Tiny House für GästeKleinstes Kölner Hotel öffnet am Rheinufer

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Schlafplatz mit Aussicht auf Rhein und Rodenkirchener Ufer. Unten  Doppel, oben das Einzelbett

  • Die Corona-Krise hat Urlaub verändert. Zumindest diesen Sommer ist eine herkömmliche Reise für viele undenkbar, teilweise auch unmöglich.
  • Eine Alternative ist es da, ein Tiny House zu mieten. 6,60 Meter lang, keine Rezeption, keine Lobby, kein Lift.
  • Was den Aufenthalt dennoch besonders macht, auf was man sich als Gast einstellen kann und wie es mit den Tiny Houses weitergeht.

Köln – Was der Weinbergschnecke schon immer gegeben war, die Rückzugsmöglichkeit ins Mini-Häuschen, ist nun auch Kölnern oder Köln-Besuchern möglich. Am Wochenende wurde an der Grenze zwischen Westhoven und Poll das kleinste Hotel der Stadt errichtet.

Nun sind Superlative gemeinhin mit Skepsis zu betrachten, die in diesem Fall jedoch unbegründet wäre. Ebenso wenig, wie man dem „Colonius“ über Nacht seine Spitzenposition streitig machen kann, wird man es nicht ohne weiteres schaffen, dieses Hotel an Winzigkeit zu übertreffen: Es gibt keine Rezeption, keine Lobby, keinen Lift.

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„Hausen“ ist 6,60 Meter lang

Vielleicht tun sich die Konstrukteure deshalb mit der Bezeichnung „Hotel“ auch schwer. Gästehaus trifft es ohnehin besser, denn die kleine Herberge im Rechtsrheinischen, die mit ihrer Nähe zum Rhein sogar das „Hyatt“-Hotel toppt, wurde von ihren Erbauern „Hausen“ getauft.

Mit 6,60 Metern Länge reicht das fahrbare Haus kaum an ein Fußballtor (7,32 Meter) ran, würde ein solches jedoch um gut einen Meter überragen. Zum Glück erlaubt die deutsche Straßenverkehrsordnung solch einem Konstrukt eine Breite von 2,55 Meter, so dass sich selbst lang gewachsene Menschen in dem einladenden Doppelbett ausstrecken können.

Zehn Tiny Houses für Gäste

Insgesamt sollen zehn Gäste-Tiny-Houses in den nächsten Monaten am Poller Rheinufer errichtet werden. Die Übernachtung kostet je nach Ausstattung zwischen 80 und 120 Euro für ein bis zwei Personen.

Für eine dritte oder vierte Person oder ein Kind kommen noch jeweils 15 Euro pro Nacht dazu. Man muss mindestens zwei Nächte buchen. Handtücher und Bettwäsche sind vorhanden, die Endreinigung kostet 45 Euro.   

Dass dieser Platz fürs reine Schlafen viel zu schade ist, wird jeder nachvollziehen, der den unverbauten Blick zum Rhein und zum Rodenkirchener Ufer genossen hat.

Hausen ist das Werk eines kreativen Trios: der Kölner Architektin Wibke Schaeffer und ihrem Lebensgefährten, dem Diplom-Designer Moritz Zielke (Studio W) sowie Tischlermeister Tom Jumpertz (der Werkstall) in Jülich. „Wir sind total verliebt“, sagt Schaeffer mit Blick auf ihr gerade fertiggestelltes Baby, das schon vor seiner offiziellen Eröffnung von Ausflüglern bestaunt wurde.

Hausen ist der krasse Gegenentwurf zum Kunststoff-Interieur üblicher Wohnmobile. 1500 Vierkanthölzer aus Sibirischer Lärche, „jedes einzelne fünfmal in die Hand genommen“, prägen das Erscheinungsbild dieses Gäste-Tiny-House von außen. Selbst das Giebeldach ist eine Holzkonstruktion, eine doppelschichtige sogar.

Damit beschattet sich das Haus gewissermaßen selber und heizt sich im Sommer nicht so auf. Um im Winter Wärme zu spenden, wurde es mit einer Gastherme ausgestattet. Auf Styropor und andere nicht ökologische Dämm-Stoffe sei komplett verzichtet worden, betont Zielke, der vielen Fernsehzuschauern als Momo in der ausgelaufenen ARD-Serie „Lindenstraße“ bekannt sein dürfte.

Die Innenausstattung besteht im Wesentlichen aus weiß geölter Birke. Sowohl das Doppelbett als auch die beiden 70 Zentimeter breiten Zusatzbetten sind ein- und aushängbar, so dass man den 14 Quadratmeter großen Raum problemlos in ein kleines Konferenzzimmer umwandeln könnte.

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Kerstin Wittmütz, Wibke Schaeffer, Moritz Zielke (v.l.)

Ein weiterer Unterschied zum Wohnwagen ist der, „dass hier richtige Leuchten und richtige 230-Volt-Steckdosen eingebaut wurden“, sagt Schaeffer und verweist auf eine weitere Besonderheit: die hochmoderne Trenntoilette, „das Nonplusultra aus Schweden“.

Vier Monate Planung

Schaeffer und ihr Partner Zielke, dessen rechte Hand noch Verletzungsspuren von der Arbeit trägt, waren allein vier Monate mit der Planung dieses Gästehauses beschäftigt. „Wir dachten, es ist einfach nur kleine Architektur“, sagen die beiden 46-Jährigen lachend. Dass an solch einer Konstruktion wesentlich mehr hängt, weil sie fahrbar sein muss, ein vorgegebenes Gewicht sowie andere Maße nicht überschreiten darf und gerade aufgrund des minimalen Raums eine gute Belüftung garantieren muss, erfuhren sie und Schreinermeister Tom Jumpertz beim Bauen. Mehrmals seien sie an dem Punkt gewesen: „Wir hören auf, wir schmeißen hin!“

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Inzwischen steht fest: Das Gegenteil wird passieren. In den kommenden Monaten sollen unterhalb vom „Wiesenhaus“ insgesamt zehn solcher Gästehaus-Winzlinge am Rheinufer errichtet werden. Darin kann auch gekocht werden, man muss es jedoch nicht. Im Café kann man sich Frühstücks- oder Lunchkörbe aushändigen lassen, erklärt Kerstin Wittmütz, die das etwa zwei Hektar große Campingplatz-Areal zusammen mit Moritz Zielke und zwei weiteren Gesellschaftern im vergangenen Herbst gekauft hat.

Über die Weinbergschnecke wird gesagt, sie sei wärmeliebend und standorttreu. Beides dürfte auch auf „Hausen“ zutreffen. Deswegen darf das nächste Extrem-Hochwasser ruhig eine Weile auf sich warten lassen.

www.wiesenhaus-koeln.de

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