Zivilschutz in NRWReul sieht Pläne für neue Atomschutzbunker kritisch

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Hinter Maschendraht sieht man ein Haus, einen LKW und einen Polizeiwagen. Die Umgebung ist waldig. Über dem früheren Ausweichsitz steht ein Haus für den Bunkerwart.

In Urft lag der Ausweichsitz der NRW-Landesregierung.

In der Ukraine halten sich die Menschen zum Schutz vor russischen Angriffen oft tagelang in Bunkern auf. Immer mehr Politiker wollen jetzt auch den Zivilschutz bei uns verbessern. Was muss passieren?

Werden in NRW neue Bunker gebaut, um die Bevölkerung vor einem russischen Luftangriff zu schützen? Die Innenminister der Länder haben die Bundesregierung bei ihrer jüngsten Konferenz aufgefordert, zügig ein „modernes Schutzraumkonzept einschließlich Maßnahmen zur Härtung der Bausubstanz“ zu erarbeiten. 2007 hatte die Große Koalition die Wartung der noch vorhandenen 2000 Bunkeranlagen in Deutschland eingestellt, weil ein Krieg in Europa damals nicht mehr vorstellbar schien.

Die Folge: Bundesweit sind nur noch rund 600 Bunker intakt. Sie würden Platz für gerade mal 500.000 Menschen bieten. Das ist nur ein Bruchteil der Gesamtbevölkerung. Die Mehrheit der Bürger wäre Aggressionen schutzlos ausgeliefert. Eine Einsicht, die jetzt offenbar bei vielen Politikern zu einem Umdenken beim Zivilschutz geführt hat.

Reul will Bevölkerung sensibilisieren

NRW-Innenminister Herbert Reul sieht den Vorstoß seiner Kollegen jedoch kritisch. „Ich begrüße es, dass der Bund im Rahmen seiner Zivilschutzaufgaben prüft, ob Schutzräume auch heute noch einen wirksamen Schutz vor militärischen Bedrohungen bieten können“, sagte der CDU-Politiker aus Leichlingen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das Ergebnis werde jedoch im Zweifel zu spät vorliegen.

„Und daher ist eine Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung durch den Bund zum Verhalten bei einer Bedrohung, beispielsweise Keller, Tiefgaragen, oder U-Bahnhöfe aufzusuchen, aktuell wichtiger als ein Schutzraumkonzept“, erklärte der NRW-Innenminister.

Das Land NRW hatte in den 90er Jahren ihren „Ausweichsitz“ in einem Bunker in der Nähe des Ortes Urft in der Eifel aufgegeben.  Die Einrichtung des Bunkers sollte es den Ministern und den Mitarbeitern aus den Stäben erlauben, 30 Tage unabhängig von der Außenwelt leben und arbeiten zu können. Die Anlage war für 200 Personen ausgerichtet und im Jahr 1965 nach der Einlagerung von Lebensmitteln einsatzbereit. Heute ist der Ausweichsitz eine Dokumentationsstätte und kann besichtigt werden.

Bunker in Köln außer Betrieb

In Köln ist an der U-Bahn-Station Kalk Post noch ein Atom-Schutzbunker erhalten, in dem 2366 Menschen untergebracht werden konnten. Dort hätten die Menschen vor einem radioaktiven Fallout geschützt werden können. Die Anlage ist aber nicht mehr einsatzbereit, weil die technischen Anlagen seit 2005 nicht mehr gewartet wurden.

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