Ein Leben mit Herz und Verstand

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Mit Herzoperationen hat Prof. Ernst Rainer de Vivie Tausende Menschen gerettet. Nach fast 18 Jahren wurde der Chefarzt in den Ruhestand verabschiedet.

Der gebürtige Hanseat hat eine spürbar frische Brise mitgebracht, als er 1988 an den Rhein kam und seine Arbeit als Herzchirurg am Kölner Uniklinikum aufnahm. Eine Herzoperation an Weiberfastnacht - so etwas hatten die Mitarbeiter vorher nicht gekannt. Doch der auch an Wochenenden nicht erlahmende Tatendrang des „Neuen“ war ansteckend und hat sich für den Ruf des Klinikums und vor allem für die Gesundung der Patienten tausendfach gelohnt. Professor Dr. Ernst Rainer de Vivie hat mit seinen Mitarbeitern in knapp 18 Jahren fast 16 000 Herz-patienten operiert, vielen Menschen das Leben gerettet und sich immer neuen Herausforderungen gestellt. Am Wochenende wurde sein Schaffen von Kollegen aus aller Welt mit einem Symposium gewürdigt.

Als krönenden Abschluss der „Ära de Vivie“ konnte der 67-jährige Chefarzt zuletzt das Richtfest am Herzzentrum feiern. Für diese Einrichtung, in der von 2007 an Herz- und Gefäßspezialisten gemeinsam arbeiten werden, hat sich de Vivie mit ganzer Kraft eingesetzt. Er gewann engagierte Freunde und erreichte, dass der mit 55 Millionen Euro öffentlich finanzierte Bau trotz aller Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen realisiert wird.

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Der Anfang seiner ärztlichen Arbeit in Köln hatte anders ausgesehen: De Vivie musste in unzulänglichen Baracken operieren. Der lange Aufschub eines geeigneten Neubaus hatte seinen Amtsvorgänger schon vergrault. „De Vivie hat sich aber nicht entmutigen lassen“, lobt ihn der Vorsitzende des Fördervereins für das Herzzentrum, Konrad Adenauer. Ihn hatte der Herzchirurg vor elf Jahren zur Gründung des Fördervereins ermuntert. Der scheidende Professor sei „ein Mann von unbedingtem Pflichtbewusstsein“, der selbst asketisch lebe, Patienten und Angehörigen aber mit tiefer Menschlichkeit begegne, betont Adenauer. De Vivie sei „ein absoluter Könner seines Fachs“, ergänzt Prof. Dr. Erland Erdmann von der Uniklinik Köln.

Bahnbrechende Neuerungen in der Herzchirurgie hat der Professor stets mit Engagement und zugleich kritischem Blick begleitet. In der Uniklinik wurde unter seiner Leitung 1994 das erste Herz verpflanzt; mehr als 90 Herzverpflanzungen - auch bei Kindern - folgten seither. De Vivies Einsatz führte zur Anerkennung des Klinikums als Transplantationszentrum. Professor Dr. Thorsten Wahlers, den er sich als Nachfolger gewünscht hat, wird seine Arbeit weiterführen.

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