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Interview

Junge Union NRW
„Jeder Schüler sollte einmal mit der Bundeswehr in Kontakt kommen“

4 min
Kevin Gniosdorz, Chef der Jungen Union in NRW, stellt sich am Wochenende zur Wiederwahl.

Kevin Gniosdorz, Chef der Jungen Union in NRW, stellt sich am Wochenende zur Wiederwahl.

Am Wochenende kommt die Junge Union in Gummersbach zum NRW-Tag zusammen. JU-Chef Kevin Gniosdorz erklärt, wie er zur Aufrüstung der Bundeswehr steht.

Herr Gniosdorz, Sie stellen sich am Wochenende zur Wiederwahl. Mit welchem Ergebnis wären Sie zufrieden?

Die Delegierten aus den Kreisverbänden werden die Arbeit des Landesvorstands und meine als Vorsitzender bewerten und dann ihre Stimmen abgeben. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: Das Ergebnis von Lars Klingbeil bei der SPD dürfte drin sein.

Linken-Chefin Heidi Reichinnek kommt bei jungen Wählern gut an. Kann die JU sich davon etwas abgucken?

Man muss der Linkspartei und insbesondere Heidi Reichinnek zugestehen, dass sie ihre Social-Media-Kommunikation gut im Griff haben. Einige Videos sind handwerklich wirklich stark gemacht. Was Reichweite und Prioritätensetzung im digitalen Raum angeht, kann man sich da durchaus etwas abschauen – jedenfalls was die Machart betrifft, nicht die Inhalte. Denn inhaltlich liegt da vieles weit von dem entfernt, wofür wir stehen. Spaltung und Polarisierung gehören zum Geschäftsmodell der politischen Ränder – das ist nicht unser Stil.

Die Bundeswehr soll aufgerüstet werden. Was bedeutet das für die Zusammenarbeit der Truppe mit den Schulen?

Als Junge Union Nordrhein-Westfalen setzen wir uns seit Langem für einen deutlich selbstbewussteren Umgang mit unserer Parlamentsarmee ein. Dazu gehört auch, dass Jugendoffiziere einfacher Zugang an Schulen erhalten. Es ist ein Widerspruch, wenn die Bundesregierung eine Zeitenwende ausruft, aber gleichzeitig ausgebildete Soldatinnen und Soldaten an manchen Schulen nicht über globale Sicherheit und sicherheitspolitische Zusammenhänge im Unterricht informieren dürfen.

28.06.2025
Köln:
Die Streitkräfte veranstalten den „Tag der Bundeswehr“ in Köln-Wahn. Das Programm sei „für die gesame Famillie“ insbesondere hat die Bundeswehr jedoch die Nachwuchsgewinnung im Sinn. Bundesweit findet die Aktion an zehn Standorten statt.
Kampfhubschrauber CH 53
Foto: Martina Goyert
mgoyert@web.de

Die Streitkräfte haben vor kurzem den Tag der Bundeswehr in Köln-Wahn veranstaltet. Das Programm sei für die ganze Familie geeignet – insbesondere hatte die Bundeswehr jedoch die Nachwuchsgewinnung im Sinn. (Archivbild)

Natürlich fordert niemand Rekrutierung an Schulen – das wird von einigen mit Absicht falsch behauptet. Aber jede Schülerin und jeder Schüler sollte im Laufe seiner Schulzeit einmal mit der Bundeswehr in Kontakt kommen – sei es durch einen Besuch von Jugendoffizieren im Unterricht oder durch eine Exkursion in eine Kaserne. Das stärkt das Verständnis für sicherheitspolitische Verantwortung und unsere Demokratie.

In NRW steht die CDU in Umfragen gut da, die Grünen seit 2022 verlieren an Zustimmung. Woran liegt das?

Die CDU steht in NRW derzeit bei knapp 40 Prozent – also hervorragend da. Früher galt Nordrhein-Westfalen als Herzkammer der Sozialdemokratie. Heute ist die CDU NRW das Kraftzentrum der Christdemokratie in Deutschland. Das liegt an guter Arbeit für die Menschen im Land und an Persönlichkeiten wie Ministerpräsident Hendrik Wüst. Was die Grünen betrifft: In der zweiten und dritten Reihe sehe ich nach wie vor einige Ideologen, etwa die Bundessprecherin der Grünen Jugend, die regelmäßig durch linkspopulistische Entgleisungen auffällt. Wenn so etwas in einer Partei toleriert wird, kostet das Vertrauen und Wählerstimmen aus der Mitte. Die Menschen erwarten keine Kulturkämpfe, sondern Lösungen.

Blickt man auf das Landeskabinett, richtet sich die wohl meiste Kritik gegen die grüne Integrationsministerin Josefine Paul. Wie sehen Sie ihre Arbeit?

Frau Paul verantwortet mit Flucht, Integration und Kinderbetreuung zweifellos sehr herausfordernde Themenfelder. Gleichzeitig macht sie gerade in der öffentlichen Wahrnehmung häufig eine unglückliche Figur. Umso wichtiger wäre es, dass sie mit klarer Linie, Führungskraft und Entscheidungsfreude agiert. Im Bereich der Migrationspolitik wird regelmäßig betont, man wolle gemeinsam mit den Kommunen Verbesserungen erreichen, aber Worte allein reichen nicht. Es liegen viele konstruktive Vorschläge aus der kommunalen Praxis auf dem Tisch. Jetzt ist es an der Ministerin, diese aufzugreifen und konsequent umzusetzen.

NRW-Innenminister Reul ist der beliebteste Landespolitiker. Sollte er nach 2027 weitermachen?

Herbert Reul ist der beste Innenminister, an den ich mich erinnern kann. Seit vielen Jahren genießt er völlig zurecht ein hohes Ansehen in der Bevölkerung – als glaubwürdige, entschlossene und volksnahe Stimme für die innere Sicherheit. Für viele ist er längst das Gesicht der CDU in diesem Politikfeld – weit über Nordrhein-Westfalen hinaus. Ob er nach der Landtagswahl 2027 weitermacht oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung, die allein er trifft.

Im Bund regiert Merz mit der SPD – ein Modell für NRW?

Die demokratischen Parteien der Mitte müssen miteinander gesprächsbereit und auch grundsätzlich koalitionsfähig bleiben – das gehört zur politischen Verantwortung. In Nordrhein-Westfalen wären wir nach aktuellem Stand in der komfortablen Lage, nur einen Koalitionspartner zu brauchen. Für mich ist Schwarz-Grün keine Wunschkonstellation, aber die Regierung arbeitet verlässlich und stellt wichtige Weichen für unser Land. Was die SPD angeht: Die einst stolze Sozialdemokratie in NRW wirkt spätestens seit der letzten Landtagswahl schwer angeschlagen, intern unorganisiert und aktuell kaum regierungsfähig. 


Zur Person: Kevin Gniosdorz (34) lebt in Bad Wünneberg (Ostwestfalen), in der Stadt Paderborn ist er Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtrat. Der selbstständige Projektmanager engagiert sich seit 2008 in der Jungen Union, 2023 wurde er als Nachfolger von Johannes Winkel zum Chef der Jungen Union NRW gewählt. Gniosdorz bekennt sich als Fußball-Fan zum Zweitligisten Schalke 04 und beschreibt seinen Familienstand so: „Ledig – aber in guten Händen.“