Einzelunterricht in allen MusikrichtungenJunger DJ und Kölner Musiker unterrichten künftig angehende Lehrer

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Die Uni Köln hat den Studiengang Lehramt Musik überarbeitet – der Musikunterricht soll den Lebenswelten der Schüler angepasst werden.

Noch ein paar Handgriffe auf dem DJ-Mischpult, die die Geschwindigkeit des jetzigen Songs und des nächsten anpasst,  und der Übergang ist perfekt. „Ja, sehr nice“, sagt Jason Carter leise. Aber Student Nils Wiedermeyer hat das Lob des Kölner DJs deutlich gehört. „Der Lernprozess im Einzelunterricht ist sehr viel schneller“, fasst Carter den Erfolg des sogenannten „Beatmatchings“ zusammen.

Für Wiedermeyer war es zwar nur eine Probestunde, aber ab kommendem Wintersemester wird der neu eingeführte Einzelunterricht im Fokus des Studiengangs Lehramt Musik für Grundschule, Sekundarstufe 1 und Förderpädagogik an der Universität zu Köln stehen – fünf Semester lang, jede Woche im Haupt- und Nebenfach.

Das Besondere dabei ist, dass angehende Lehrerinnen und Lehrer jede Musikrichtung und jedes Instrument als Fach wählen können, sagt Oliver Kautny, Professor für Musikpädagogik an der Uni Köln. „Kulturell sind wir offen für wirklich alle Formen der Musik. Von türkischer, über Metal, bis hin zu Rap, DJing und Producing.“

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Wir haben einfach verschlafen, dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichten andere Musikkulturen mitgebracht haben.
Oliver Kautny, Professor für Musikpädagogik an der Uni Köln

Die Umstrukturierung des Studiengangs sei längst überfällig gewesen. „Wir haben einfach verschlafen, dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichten andere Musikkulturen mitgebracht haben, aber auch 50 Jahre Hip-Hop. Ehrlich gesagt haben wir vieles oft auch nicht anerkannt und wertgeschätzt. Jetzt bekommen wir die Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern, dass der Musikunterricht ihren Lebenswelten und Erfahrungen nicht entspricht. Wir wollen natürlich auch die Tradition bewahren, aber wir möchten zusätzlich, dass Musiklehrer die verschiedenen musikalischen Kulturen an die Schulen bringen können“.

Möglich machen sollen das bereits geknüpfte Kontakte zu Musikern und Künstlerinnen, die nach Bedarf als Lehrende abrufbar sind. Einer davon ist DJ Jason Carter, der in Köln vor allem als FlyJay bekannt ist. Mit seinen 26 Jahren wird er einer der jüngsten Gast-Dozenten sein. „Durch die Nähe im Alter kann ich mit den Studierenden auf einer ganz anderen Ebene sprechen“, sagt der Kölner. Neben viel Praxis lege er aber auch großen Wert darauf, die Geschichte des DJing zu vermitteln.

Produzent arbeitete schon mit Pietro Lombardi und ist jetzt Lehrbeauftragter

Im Fach Producing hingegen hat sich die Uni mit Reinhard Schaub einen erfahrenen Produzenten an die Seite geholt. Er hat zum Beispiel schon mit Pietro Lombardi zusammengearbeitet und mit ihm Songs im Kölner Tinseltown Studio aufgenommen. Das Studio, in dem etwa auch Kasalla produzieren. Und genau dort wird der 60-jährige Schaub die Studierenden der Musikproduktion unterrichten. „Gerade für angehende Lehrer ist es entscheidend, während des Studiums auch etwas über Hintergründe zu erfahren - zum Beispiel, wie die Musik entsteht, die auf Streamingportalen oder im Radio läuft.“

Wie wichtig neue Musikformen im Lehramtsstudium sind, weiß auch Katrin Sonntag, bekannt als Rapperin Kat: Sie ist Lehrbeauftragte im Fach Rap und selbst praktizierende Lehrerin im Fach Deutsch. „Rap ist schon lang keine Subkultur mehr, sondern das Musik-Genre der Jugend.“ Für sie sei die Integration moderner Musik ein wichtiger Aspekt, um Schüler im Musikunterricht zu motivieren.


Anmeldungen für die Eignungsprüfung Lehramt Musik im Juni sind noch bis einschließlich Dienstag, 23. Mai, über die Website der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Uni Köln möglich.

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