Corona in Rhein-BergFaxgeräte bremsen die Zahlen-Übermittlung

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Analoge Bremse im digitalen Netz: Übermittlungen per Fax aus einigen Laboren sind ein Problem

Analoge Bremse im digitalen Netz: Übermittlungen per Fax aus einigen Laboren sind ein Problem

Rhein-Berg – Warum meldet der Kreis Corona-Fälle offenbar so zeitverzögert, dass tagesaktuell immer deutlich niedriger Werte als im Umland errechnet werden, dafür aber in den folgenden Tagen erhebliche Korrekturen vonnöten sind? Nach zahlreichen Anfragen in den vergangenen Wochen hat der Kreis nun Stellung zu dem Thema genommen – und doch entscheidende Fragen offen gelassen. Ein Überblick.

Warum ist die verspätete Meldung der Zahlen ein Problem?

Seit nunmehr fast einem Monat werden die Corona-Zahlen vom Kreis offenbar häufig so verspätet an das Land gemeldet, dass die tagesaktuell berechneten Sieben-Tages-Inzidenz-Werte stets deutlich unter den tatsächlichen Werten liegen, die das Land dann nachträglich immer wieder nach oben korrigiert. Als Grundlage für Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung wie die Bundesnotbremse aber, werden lediglich die aktuell am Tag berechneten und vom Robert Koch-Institut veröffentlichten Zahlen zugrundegelegt.

Was bedeutet das für das aktuell nötige Krisenmanagement in Rhein-Berg?

Tagesaktuell berechnet, hat der Kreis seit Samstag die Sieben-Tages-Inzidenz von 100 unterschritten. Hält der Trend an, wäre am Freitag auch der fünfte Werktag in Folge erreicht. Damit müsste eigentlich die Bundesnotbremse aufgehoben werden. Tatsächlich aber – das zeigen die nachträglichen Korrekturen des Landeszentrums für Gesundheit NRW (LZG) – lag der Kreis den korrigierten Werten zufolge erstmals am 3. Mai unter der 100er-Marke – und auch der Wert für diesen Tag (93,9) könnte nach weiteren Korrekturen noch die 100er-Marke wieder überschreiten.

Kann der Kreis angesichts der unklaren Datenlage auf ein Lösen der Notbremse-Regelungen verzichten und diese weiterhin in Kraft lassen?

Einen Verzicht auf das Lösen der Bundesnotbremse sieht diese selbst nicht vor. Der Kreis könnte aber die besondere Lage beim Land anzeigen und verschärfende Maßnahmen aufrecht erhalten, wie dies beispielsweise auch die Nachbarstadt Köln unter anderem bei der dort bereits um 21 Uhr beginnenden Ausgangssperre getan hat. Ob der Kreis eine solche Intervention beim Land aber anstrebt, dazu gab es auf Nachfrage bislang keine Antwort.

Corona-Lage

93,0 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen meldete das Robert Koch-Institut gestern für Rhein-Berg. Der Inzidenz-Wert stieg damit wieder leicht. 78 neue bestätigte Corona-Fälle hatte der Kreis gemeldet, 31 weitere Genesene. 56 Covid-19-Patienten wurden in Rhein-Bergs Krankenhäusern behandelt (Freitag waren es 54), 13 davon auf Intensivstationen (Freitag: 10). (wg)

Wie begründet der Kreis denn selbst die Verzögerungen bei den Corona-Meldungen ans Land?

Der Kreis führt als ersten Grund für Verzögerungen an, dass das Gesundheitsamt von einigen Testlaboren „immer noch Meldungen per Fax oder E-Mail“ erhalte, obwohl die digitale Labormeldung bundesweit verbindlich vorgegeben sei. Zusätzlich sei es zu Verzögerungen durch Fehler in den Angaben des Labors (Name, Vorname, Geburtsdatum etc.) gekommen. Warum der Kreis von diesem Problem stärker betroffen sein sollte als umliegende Kreise und kreisfreie Städte und ob er darauf hinwirkt, dass diese Übermittlungsmängel abgestellt werden, dazu äußert sich der Rheinisch-Bergische Kreis auch auf Nachfrage nicht.

Welche Konsequenzen zieht der Kreis aus den offenkundigen Meldeverzögerungen und den dadurch nötigen regelmäßigen Korrekturen in den Folgetagen?

Veränderungen in der Arbeitsweise – beispielsweise durch Wiedereinsetzen des von Landrat Stephan Santelmann (CDU) stillgelegten Krisenstabs – sind laut der von Santelmann in Auftrag gegebenen Pressemitteilung nicht vorgesehen. Auch während der Zeit seiner Corona-Erkrankung hatte der Landrat seinem allgemeinen Vertreter, Kreisdirektor Dr. Erik Werdel, explizit ein Mandat zur Pandemiebekämpfung explizit verwehrt. Stattdessen soll ein Corona-Stab übernehmen, der aber noch nicht installiert ist.

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Einzige Änderung die der Kreis ankündigt: Künftig will er nur noch die „Positiv-Befunde des RKI“ veröffentlichen. Wie berichtet wichen die Meldungen neuer Corona-Fälle durch das RKI in der Vergangenheit teilweise von den Neuinfektionen ab, die der Kreis später am selben Tag meldete.

Bereits vergangene Woche hatte der Kreis die Veröffentlichung der vom Land nachträglich vorgenommenen Korrekturen eingestellt. Das Landeszentrum für Gesundheit NRW (LZG) veröffentlicht die Korrekturen jedoch, so dass auch weiterhin die offenbar besonders starken Korrekturraten bei den vom Rheinisch-Bergischen Kreis übermittelten Daten publik werden.

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