Corona-LockerungenSo funktioniert das Einkaufen mit Termin

Lesezeit 3 Minuten
Shoppen Corona

Auf einem Schild in der Innenstadt steht 'Wir haben geöffnet'. 

  • Die Corona-Beschlüsse erlauben von Montag an kleine Öffnungsschritte für den Handel.
  • So haben die Bundesländer die Möglichkeit, ab einer Inzidenz unter 50 die Geschäfte komplett zu öffnen.

Berlin – Der Einzelhandel soll in der Regel bis zum Ende des Monats geschlossen bleiben – so hat es die Bund-Länder-Konferenz entschieden. Es gibt aber ein paar Lockerungen. So dürfen Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte vom 8. März an wieder öffnen. Für die anderen Läden könnte der Termineinkauf „Click & Meet“ die Lösung sein.

Das jedenfalls sieht der neue Corona-Beschluss als Möglichkeit für die Bundesländer vor, wenn eine stabile oder sinkende Sieben-Tage-Inzidenz von weniger als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner vorliegt. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) erfüllen dieses Kriterium derzeit alle Bundesländer außer Thüringen. Der Bund-Länder-Beschluss stellt es den Ländern frei, ob für diesen Schritt die landesweiten oder die regionalen Sieben-Tage-Werte gelten sollen.

„Click & Meet“ ist eine Weiterentwicklung

„Click & Meet“ ist im Prinzip eine Weiterentwicklung des „Click & Collect“-Konzepts, das schon in den vergangenen Wochen von vielen Geschäften genutzt wurde. Bisher können Kunden Ware online oder telefonisch bestellen und die Produkte dann vor Ort abholen. Beim neuen Terminshopping soll es möglich sein, sich selbst im Geschäft umzusehen und zum Beispiel Kleidung und Schuhe anzuprobieren. Es gelten strenge Regeln:

  • Kunden müssen zunächst online oder telefonisch einen Termin mit dem Geschäft vereinbaren.
  • Die Geschäfte sind verpflichtet, die Kontaktdaten der Kunden aufzunehmen, damit im Fall einer Corona-Infektion die Nachverfolgung für die Gesundheitsämter möglich ist.
  • Die Einkaufsmöglichkeit ist zeitlich begrenzt.
  • Es dürfen nur Personen aus einem Haushalt gemeinsam zu einem Termin erscheinen.
  • Kunden müssen eine medizinische Maske tragen, dazu zählen sogenannte OP-Masken oder auch Masken der Standards KN95 oder FFP2. Die Maskenpflicht gilt auch vor den Einzelhandelsgeschäften und auf Parkplätzen. Außerdem müssen die Abstandsregeln eingehalten werden.
  • Den Geschäften ist es erlaubt, einen Kunden pro 40 Quadratmeter Verkaufsfläche zu bedienen. Große Geschäfte dürfen also auch Termine an mehrere Parteien gleichzeitig vergeben.

Bundesländer mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner haben außerdem die Möglichkeit, den Einzelhandel komplett zu öffnen, allerdings mit einer begrenzten Kundenzahl. Derzeit erreichen nur Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz eine Sieben-Tage-Inzidenz knapp unter 50.

Alles zum Thema Karl Lauterbach

Schleswig-Holstein hat bereits angekündigt, dass der Einzelhandel ab Montag wieder öffnen darf. In Geschäften bis 800 Quadratmeter werde dabei eine Beschränkung von zehn Quadratmetern pro Kunde gelten, kündigte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) an. Oberhalb dieser Größe gelten 20 Quadratmeter pro Kunde. Ausgenommen ist davon wegen der weiter relativ hohen Infektionszahlen die Stadt Flensburg.

Notbremse für Öffnungen

Für die Öffnung ist eine sogenannte Notbremse vorgesehen: Steigt die Sieben-Tage-Inzidenz an drei aufeinander folgenden Tagen in dem Land oder der Region auf mehr als 100, treten vom zweiten darauf folgenden Werktag an die alten Lockdown-Regeln, die bis zum 7. März gegolten haben, wieder in Kraft. Vom 5. April an sollen die Regeln für den Einzelhandel weiter gelockert werden. Dann dürfen Läden auch bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 wieder mit begrenzter Kundenzahl öffnen.

Der Handel ist mit den Beschlüssen der Politik nicht zufrieden. „Faktisch wird der Lockdown damit trotz aller theoretischen Perspektiven für die große Mehrheit der Nichtlebensmittelhändler bis Ende März verlängert“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth.

Die für eine Wiedereröffnung aller Geschäfte als Bedingung genannte, stabile Inzidenz von weniger als 50 sei auf absehbare Zeit wohl nicht flächendeckend zu erreichen. Und auch die Möglichkeit für den Einkauf nach Terminvergabe könnte für die allermeisten Geschäfte kein wirtschaftlicher Rettungsanker sein. Dabei seien in der Regel wohl die Personal- und Betriebskosten höher als die Umsätze.

Auch der Handelsverband Textil ist der Meinung, der Termineinkauf helfe nur einigen kleineren Geschäften. „Die Kosten für das Hochfahren der Häuser mit größeren Flächen liegen in der Regel über den Umsätzen aus den Terminberatungen“, bestätigt Verbandsgeschäftsführer Siegfried Jacobs. „Das wird sich niemals rechnen, auch wenn einige Unternehmen diese Möglichkeit aus Gründen des Kundenservices und der Kundenbindung jetzt nutzen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Interessant sei das „Click & Meet“-Modell hauptsächlich für beratungsintensive Branchen mit kleineren Verkaufsflächen, sagen auch Handelsexperten. Dazu könnten Edelboutiquen, Juweliere, Küchenfachgeschäfte oder der Bettenfachhandel zählen. SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sieht die neuen Lockerungen mit Skepsis. Auf Twitter schreibt er: „Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass mit diesem Beschluss die dritte Welle langsam anläuft.“ Es könne zwar sein, dass Termineinkauf und Außengastronomie kurz anliefen, glaubt Lauterbach und schränkt ein: „Aber spätestens Anfang April liegt die Inzidenz über 100, und das Intermezzo ist beendet.“

KStA abonnieren