Personal, Betreuungszeit, NeubauDas sind die Baustellen zum Start ins neue Leverkusener Kita-Jahr

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Eingang der Kita Engelbertstraße.

Auch die Kita Engelbertstraße ist weiter von Kürzungen der Betreuungszeit betroffen.

An sieben Leverkusener Kitas sind die Betreuungszeiten eingeschränkt, es entsteht ein Teufelskreis aus Personalmangel, Überlastung und fehlenden Plätzen.

Überall in Leverkusen werden seit dieser Woche die neuen Kita-Kinder eingewöhnt. Erst stundenweise in Begleitung ihrer Eltern, bis sie dann schließlich alleine bleiben können. Und auch wenn sie es im ersten Trennungsschmerz vielleicht nicht ahnen: Sie sind allesamt die glücklichen Kinder und Eltern, die einen Kitaplatz bekommen haben.  Denn auch wenn die Stadtverwaltung sich Mühe gibt, um dringend benötigte neue Plätze zu schaffen, hakt es an einigen Stellen

Fehlende Plätze

Rund 1000 fehlende Kita-Plätze schiebt die Stadt rechnerisch seit Jahren vor sich her. Für Eltern, die für ihr Kind über das reguläre Verfahren des Kita-Planers keinen Platz in einer Einrichtung bekommen haben, besteht die Möglichkeit, den Rechtsanspruch beim städtischen Fachbereich Kinder und Jugend geltend zu machen. Dessen Mitarbeitende haben dann sechs Monate Zeit, einen geeigneten Platz zur Verfügung zu stellen.

Laut ihren Angaben liegen aktuell 319 Anträge für das Jahr 2023 vor (142 U3 und 177 Ü3). Bisher konnten 48  (12 U3 und 36 Ü3) mit einem entsprechenden Betreuungsplatz versorgt werden. Ob die anderen 271 tatsächlich alle noch unversorgt sind, ist unklar: Eventuell haben sie einen Platz bei einer Einrichtung in freier Trägerschaft oder bei einer Kindertagespflege erhalten. Bislang ist es den Verantwortlichen der Stadt immer gelungen, Kinder innerhalb der vorgeschriebenen Frist von sechs Monaten zu versorgen. Zumeist geschieht dies mit Überbelegungen, die in bestimmtem Maße zulässig ist.

Fehlendes Personal

Hier jedoch entsteht ein Teufelskreis: Durch die Überbelegungen werden die vorhandenen Erziehenden noch stärker belastet, was vermutlich auch ein Grund für die relativ hohe Quote an Langzeiterkrankten ist. Außerdem fehlen aktuell rund 50 Fachkräfte in den 42 städtischen Kitas. Die Stellen können mangels Bewerberinnen und Bewerber nicht besetzt werden. Es laufen Dauerausschreibungen, doch der Markt ist umkämpft. Die Stadtverwaltung versucht über verschiedene Wege, an mehr Erziehungspersonal zu kommen. 

Eingeschränkte Betreuungszeiten

Eine direkte Konsequenz des Personalmangels ist, dass einige Kindertagesstätten zuletzt ihre Betreuungszeiten reduzieren mussten. Denn pro Erzieherin oder Erzieher kann nur eine bestimmte Anzahl an Kindern betreut werden, abhängig von der Altersstruktur der Gruppe. Wird diese Zahl überschritten, müssen Kinder zu Hause bleiben. Deswegen sind weiterhin an sieben städtischen Kitas die Betreuungszeiten eingeschränkt, um das vorhandene Personal auf die Kernbetreuungszeiten zu konzentrieren. Das betrifft die Kitas Borkumstraße, Spreestraße, Dhünnstraße 12a und 12c (Standort Görresstraße), Engelbertstraße, Tempelhofer Straße (mit Beginn des Kindergartenjahres 2023-2024) und Morsbroicher Straße. Letztere soll aber ab dem 1. September wieder regulär geöffnet haben. Eltern, die von den Einschränkungen betroffen sind, zahlen einen reduzierten Beitrag.

Auch hier dreht sich der Teufelskreis weiter: Wo zu wenig Personal ist, können nicht so viele Kinder aufgenommen werden, wie es die Räumlichkeiten hergäben. So werden beispielsweise in der Kita Kolpingstraße (die aktuell wieder regulär geöffnet ist) zum aktuellen Kindergartenjahr nur 45 Kinder von 60 möglichen zu belegenden Plätzen betreut. Auch in der Kita Morsbroicher Straße ist aktuell eine Gruppe geschlossen.

Probleme bei der Inbetriebnahme

Zwei brandneue Kindertagesstätten sind baulich fertiggestellt – allerdings werden hier noch keine Kinder betreut. Für die Kita Fester Weg, die eigentlich zum 1. August in Betrieb gehen sollte, fehlt der Stadt das Personal, erst kürzlich wurden die Stellen dafür gesondert ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 3. September. Die Stadt geht davon aus, „dass die Kita im Spätherbst 2023 mit den ersten Kindern – voraussichtlich in den ersten zwei Gruppen – in Betrieb gehen kann.“ Bis Frühjahr 2024 soll der volle Betrieb erreicht werden.

Auch am Henkelmännchenplatz in der Neuen Bahnstadt ist eine Kita fertig gebaut, hier steht die Awo als Betreiberin bereit, allerdings hakt es noch an der Bürokratie.  „Für den Vertragsabschluss müssen nun die erforderlichen konkreten Schritte zu einem sogenannten Trägervertrag, einhergehend mit politischen Beschlüssen, umgesetzt werden“, heißt es seitens der Stadtverwaltung auf Nachfrage. 

Die evangelische Kirchengemeinde dagegen hat zwar das Personal für ihre geplante neue Kita in der ehemaligen Johanneskirche in Manfort – das außergewöhnliche Bauprojekt konnte allerdings nicht wie erhofft zum Start des Kitajahres fertiggestellt werden. Der Betrieb beginnt in der kommenden Woche dennoch, vorläufig allerdings nur mit zwei Gruppen in einem Übergangsquartier der evangelischen Gemeinde in Schlebusch. „Wir haben absichtlich nur Plätze für diese zwei Gruppen vergeben, um keinen Eltern absagen zu müssen, falls der Bau nicht fertig wird“, sagt Nadja Georgi vom evangelischen Kita-Verband. Sie hofft, dass die Gruppen noch in diesem Jahr in das ehemalige Kirchengebäude ziehen können. „Es ist ein tolles Projekt und das merkt man dem ganzen Team an: Der Funke der Begeisterung ist übergesprungen.“ 

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