Wiehl-BielsteinDie neue Abkürzung ins Tal ist fertig

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Vorher und nachher: Die Aufnahmen zeigen die Bantenberger Straße im Februar 2018 (unten) und vor wenigen Tagen. Am linken Bildrand ist das Schulzentrum zu erkennen.

Vorher und nachher: Die Aufnahmen zeigen die Bantenberger Straße im Februar 2018 (unten) und vor wenigen Tagen. Am linken Bildrand ist das Schulzentrum zu erkennen.

Bielstein – Der große Bahnhof ist abgeblasen, wegen Corona. Eigentlich hatte sich NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst angesagt, um in diesen Tagen die neue Trasse höchstpersönlich einzuweihen. Das Projekt wäre es wert gewesen. Darüber sind sich Matthias Bergmann und Martin Hoffmann einig.

Für den Bauaufseher vom Landesbetrieb Straßenbau und den Projektleiter der beteiligten Baufirmen war es kein alltäglicher Job, den sie an der Einmündung von L 321 auf die L 336 in den vergangenen zwei Jahren erledigt haben. 99 000 Tonnen Erde wurden bewegt, berichtet Bergmann, während er vom Höhenweg aus den Blick über das Tal schweifen lässt. „Damit könnte man einen Fußballplatz sechs Meter hoch bedecken.“

Kosten belaufen sich wohl auf 16,5 Millionen Euro

Dem Tal eine ganz neue Topographie zu verleihen, kostete so viel Geld, wie sonst nur im Autobahnbau verbraten wird: Mit 16,5 Millionen Euro schlägt die Verlegung der Bantenberger Straße wohl zu Buche, wenn die Schlussrechnung erledigt ist. Es sind etwa zehn Prozent mehr als ursprünglich kalkuliert, wie Bauaufseher Bergmann anmerkt. „Das ist recht gut bei einem Projekt von dieser Größenordnung. Es war aber auch lange Zeit vorbereitet worden.“

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Vorher und nachher: Die Aufnahmen zeigen die Bantenberger Straße im Februar 2018 (oben) und vor wenigen Tagen. Am linken Bildrand ist das Schulzentrum zu erkennen.

Vorher und nachher: Die Aufnahmen zeigen die Bantenberger Straße im Februar 2018 (oben) und vor wenigen Tagen. Am linken Bildrand ist das Schulzentrum zu erkennen.

Die ersten Pläne reichen tatsächlich zurück in die Mitte der 1980er Jahre. Weil die Kassenlage es nicht hergab und andere Projekte mit größerer Verkehrsbedeutung Vorrang hatten, wurde die Realisierung immer wieder verschoben. Dass es bei diesem Vorlauf zu Überraschungen kam, liegt daran, dass bei den Erdarbeiten eine Mülldeponie zu Tage trat, von der man trotz aller geologischen Untersuchungen nichts wusste. „Man kann nicht in den Boden reingucken“, meint Bauleiter Martin Hoffmann. „Jeder Kubikmeter Erde, den wir da rausgeholt haben, sah anders aus.“ Daraufhin musste n hunderte Schottersäulen versenkt werden, um den Boden zu stabilisieren. Bergmann sagt: „Dabei haben wir die meisten Mehrkosten vergraben.“

Martin Hofmann wird noch eine technische Besonderheit in Erinnerung bleiben, nämlich die Spezialmaschine, welche die runde Betoneinfassung der Kreisverkehre per Gleitschalungstechnik in einem Zug angelegt haben. Eine schöne Abwechslung war aus Sicht der Straßenbauer die Entdeckung des alten Luftschutzstollens, der nun wieder hinter dem Bewuchs des Hangs an der Bielsteiner Straße verschwinden wird. Die kleine, aber feine Grünfläche mit Wappenstele gleich daneben hat der Gärtner des Heimatvereins schon wieder hergerichtet.

Lob für beteiligte Tiefbaufirmen

Das Wetter hat über die ganze Zeit mitgespielt. Dass bis in den Dezember gearbeitet werden konnte, sei keine Selbstverständlichkeit, resümiert Matthias Bergmann. Voll des Lobes ist er aus Sicht des Auftraggebers für die drei mittelständischen Tiefbaufirmen, die sich für das Großprojekt zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben, nämlich Dr. Fink-Stauf (Much), Gebrüder Schmidt (Kirchen-Freusburg) und Berster (Wiehl).

„Anders als sonst haben wir nicht nach Gewerken getrennt, sondern wie eine einzige Firma gearbeitet“, erläutert Bauleiter Hoffmann. „Wir hatten genug Personal und Gerät zur Verfügung, sodass wir so leistungsfähig und flexibel waren wie eines der großen Bauunternehmen.“ Bis zu 50 Leute waren gleichzeitig im Einsatz, Arbeiter von weiteren Firmen nicht mitgezählt, die etwa vom Landesbetrieb beauftragt waren, die Leitplanken zu setzen.

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Die letzte Maßnahme war die Neuanlegung des Höhenwegs, der hoch in die Unterbantenberger Siedlung führt. Nach Schulschluss sah man zuletzt schon zahlreiche Kinder auf dem neuen Gehweg nach Hause schlendern. Einen Sicherheitsgewinn sieht Matthias Bergmann auch darin, dass alle Busse nun auf der Fahrbahnseite zur Schule hin halten, weil die Busse in den beiden neuen Kreisverkehren wenden können. Derzeit laufen noch letzte Aufräumarbeiten, danach steht die Begrünung an. Und recht bald wird es so aussehen, als wäre die Unterbantenberger Straße nie anders verlaufen.

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