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Hochwasser dank „Detlef“Sturmflut trifft Küste – Wetterlage bleibt angespannt

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05.10.2025, Schleswig-Holstein, Dagebüll: Spaziergänger sind bei einer Sturmflut an der Nordsee in Dagebüll unterwegs. Die angekündigte Sturmflut hat die schleswig-holsteinische Nordseeküste erreicht. Foto: Bodo Marks/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Spaziergänger sind bei einer Sturmflut an der Nordsee in Dagebüll unterwegs. Die angekündigte Sturmflut hat die schleswig-holsteinische Nordseeküste erreicht. 

Eine Sturmflut trifft die deutsche Nordseeküste. Das Tief „Detlef“ sorgt nicht für ungemütliches Wetter, sondern auch Verletzte.

Deutschland ist am Wochenende von einem kräftigen Sturmtief erfasst worden – mit teils heftigen Folgen. Während der Norden mit Sturmfluten und Fährausfällen kämpft, sorgten starke Windböen im Süden für gefährliche Zwischenfälle. Trotz vieler Feuerwehreinsätze blieb die bundesweite Schadenslage bis zum Sonntagnachmittag vergleichsweise glimpflich.

Die erwartete Sturmflut ist am Sonntag auf die schleswig-holsteinische Nordseeküste getroffen und bringt teils extreme Pegelstände mit sich. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) meldet Hochwasserwerte von bis zu zwei Metern über dem mittleren Hochwasser, etwa um 11:14 Uhr auf Helgoland und 13:21 Uhr auf Föhr.

05.10.2025, Hamburg: Der Fischmarkt ist überflutet. Ein Sturmtief zieht über Norddeutschland und es gibt eine Sturmflutwarnung für die deutsche Nordseeküste. An der Elbe drohen am Nachmittag hohe Wasserstände. Foto: Benjamin Haller/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Hamburg: Der Fischmarkt ist überflutet. Ein Sturmtief zieht über Norddeutschland und es gibt eine Sturmflutwarnung für die deutsche Nordseeküste. An der Elbe drohen hohe Wasserstände.

Die Folge: Eingeschränkter Fährverkehr, Ausfälle und geänderte Fahrpläne – etwa auf den Verbindungen zwischen Dagebüll, Föhr, Amrum und Sylt. Die Verbindungen zwischen Schlüttsiel und den Halligen fielen aus, die Sylt-Fähren fahren nach einem Sonderfahrplan. Auch in Mecklenburg-Vorpommern und Bremerhaven gab es Einschränkungen.

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In Norderney setzte der Sturm einen Campingplatz unter Wasser, Strandkörbe kippten um, Wellen reichten bis an die Dünen. Auf Sylt trotzten Windsurfer der ungemütlichen Wetterlage – und wagten sich trotz Sturm und Regen aufs Meer. Bilder zeigen, wie sie sich bei Regen und bis zu 100 km/h starken Böen in die Nordsee wagen.

Süden mit Sachschäden – aber keine Katastrophe

Schon vor dem Eintreffen der Sturmflut hatte das Sturmtief „Detlef“, international auch „Amy“ genannt, in Deutschland für Chaos gesorgt. In Dachsberg im Südschwarzwald wurden zwei Menschen schwer verletzt, als ein Baum auf ihren Kleinbus stürzte. Der Fahrer musste per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden, die Beifahrerin kam mit dem Rettungswagen in eine Klinik.

Auch in anderen Regionen entwurzelten Böen Bäume, knickten Äste ab und wehten Bauzäune um. In Sachsen-Anhalt erschwerten starke Winde im Harz die Rettung nach einem Unfall mit fünf Verletzten – der Rettungshubschrauber konnte wegen des Wetters nicht starten.

Kurioser Einsatz in München – Tote in Westeuropa

In vielen Regionen waren Polizei und Feuerwehr im Dauereinsatz: Allein in Teilen Baden-Württembergs rückten Einsatzkräfte dutzende Male wegen umgestürzter Bäume aus. In Rheinland-Pfalz beschädigten herabfallende Dachziegel ein Auto.

Einen ungewöhnlichen Einsatz meldete die Feuerwehr aus München: Ein Handwerker wurde durch einen Windstoß in einer Wohnung im 13. Stock eingeschlossen – die Tür fiel mit solcher Wucht zu, dass sie sich weder von innen noch außen öffnen ließ. Eine Rettung per Hubrettungsbühne über den Balkon war notwendig.

05.10.2025, Schleswig-Holstein, Dagebüll: Wellen schlagen an einen Kontrollturm im Hafen. Teile des Fährhafens von Dagebüll werden bei einer Sturmflut überflutet. Die angekündigte Sturmflut hat die schleswig-holsteinische Nordseeküste erreicht. Foto: Bodo Marks/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Schleswig-Holstein, Dagebüll: Wellen schlagen an einen Kontrollturm im Hafen. Teile des Fährhafens von Dagebüll werden bei einer Sturmflut überflutet.

In Hessen sorgte am Samstagabend ein Hagelschauer für glatte Straßen, doch größere Unfälle blieben laut Polizei aus. Weitaus schlimmer traf „Amy“ zuvor Westeuropa. In Nordfrankreich kamen zwei Menschen ums Leben: ein Mann beim Schwimmen im Atlantik, ein anderer durch einen herabstürzenden Ast. Auch in Irland gab es ein Todesopfer, begleitet von Stromausfällen, Schulschließungen, Überschwemmungen und Flugausfällen.

In Belgien wurden rund 90 Feuerwehreinsätze registriert, vor allem wegen umgestürzter Bäume. In Norwegen waren zehntausende Haushalte zeitweise ohne Strom, ebenso in Schottland.

Der Deutsche Wetterdienst warnt: Sonntag können Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometern pro Stunde erreicht werden, in höheren Lagen wie dem Brocken sogar mehr. Am Montag soll das Tief über der Ostsee an Kraft verlieren. Dann erwarten Meteorologen sinkende Windgeschwindigkeiten, allerdings bleibt es bewölkt und nass – mit Höchstwerten zwischen 11 und 17 Grad. (sb0/dpa/afp)