, am liebsten weniger in Clubs als in provisorischen Räumen oder Kulturorten abseits des Mainstreams. Musik zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Biografie. Ihr Stiefvater ist Mitglied der deutschen Mittelalter-Band In Extremo.
„Musik ist ein essenzielles Ventil in meinem Leben. Sowohl das Tanzen als auch elektronische Musik, die mich fasziniert.“ Neben allen kulturellen Projekten gibt Probst noch gemeinsam mit einer befreundeten Sexualpädagogin Workshops unter dem Titel „gönn_dir_workshops“ für Jugendliche in Sachen sexueller Selbstbestimmung und -bildung. „Diese Arbeit kommt an den Schulen leider zu kurz. Auf die eigene Stimme hören, Grenzen setzen, Geschlechtervielfalt und Verhütung. Gerade das Empowerment junger Frauen ist mir ein Anliegen.“ Durch ihre Erfahrung und das schauspielerische Handwerk kann Probst vermitteln, mehr auf die Signale des eigenen Körpers zu hören. Oder einfach mal aus vollem Hals heraus „Nein“ zu schreien und den eigenen Bedürfnissen Platz zu geben.