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Rettungsmedaille des LandesOdenthaler Paar zog Insassen auf A 3 in Köln aus Unfallauto

Lesezeit 3 Minuten

Odenthal – Dass der Weg nach Odenthal Tom-Oliver Mayer und Alexandra Katharina Wolff über die Autobahn führen würde, war klar an jenem Samstagmorgen im August 2014. Das Paar, das damals im Kölner Rheinauhafen wohnte, wollte zum frisch erworbenen Eigenheim auf dem Hahnenberg, um mit Freunden den verwilderten Garten des Anwesens zu roden. Dass beide die fünfspurige A3 kurz hinter der Zoobrücke zu Fuß überqueren würden, hätten sie jedoch nicht im Leben gedacht.

„Vor uns fuhr ein Transporter, der ins Schleudern geriet, gegen eine Wand krachte und etliche Meter auf der Seite über die Fahrbahn rutschte“, erinnert sich der gebürtige Kölner. Die beiden hielten sofort an, alarmierten die Rettungskräfte und zogen die drei Insassen aus dem Führerhaus.

Insassen aus Transporter gezogen

Für diesen Einsatz verlieh ihnen am Wochenende Sylvia Löhrmann als stellvertretende Ministerpräsidentin die Rettungsmedaille des Landes, „als Anerkennung einer unter Einsatz des eigenen Lebens unternommenen Rettungstat“, wie es in der Urkunde heißt.

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„Man funktioniert in solchen Augenblicken einfach“, sagt Alexandra Katharina Wolff (27) rückblickend. „Ich hatte keine Angst vor dem Überqueren der fünfspurigen Autobahn, sondern vor dem, was mich erwartet, wenn ich die Fahrzeugtür öffne“, erinnert sich ihr Lebensgefährte. Aus dem Motorraum qualmte es, der Innenraum war vernebelt. „Ich hab’ mich am Vorderreifen hochgezogen, bin auf den Transporter geklettert und hab’ die Beifahrertür Richtung Himmel aufgerissen.“ Danach half der heute 43-Jährige den Unfallopfern, zwei Männern und einer Frau, aus dem Wrack; seine Freundin kümmerte sich um die Verletzten. Das unter Schock stehende Trio hatte sich zuvor bereits aus den Gurten befreit, der Mann hatte sich beim Versuch, ein Loch in der Windschutzscheibe zu vergrößern, beide Hände aufgeschnitten.

Das Paar, das seit einem Jahr in Odenthal wohnt, betreibt eine Modeagentur mit Sitz in Düsseldorf. Die aus Dormagen stammende Alexandra Katharina Wolff verbringt überdies auf dem Weg zur Betriebswirtin Marketing/Kommunikation mehrere Abende pro Woche an der Uni. Zeit für Hobbys bleibt da nicht. „Wir haben zwar viel Arbeit, aber so lange die Spaß macht, ist es kein Stress“, sagt Tom-Oliver Mayer, der in Schlebusch aufgewachsen ist, eine Zeit lang an der Bergstraße gelebt hat und Glöbusch als „ein Stück Heimat“ empfindet. Wenn sich die beiden mal eine Auszeit gönnen, dann richtig. Fotos auf der Fensterbank künden von einem fünfwöchigen Trip durch Australien und erinnern an einen Besuch bei Alexandra Katharina Wolffs Oma in Spanien.

Was aus den Unfallopfern geworden ist, wissen sie nicht. Im Vorfeld der Auszeichnung hatten sie ergebnislos versucht, über Polizei und Staatskanzlei etwas zu erfahren. Überraschungen gab es dennoch. Nicht nur, dass Vize-Landrat Uli Heimann und der stellvertretender Bürgermeister von Odenthal, Oliver Deiters, zum Gratulieren in die Landeshauptstadt gekommen waren, sondern auch, weil Mayer heimlich den Vater seiner Lebensgefährtin mit auf die Gästeliste hat setzen lassen. „Jeder von uns durfte zwei Gäste mitbringen, und ich hatte ihr erzählt, dass mein bester Freund mitkommt.“ Dabei hatte der gar keine Zeit.

„Es war einfach ein toller Abend mit Jazzmusik und teilweise anrührenden Geschichten“, freut sich Mayer. Außer den beiden Odenthalern wurden 31 weitere Polizisten und Privatpersonen mit der Rettungsmedaille geehrt. An jenem Samstag übrigens haben beide noch stundenlang im Garten gearbeitet, „wir haben nur von der Unfallstelle aus unsere Freunde informiert, dass wir etwas später kommen“.

Leben zu retten war Mayer usmo wichtiger, als er selbst schon heikle Situationen überstanden hat. „Ich bin eigentlich selber ein einziges Unfallopfer, habe schon mit der Atemschutzmaske bei einer Notlandung im Flugzeug gesessen und bin vor drei Jahren mit schwersten Verbrennungen aus einer Wohnung gerettet worden.“ Dass man ihm die schlimmen Gesichtsverletzungen heute nicht mehr ansieht, verdankt er einem befreundeten Schönheitschirurgen.