Agri-PV-Anlage in BedburgFeldarbeit und Stromgewinnung im Einklang

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Fünf Männer und eine Frau in Warnwesten und mit Schutzbrillen und Helmen stehen vor einem Acker, auf dem Photovoltaikanlagen errichtet wurden.

RWE baut eine Agri-Photovoltaik-Anlage auf rekultiviertem Gelände des Tagebaus Garzweiler in Bedburg. Die Baustelle besichtigten Projektleiter Andreas Schulz, Landrat Frank Rock, Prof. Ulrich Schurr vom Forschungszentrum Jülich, Katja Wünschel und Lars Kulik von RWE sowie Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach.

RWE testet gemeinsam mit Landwirten und dem Forschungszentrum Jülich in Bedburg, wie Stromgewinnung auf einem Acker gelingen kann.

Die ersten Module sind schon angebracht, doch zumeist sind nur Metallgerippe in der Landschaft zwischen Autobahn 44 und Tagebau Garzweiler zu sehen. Was da auf rekultiviertem Gebiet des Tagebaus in der Nähe von Windrädern und dem Solarpark Jackerath entsteht, soll nach Ansicht von Katja Wünschel „ein wichtiger Teil der Energiewende“ werden: RWE lässt dort eine Modellanlage für Agri-Photovoltaik errichten, in der mit Landwirten und dem Forschungszentrum Jülich untersucht wird, wie sich Landwirtschaft und die Gewinnung von Strom aus Sonnenenergie in Einklang bringen lassen.

„Es geht um eine Mehrfachnutzung der Fläche“, sagt Katja Wünschel, Vorstandsvorsitzende von RWE Renewables Europa und Australien. Auf sieben Hektar werde bei drei verschiedenen Anlagetypen getestet, wie sowohl für die Energiegewinnung als auch für die Landwirte ein Optimum herausgeholt werden könne. Landwirte und Solartechnik im Einklang Bereits seit Juni wird hier gearbeitet.

Es entstehen vertikale Module, die wie Wände auf dem Acker stehen und zwischen denen Traktoren und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge problemlos umherfahren können. Es werden aber auch Photovoltaik-Module auf hohen Ständern gebaut, unter denen gearbeitet werden kann. Ebenso gibt es hochgebaute Module, die sich nach der Sonne drehen. „Für die Pflanzen kann die Nachbarschaft zu den PV-Anlagen ein Vorteil sein“, sagt Prof. Ulrich Schurr vom Forschungszentrum Jülich. Die Anlagen spendeten Schatten, könnten Wasser auffangen und vor zu starkem Wind, vor Hagel oder Frost schützen.

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Ende des Jahres soll die Anlage, die in der Spitze 3,2 Megawatt leisten können soll, betriebsbereit sein, im Frühjahr sollen etwa Himbeeren in Topfkulturen angelegt werden. Möglich ist aber auch der Anbau von Getreide, Zuckerrüben oder Apfelbäumen. Mindestens fünf Jahre lang sollen in der Agri-PV-Anlage Erkenntnisse gesammelt werden, jedoch hoffen die Projektteilnehmer schon früher auf auswertbare Ergebnisse. „Das ist sehr wichtig für Folgeanlagen“, sagt Katja Wünschel. Für RWE ist es die erste Anlage dieser Art.

„Agri-PV-Anlagen verbinden zwei historische Stärken des Rhein-Erft-Kreises miteinander – Landwirtschaft und Energie“, sagt Landrat Frank Rock. Man sei stolz, Teil eines Vorzeigeprojekts zu sein. Und Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach ergänzt: „Der Konflikt zwischen Landwirtschaft, Erneuerbaren Energien und Siedlungsgewinnung wird größer — die Mehrfachnutzung von Flächen wird der Schlüssel dafür sein, dass wir Standort für die Energiegewinnung bleiben.“


Der große Nachteil, der Sonnen- und Windenergie gern nachgesagt wird, ist die Flüchtigkeit — scheint die Sonne nicht, weht der Wind nicht, gibt's auch keine Energie. Im Tagebau Garzweiler kann aber nun die Sonnenenergie genutzt werden, wenn die Sonne nicht scheint: dank zweier Photovoltaikanlagen mit dazugehörigen Stromspeichern. Das Unternehmen RWE hat hier auf einer Fläche von rund 38 Fußballfeldern mehr als 58 000 Module aufgestellt, die Strom für mehr als 7250 Haushalte erzeugen sollen. Verbaut wurden Module, die von beiden Seiten lichtempfindlich sind und daher auch das vom Boden auf die Rückseite der Module reflektierte Sonnenlicht auffangen.

Aus der Luft ist eine große Photovoltaikanlage zu sehen, im Hintergrund sind eine Autobahn, Äcker und Windräder.

RWE hat eine große PV-Anlage im Tagebau Garzweiler bei Bedburg in Betrieb genommen.

RWE hat damit drei große Photovoltaik-Anlagen in Tagebauen umgesetzt, eine weitere ist im Bau. „Das ist ein weiterer Schritt, um unser Ziel zu erreichen, bis 2030 Erneuerbare-Energien-Projekte mit einer Leistung von 500 Megawatt im Rheinischen Revier umzusetzen“, sagt Katja Wünschel von RWE Renewables Europa und Australien. Das Projekt Garzweiler verfügt über 19,4 Megawatt Spitzenleistung und eine Speicherleistung von 6,5 Megawatt, es wurde unterhalb des von der Stadt Bedburg und RWE betriebenen Windparks Königshovener Höhe errichtet.

Das Projekt Jackerath (auf Bedburger Stadtgebiet) mit 12,1 Megawatt in der Spitze und einem 4,1-Megawatt-Batteriespeicher liegt am Westrand des Tagebaus. Die Speicher sind auf eine zweistündige Stromaufnahme und -abgabe ausgelegt. Im Tagebau Inden erzeugt der „RWE indeland Solarpark“, seit 2022 Solarstrom aus mehr als 26 500 Solarmodulen in Kombination mit einem Batteriespeicher. Rund 4000 Haushalte können versorgt werden. Außerdem errichtet RWE im Tagebau Hambach die PV-Speicheranlage „RWE Neuland Solarpark“, eine weitere Solaranlage ist hier in Planung. (dv)

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