Die mutige Maria Dresen-Bierbaum rettete Schlebusch 1945, indem sie Kämpfe verhinderte.
„I surrender Schlebusch“Eine Schlebuscherin riskierte 1945 ihr Leben und rettete das Dorf

Tatsachenbericht im Leverkusener Anzeiger von 1958: Maria Dresen-Bierbaum rettete womöglich Schlebusch, indem sie es mutig den amerikanischen Truppen übergab. Heute ist nach ihr eine Straße benannt.
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Die Befreiung Leverkusens am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde im Wesentlichen am Sonntag, 15. April 1945, vollzogen. Der Manforter Pfarrer Krüger schreibt dazu in seiner Chronik, die der ehemalige Stadtdechant Dieter Froitzheim in seinem Buch „Manfort im Wandel der Zeit“ dokumentiert hat: „Diesen Sonntag morgens ½ 6 Uhr begann die Eroberung der Stadt. Die Schießerei dauerte über den ganzen Vormittag.“
Im Turm von Sankt Joseph hatten die Amerikaner gegen den vergeblichen Protest des Pfarrers einen Beobachtungsposten eingerichtet, den sie schon 90 Minuten später wieder verlassen konnten, denn sie zogen weiter. Der Manforter NSDAP-Ortsgruppenleiter soll sich selbst erschossen haben – auf der Rathaustreppe.

Ein Bild von der Flakstellung im Kurtekotten.
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In der Serie von 1958 im Leverkusener Anzeiger „Bomben-Bonzen-schwarzer Markt“ von Berthold Strätling, der sich noch zeitnah mit dem Kriegsende in der Stadt befasst, heißt es, dass die Amerikaner vorsichtig vorgerückt seien. Wo sie auf Gegenwehr stießen, ließen sie sich nicht auf Häuserkämpfe ein, sondern zogen sich zurück und schossen sich aus der Entfernung erstmal mit schweren Waffen den Weg frei. Wo sich zuerst noch eifrige Deutsche noch gegen die Amerikaner gewehrt hatten, etwa in der Eigenheim-Siedlung, sollen die Bewohner große Angst gehabt haben, dass ihre Häuser in Schutt und Asche geschossen werden könnten.
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Glück war, dass es schon einen Gesprächskanal zwischen den amerikanischen Truppen und Bayer gab, ein Spähtrupp soll sich in einer heiklen Mission unter Mithilfe von Deutschen davon überzeugen, dass die Siedlung Eigenheim von Soldaten sauber war, deshalb stehen die Häuser heute noch.
Wenige Stunden zuvor hatte eine mutige Frau in Schlebusch vielleicht viele Leben gerettet und schlimmere Zerstörung verhindert: die gebürtige Schlebuscherin Maria Dresen-Bierbaum. Ihre Wohnung in Köln war zerstört, sie muss also gewusst haben, was der Verlust der Unterkunft bedeutet. Trotz der Gefahr durch Tiefflieger hatte sie es von Köln bis nach Schlebusch geschafft. Nahe der Dhünnbrücke stand ihr Elternhaus, in das sie einstweilen zurückkehrte, heißt es in der Serie des „Leverkusener Anzeiger“, in der die Geschichte stadtweit bekannt gemacht wurde.
Maria Dresen riskiert ihr Leben
Um 5 Uhr früh am Sonntagmorgen, als sie Schüsse hörte, wusste Maria Dresen, dass die Amerikaner kommen. Sie soll es geschafft haben, eine Luftschutztruppe , die eine Panzersperre an der Dhünnbrücke aufgebaut hatte, zum Verlassen der Stelle zu überreden. Die waren offenbar bereit dazu. Sie muss gewusst haben, was es für Dorf und Umgebung bedeutet, wenn sich Panzergefechte an solchen Sperren entfachen. Ihr Elternhaus wollte sie nicht auch noch verlieren, heißt es in der Tatsachenberichte-Artikelserie zum Kriegsende.

Zerstörungen an der Kölner Straße in Opladen zwischen Schiller- und Herzogstraße.
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Mit zwei anderen mutigen Nachbarn soll sie noch versucht haben, die Sperre auf der Dhünnbrücke abzuräumen, als der erste Amerikaner um die Ecke bog. Der soll aus der Richtung der evangelischen Kirche auf der Mülheimer Straße gekommen sein.

Film-Bild aus einem kurzen Film vom Einzug der Amerikaner in Opladen und Reusrath.Eine Barrikade wird abgeräumt. Foto: Ralf Krieger
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Obwohl noch geschossen wurde, soll Frau Dresen mit einem weißen Tuch in der Hand auf den Amerikaner zugegangen sein und den Satz gesagt haben: „I surrender Schlebusch“ – „Ich übergebe Schlebusch“. Der Kommandant soll skeptisch gewesen sein. Auf Anordnung des Truppführers sollen ein paar Nachbarn schließlich die Barriere abgebaut haben. Frau Dresen soll den Amerikanern später noch gezeigt haben, wo die Deutschen 80 Kilogramm Sprengstoff an der Brücke angebracht hatten. Die Übergabe Schlebuschs gelang; nach ihr ist heute eine Straße benannt.
Von Opladen gibt es einen kurzen Film vom Durchzug der Amerikaner. Zu sehen ist, wie die Amerikaner schön blühende Obstbäume mit ihren Panzern niederwalzen und offenbar einige Deutsche eine Panzersperre aus Baumstämmen wegräumen müssen. Aus Bergisch Neukirchen sind kaum Quellen zum Kriegsende verfügbar. Den Film will Ralph Junker bei seinem Vortrag am 8. Mai 2025, 18 Uhr in der Villa Römer zeigen.