Köln – Sperrstunde, wegfallende Verkaufsflächen und weniger Zuschauer bei Veranstaltungen – die vielen neuen Corona-Regeln und die steigenden Infektionszahlen beeinträchtigen das öffentliche Leben. Obwohl die Inzidenzzahl in der Stadt – die ausschlaggebend für die Verschärfung der Schutzmaßnahmen ist – ganz leicht von 66,3 auf 66 gesunken ist, bleibt sie weiterhin über der kritischen Grenze von 50. Die Anzahl der Personen, die akut und bestätigt mit Covid-19 infiziert sind, ist trotz 57 neuer Infektionen am Dienstag auf 724 gesunken – am Vortag waren es 737. Insgesamt hat es in Köln bislang 6122 bestätigte Corona-Fälle gegeben. 100 Infizierte befinden sich zurzeit in stationärer Quarantäne im Krankenhaus, 29 von ihnen werden auf der Intensivstation behandelt. Die wichtigsten Regeländerungen und Reaktionen im Überblick.
Sperrstunde für Gastronomie in Köln
Von diesem Mittwoch gilt für die Gastronomie eine Sperrstunde. Restaurants, Kneipen und Bars dürfen demnach bis auf weiteres nur noch bis 1 Uhr öffnen. Das teilte die Stadt am Dienstag mit. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte zwar am vorigen Freitag noch betont, dass es eine solche Sperrstunde zunächst einmal nicht geben werde. Doch diese Aussage war hinfällig, als NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Sonntag die Reduzierung der Öffnungszeiten in der Gastronomie angekündigte. Am Montag folgte der entsprechende Erlass der Landesregierung, der ab einem Inzidenzwert von 50 gilt. „Damit wir weitergehende Einschränkungen vermeiden können, müssen wir uns an die Regeln halten“, so Reker, die sich nach eigenen Angaben über die Vereinheitlichung der Corona-Maßnahmen im Land freut. „Wir werden das Virus im Moment nicht komplett aufhalten können, aber wir können es kontrollieren.“
Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Nordrhein prüft eine Klage im Eilverfahren gegen die Verhängung der Sperrstunde, wie dessen Geschäftsführer Christoph Becker ankündigte. „Die Vorschrift ist sinnlos, wir haben den Eindruck, die Politik geht konzeptlos vor.“ Betroffen seien von der Sperrstunde vor allem Bars, Diskotheken und Clubs, die viel Geld und Mühe in Hygienekonzepte investiert hätten – wie Betriebe in der Altstadt, an den Ringen und im Kwartier Latäng. „Deren Publikum geht vor 23 Uhr gar nicht vor die Tür.“ Die Sperrstunde sei für diese Betriebe mehr als existenzbedrohend. Und die Gäste würden dann mangels anderer Möglichkeiten in Privatwohnungen feiern, in denen es keine Hygieneregeln gebe.
Zeitgleich zur Sperrstunde in der Gastronomie, dürfen Geschäfte – wie etwa Kioske – zwischen 1 und 6 Uhr stadtweit keine alkoholischen Getränke mehr verkaufen. Dies ist ein Zusatz zum seit vergangenen Samstag geltenden Alkoholverkaufsverbot an den Feier-Schwerpunkten, das zwischen Freitag, 20 Uhr, und Montag, 6 Uhr, gilt. Zu denen zählen unter anderem die Ringe, das Zülpicher Viertel und die Altstadt.
Seit Freitag gilt wie schon in den ersten Wochen nach dem Lockdown: In Geschäften darf sich pro zehn Quadratmeter nur ein Kunde aufhalten. Zuletzt waren es 7,5 Quadratmeter. In der Schildergasse und Hohe Straße haben sich die Händler mit unterschiedlichen Methoden darauf eingestellt oder einfach auf die die alten zurückgegriffen. Am Eingang des Lego-Stores steht eine Mitarbeiterin, die mit ihrem Handy die Kunden zählt – 28 dürfen es sein – und den Eintretenden Desinfektionsmittel auf die Hände sprüht.
Eine Lego-Mitarbeiterin zählt die Kunden mit dem Handy.
Copyright: Csaba Peter Rakoczy
Andere Läden regeln die Kundenzahl durch Körbe, so etwa bei Butlers. In einem anderen Schaufenster hängt der Hinweis: „Warte, bis ein Mitarbeiter dich abholt.“ Übersichtlich ist die Regelung in einem kleinen Schmuckladen – hier dürfen nur noch drei Kunden hinein. Doch noch nicht einmal die sind da. Anders als bei einem großen Sporthändler, wo eine Zählung nicht zu erkennen ist und 300 Kunden ins Geschäft dürfen.
Vereinzelt bildeten sich wegen der Reduzierung der Kundenzahl Schlangen vor den Geschäften.
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Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbands NRW in Köln, hat von den Mitgliedern noch keine Beschwerden über den „Rückfall“ in Nach-Lockdown-Zeiten gehört. „Wir haben einfach noch nicht wieder eine so hohe Frequenz in den Läden“, sagt er. So fiele die Beschränkung am Ende für viele gar nicht ins Gewicht. Die Hauptsache sei, dass sich die Kunden in den Geschäften wohl fühlen. Ein Protest gegen die neue Maßnahme sei nicht geplant.
Öffentliche Verkaufsstände dürfen bleiben
Obst-, Gemüse- und Blumenhändler sowie Maronenverkäufer mit Verkaufsständen in der Innenstadt dürfen auch weiterhin an Samstagen und verkaufsoffenen Sonntagen öffnen. Das teilte die Stadt am Dienstag mit. Voraussetzung dafür sei allerdings das Einhalten der Mundschutzpflicht, die im öffentlichen Raum überall dort gilt, wo sich viele Menschen begegnen und der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann – wie in Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen.
Die Blumenstände dürfen nun doch bleiben. (Archivfoto)
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„Informationsstände und Schmuckhändler bleiben jedoch nach wie vor an diesen Tagen in diesem Bereich untersagt“, so ein Sprecher der Stadt. Der Grund: Trotz der Pflicht zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung dauere der Kontakt zwischen Händler und Kunde dort zeitlich länger und finde meist in geringerem Abstand als 1,5 Metern statt.
Veranstaltungen in Köln mit weniger Teilnehmern
Die zulässige Anzahl der Teilnehmer bei Veranstaltungen und Versammlungen wird reduziert. Finden diese im Freien statt, dürfen nicht mehr als 500 Personen daran teilnehmen. In geschlossenen Räumen wird die Teilnehmerzahl hingegen auf maximal 250 Personen begrenzt. Zusätzlich gilt die Bedingung, dass die Teilnehmerzahl drinnen wie draußen auf 20 Prozent der normalen Kapazität des Veranstaltungsortes reduziert werden muss. Das geht aus dem Erlass der NRW-Landesregierung hervor.
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Die verstärkte Schutzmaßnahme trifft beispielsweise die Lanxess-Arena, in der zurzeit das ATP-Tennis-Turnier stattfindet. Dieses soll ab Mittwoch daher ohne Zuschauer fortgesetzt werden. „Die organisatorischen Hürden hierfür sind zu hoch, um sie nun innerhalb weniger Stunden zu bewältigen“, sagte Arena-Chef Stefan Löcher. Die bereits erworbenen Tickets können an den jeweiligen Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden.