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Spurensuche in ErkrathHat die Photovoltaik-Anlage das verheerende Schulfeuer verursacht?

Lesezeit 5 Minuten
Eine schwarze Rauchwolke ist bei einem Großbrand über einem Gebäudekomplex mit mehreren Schulen im Kreis Mettmann zu sehen.

Eine schwarze Rauchwolke ist bei einem Großbrand über einem Gebäudekomplex mit mehreren Schulen in Erkrath zu sehen. 

Zwei Schulen sind in Erkrath völlig zerstört worden. Nun muss die Brandursache ermittelt werden.

Nach dem verheerenden Brand in zwei Schulen in Erkrath bei Düsseldorf am Dienstagabend steht die Brandursache immer noch nicht final fest. Was feststeht: Die Schäden sind immens. Die Stadt geht inzwischen von einem „Totalverlust“ der beiden zerstörten Schulen aus. 500 Schüler der betroffenen Realschule und 700 Schüler des Gymnasiums haben keine Unterrichtsräume mehr. Verletzt wurde bei dem Brand niemand.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) zeigte sich betroffen von dem Unglück: „Es ist kaum in Worte zu fassen, was es bedeutet, wenn ein vertrauter Ort des Lernens, Lebens und Zusammenhalts plötzlich nicht mehr da ist“, sagte sie. „Es wird alles getan, damit bald wieder ein geregelter Unterricht möglich ist und jetzt auch alle Abschlussprüfungen wie vorgesehen stattfinden können.“

Die Brandursache ist bislang unklar. Es müsse zunächst geprüft werden, ob das Gebäude aktuell überhaupt begehbar sei, sagte ein Polizeisprecher. Die Stadt hatte mitgeteilt, dass ein technischer Defekt der Photovoltaikanlage als Brandursache „nicht ausgeschlossen werden“ könne. Diese soll laut einem Bericht der „Bild“ bereits vor einigen Jahren zu einem Feuer geführt haben.

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Erinnerungen an Einsturz der Eislaufhalle in Bad Reichenhall 2006

In der Düsseldorfer Landespolitik weckt der Brand des Schuldachs in Erkrath Erinnerungen an ein Unglück im Jahr 2006. Damals hatte der Einsturz des Dachs einer Eislaufhalle in Bad Reichenhall eine bundesweite Diskussion über die Sicherheitsstandards von öffentlichen Gebäuden ausgelöst. „Die Sicherheit der Schulgemeinschaften muss gewährleistet sein“, sagte Dilek Engin, Schulexpertin der SPD-Landtagfraktion, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Der Großbrand des Schulzentrums von Erkrath war sogar im 40 Kilometer entfernten Wermelskirchen zu sehen.

Der Großbrand des Schulzentrums von Erkrath war sogar im 40 Kilometer entfernten Wermelskirchen zu sehen.

Dazu gehöre auch, die Brandursache schnellstmöglich zu ermitteln. Bisher sei zwar noch unklar, ob die Photovoltaikanlage den Brand ausgelöst habe. Falls dem aber so sei, müsse geklärt werden, „ob sich dieser Vorfall auch woanders ereignen“ könne. „Man wird die Kommunen und Schulen mit dieser Frage aber nicht alleine lassen dürfen“, sagte Engin. „Daher erwarte ich vom Land, dass es eigene Anstrengungen unternimmt, die Sicherheit an öffentlichen Gebäuden zu gewährleisten. Das könnte beispielsweise durch eigene Kontrollaktionen erfolgen.“

Wichtig sei, dass dadurch keine neue Bürokratie für die Schulen entstehe: „Da ist jetzt die Landesregierung gefordert, selbstständig dafür zu sorgen, dass so ein Fall möglichst nicht noch einmal auftritt.“ Dort sieht man sich allerdings bisher nicht in der Pflicht, eigene Untersuchungen zu dem Vorgang anzustellen. Die Bezirksregierung Düsseldorf verwies darauf, für die Sicherheit öffentlicher Gebäude sei „der jeweilige Eigentümer bzw. Betreiber“ – in dem Fall also die Kommune Erkrath - zuständig.

Geht von Solaranlagen eine Brandgefahr aus?

Erhöhen Photovoltaik-Aufbauten auf Schuldächern oder dem Eigenheim die Brandgefahr? Lukas Janisch vom Tüv Rheinland gibt Entwarnung. „Gemessen an der enormen Menge verbauter Module sind Brände in PV-Anlagen sehr selten“, sagt der Leiter des Kölner Solar-Prüflabors. Auch einer Untersuchung des Fraunhofer-Instituts 2013 kam zu dem Schluss, dass Photovoltaik-Anlagen nicht gefährlicher als herkömmliche Elektroinstallationen seien.

Allerdings bergen sämtliche Stromanlagen ein gewisses Brandrisiko in sich. Wer eine PV-Anlage auf dem Dach hat, kann die Wahrscheinlichkeit, dass ein Feuer ausbricht, aber minimieren.

Flammen schlagen bei einem Großbrand aus dem Dach eines Gebäudekomplexes mit mehreren Schulen im Kreis Mettmann.

Flammen schlagen bei einem Großbrand aus dem Dach eines Gebäudekomplexes mit mehreren Schulen im Kreis Mettmann.

Am wichtigsten ist laut Jakisch die regelmäßige Wartung der Anlage. Schließlich seien die Anlagen auf dem Dach Sturm, Schnee, Regen, Hagel, aber zuweilen auch Blitzeinschlägen oder bissigen Mardern ausgesetzt. Und ist die Anlage defekt, steigt die Brandgefahr. Das Baurecht regle deshalb je nach Standort, Größe und Nutzungsart, wie häufig Prüfer vorbeikommen müssen. Wer alle Regeln einhält, schütze sich nicht nur vor Flammen, sondern erhöhe auch seine Versorgungssicherheit.

Auch bei der Montage sollte man sich keine Fehler leisten, so Jakisch: Selbst aufs Dach steigen und an der Elektronik basteln kann lebensgefährlich werden, deshalb sollte „eine sorgfältige Ausführung durch Fachfirmen“ erfolgen, die alle „relevanten Normen und Richtlinien“ einhielten. Im Übrigen existierten für PV-Module grundlegende Sicherheitsanforderungen in Form von EU-Normen. „Jeder Hersteller und Errichter einer PV-Anlage muss sicherstellen, dass diese eingehalten werden“, erkennbar sei das an Zertifikaten von Prüfhäusern, wie beispielsweise dem Tüv Rheinland.

Schüler aus Erkrath werden in Düsseldorf unterrichtet

Die Schüler der angebrannten Schule haben unterdessen Sicherheit, wie es mit ihnen weitergeht. Die Stadt Düsseldorf teilte am späten Donnerstagnachmittag mit, ihnen eine Unterkunft zu gewähren. „Ich freue mich sehr, dass wir es kurzfristig ermöglichen können, den rund 1.200 Kindern und Jugendlichen bezugsfertige Schulräume in Benrath anzubieten, so dass sie den Unterricht bereits ab dem 26. Mai wiederaufnehmen können“, sagte Düsseldorfs OB Stephan Keller.

Das Schloß-Gymnasium in Benrath hatte im Februar neue Räume bezogen, so dass am alten Standort ab sofort 45 nutzbare Unterrichtsräume zur Verfügung stehen. Christoph Schultz, Bürgermeister der Stadt Erkrath, zeigte sich erleichtert: „In einer Ausnahmesituation wie dieser freut es mich sehr, dass wir als Region zusammenstehen.“ (mit dpa)


Solardächer auf Kölner Schulen

Die Stadt Köln will bis 2035 klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden sowohl bei Schulanbauten als auch bei allen Schulneubauten im großen Schulmaßnahmenpaket der Stadt standardmäßig Photovoltaikanlagen auf das Dach gebaut. Dabei wird jeweils die größtmögliche Dimension gewählt.

Umgesetzt wurde dies etwa bereits beim Neubau der Fitzmaurice-Gesamtschule in Ossendorf oder beim Anbau des Dreikönigsgymnasiums. Allein dort wurde eine Photovoltaikanlage mit 650 Quadratmetern errichtet. Die Wartung dieser Anlagen erfolgt nach Angaben der Stadt genau nach den im Wartungsbuch des Bundesinnenministeriums vorgeschriebenen Intervallen. Für die meisten technischen Funktionen ist eine jährliche Inspektion vorgesehen, ein kleiner Teil wird alle zwei Jahre gewartet. (ari)