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Üben für den KatastrophenfallWenn in Oberberg wirklich alles aus dem Ruder läuft

3 min
Bei der Großübung „Romerijke Berge“ in der Reichshofer Gemarkung Mohrenbach bergen Oberbergs Feuerwehr und das DRK gemeinsam fiktive Verletzte. Dort wird eben nicht nur der Ernstfall geprobt, sondern auch die Kooperation unter den Organisationen ausprobiert.

Bei der Großübung „Romerijke Berge“ in der Reichshofer Gemarkung Mohrenbach bergen Oberbergs Feuerwehr und das DRK gemeinsam fiktive Verletzte. Dort wird eben nicht nur der Ernstfall geprobt, sondern auch die Kooperation unter den Organisationen ausprobiert.

Mehr als 300 Kräfte verschiedener Organisationen haben in Reichshof-Mohrenbach den gemeinsamen Einsatz geübt. „Romerijke Berge“ hieß das Kommando.

Mit einem Riesenaufgebot an zivilen Einsatzkräften und Reservisten haben das Kreisverbindungskommando Oberberg der Bundeswehr und der Oberbergische Kreis am Samstag den Ernstfall auf dem Gelände des ehemaligen Munitionsdepots oberhalb der Reichshofer Ortschaft Wildbergerhütte geprobt.

„Es kommt darauf an, alle Teilbereiche bei einer Katastrophe zusammenzuführen“, sagte Landrat Jochen Hagt in seiner Begrüßung zu Beginn der Übung „Romerijke Berge“. Thomas Meier, Oberstleutnant der Reserve und Leiter des Kreisverbindungskommandos, betonte, dass eine solche Kooperation elementar sei, sowohl bei einem Katastrophenfall, aber auch hinsichtlich des Operationsplans Deutschland.

Als Leiter der Übung, deren mittelalterlicher Name „Ruhmreiches Berg“ bedeutet, scherzte er: „Wenn es heute gut läuft, haben die Einsatzkräfte hervorragende Arbeit geleistet, anderenfalls war es mein Fehler bei der Organisation.“

„Romerijke Berge“: Sebastian Rothe, Oberstleutnant der Reserve im Kreisverbindungskommando Oberberg, erläutert die Lage in Reichshof-Mohrenbach.

„Romerijke Berge“: Sebastian Rothe, Oberstleutnant der Reserve im Kreisverbindungskommando Oberberg, erläutert die Lage in Reichshof-Mohrenbach.

Die ersten Planungen für die in einem Rhythmus von zwei Jahren stattfindende Übung haben bereits vor rund einem Jahr begonnen. Beim Jahresempfang des Kreisverbindungskommandos Anfang Februar stand der Termin fest und Meier war begeistert: „Alle Hilfsorganisationen haben ihre nicht nur ihre Teilnahme zugesagt, sondern auch ihre Wünsche geäußert.“ Er erinnert sich, dass es nicht immer leicht war, alle diese Kräfte – etwa auch den Einsatz einer Suchhundestaffel – zu berücksichtigen und in ein realistisches Szenario zu integrieren.

Die bergische Autobahn 4 ist auch in der Übung eine feste Größe

Die entwickelte Übungslage beschrieb Meiers Stellvertreter, Oberstleutnant Sebastian Rothe. Danach befinden sich Rotland und Gelbland seit rund dreieinhalb Jahren im Krieg. Die Nato unterstützt Gelbland mit Geld und Munition, woraufhin Rotland droht, auch Nato-Gebiet anzugreifen. Die bergische Autobahn 4 wird als Marschstrecke genutzt, das ehemalige Munitionsdepot als „Support-Center“, um die gewaltigen Flüchtlingsströme zu verpflegen und zu betreuen.

Als Funker sitzen Yannik Müller (links) und Björn Turetzek bei der Großübung im Einsatzleitwagen aus Wiehl.

Als Funker sitzen Yannik Müller (links) und Björn Turetzek bei der Großübung im Einsatzleitwagen aus Wiehl.

Dabei läuft nicht alles glatt. So gibt es etwa einen Brand in einem Gebäude und die eingeschlossenen Menschen müssen gerettet werden. Daneben ist ein Auto in einen Teich gerutscht. Schnelle Hilfe ist angesagt, um die Insassen aus dem versunkenen Fahrzeug zu retten. Ein anderer Wagen hatte einen schweren Unfall – und nun wird schweres hydraulisches Gerät benötigt, um die Eingeklemmten zu befreien und der medizinischen Versorgung zuzuführen. Außerdem gab es Versuche, unerlaubt in das Gelände einzudringen – und noch auch eine Protest-Demo zwischendurch.

Rund 300 Kräfte sind in Reichshofs im Einsatz und üben auch die Kooperation

Rund 300 Kräfte von Feuerwehr, DRK, THW, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hilfsdienst, DLRG, Bergwacht und Reservistenkameradschaften waren auf dem Übungsgelände, um dieses komplexe Szenario zu bewältigen. Oberbergs Kreisbrandmeister Julian Seeger schilderte, dass die Feuerwehreinheiten daneben eigene, begleitende Übungen geplant haben, um diesen Tag optimal zu nutzen.

Koordiniert wurden die Aktionen in zwei Einsatzleitwagen der Feuerwehr sowie in Kooperation mit der unmittelbar daneben in einem Gebäude untergebrachten Kommandantur der Bundeswehr. Seeger erklärte: „Es ist sehr spannend, die Schnittstellen kennenzulernen, denn bei der Bundeswehr gibt es sowohl andere Hierarchien als auch Meldeketten wie bei der Feuerwehr – in Krisen muss man die richtigen Köpfe kennen.“

Am Abend blickte Thomas Meier erfreut zurück: „Alle sind heil und gesund geblieben. Die Kommunikation zwischen Hilfsorganisationen und Bundeswehr ist sehr, sehr gut gelaufen.“ Auch er betonte, dass es notwendig sei, möglichst vor einer Krise den zuständigen Kontaktpersonen persönlich zu begegnen: „Es reicht nicht aus, Rufnummern auszutauschen.“

Unbedingt erforderlich sei aber auch, die Arbeitsweise der einzelnen Hilfsorganisationen zu erleben und welches Gerät wie eingesetzt wird, um deren Leistungsspektrum zu erleben. „Wir haben viel aus der Übung in Brächen vor zwei Jahren gelernt“, schilderte Meier. Daraufhin sei das Konzept gereift und nach dem jetzigen Ersteindruck müssen nur noch Details nachgesteuert werden

Sein Resümee mit Blick auf den Operationsplan Deutschland: „Wer im Katastrophenfall gut zusammenarbeitet, bekommt das auch im Ernstfall hin.“