ErpressungJulian Brandt könnte Zeuge im Prozess um Bayer 04-Profi Jonathan Tah werden

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Jonathan Tah vor dem Opladner Gerichtsgebäude.Neben ihm sein Anwalt Udo Wackernagel

Am 8. Mai begann er: Der Prozess um Bayer-04-Profi Jonathan Tah vor dem Opladener Amtsgericht zieht sich in die Länge.

Eigentlich sollte am Freitag in Opladen geurteilt werden. Stattdessen könnte Julian Brandt demnächst als Zeuge auftreten.

Auch nach dem vierten Verhandlungstag ist es nicht vorbei. Jonathan Tah hatte eigentlich ein Urteil erwartet im Prozess um Bedrohung und Erpressung, in dem manches zur Sprache kam, was der Nationalspieler von Bayer 04 sieben Jahre lang unter der Decke halten wollte. Bis er es nicht mehr aushielt und sich zur Wehr setzte gegen den Mann, der sich als großer Förderer des Abwehrhünen begreift. Und der von dieser Interpretation auch am Freitag vor dem Opladener Schöffengericht keinen Deut abrückt. 

Es ist noch längst nicht genug zur Sprache gekommen, findet der Beschuldigte. Gerardo D. (Name geändert) benennt weitere Zeugen. Unter ihnen Julian Brandt, der in der fraglichen Zeit bei Bayer 04 unter Vertrag war. Er und weitere Männer aus der Kicker-Szene sollen seine Sicht der Dinge stützen. Danach hat er die Karriere des zwischenzeitlichen Nationalspielers, den er aus der Jugend beim Hamburger SV kennt, befördert – und ihn eben nicht bedroht. Davon geredet, dass er Tah in die Beine schießen könnte. Oder sogar in den Kopf. Und schon mal gar nicht über Jahre um Hunderttausende Euro erpresst. 

Anklage „nach Lust und Laune“

So steht es in der Anklageschrift, die weitgehend auf den Aussagen und eidesstattlichen Versicherungen Tahs beruht. Der wollte nach sieben phasenweise schlimmen Jahren reinen Tisch machen und sich von dem „Stalker“, wie er ihn einmal nennt, endgültig befreien.  

Der Beschuldigte versucht am Freitag, den Spieß umzudrehen: Er sei von Tah und seinen Schlägerfreunden unter der Stelze bedroht worden. Der gesamte Prozess gegen ihn beruhe auf einer Falschaussage des Bayer-04-Spielers, die zuletzt durch ebenso falsche Angaben seines Mannschaftskameraden Karim Bellarabi gestützt worden sei. Die Staatsanwaltschaft habe sich einwickeln und von einem prominenten Kicker instrumentalisieren lassen. „Es wurde aus Lust und Laune Anklage erhoben.“

Die Bedrohung sei durch nichts bewiesen. Tahs Reaktion, seine Mutter und seine Schwester aus Hamburg, dem Einflussbereich des Beschuldigten, ins Rheinland zu holen, sei komplett überzogen, heißt es.

Am Ende stellt sich raus: Ich bin einer seiner besten Freunde gewesen
Der Angeklagte Gerardo D.

Das alles habe seine Ursache darin, dass sein Jugendfreund Tah sich irgendwann mit „den falschen Leuten“ umgeben habe. Dass er ihn während des gesamten Prozesses nicht einmal angeschaut habe, spreche doch Bände, sagt Gerardo D. Er ist auch am Freitag fest überzeugt: „Am Ende stellt sich raus: Ich bin einer seiner besten Freunde gewesen.“ 

Am Montag nächster Woche geht es weiter in Opladen. Mit weiteren Zeugen.

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