Buch über Biontech-GründerAusgerechnet eine tödliche Pandemie bestätigte ihre Theorie

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Sahin

Angela Merkel (v.l.), Uğur Şahin und Özlem Türeci

Köln – Sie klingt ein bisschen wie ein modernes Märchen: Die Geschichte der Firma Biontech und ihrer Gründer. Aus einfachen Verhältnissen kommend gründen sie eine Firma mit einer revolutionären Idee: Den Krebs zu besiegen mit einer neuartigen Methode, deren Name heute in jeder zweiten Nachrichtensendung fällt: mRNA. Lange gleicht die Firma einem Forschungsprojekt.

Dann kommt die größte Pandemie der Moderne, und aus dem unbekannten Mainzer Unternehmen wird scheinbar von jetzt auf gleich der Superstar unter den Start-ups. Der Erfolg scheint vielen vorgezeichnet. Dankbar nehmen die Medien im Dezember 2020 die Postanschrift des Firmensitzes auf. „An der Goldgrube 12“ heißt die Adresse von Biontech.

War der Weg von Biontech anders als bei anderen Startups?

Aber war diese einzigartige Erfolgsgeschichte tatsächlich so vorgezeichnet, wie viele heute glauben? Keinesfalls. Denn für Biontech wie für alle Start-ups gilt die harte Realität der Gründerwelt: Neun von zehn dieser technologischen Jungfirmen scheitern, bevor sie den ersten Euro verdienen. War der Weg bei Biontech anders?

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Angela Merkel (v.l.), Uğur Şahin und Özlem Türeci

Der Financial-Times-Journalist Joe Miller hat die Gründer Uğur Şahin und Özlem Türeci seit März 2020 begleitet und erzählt ihre Geschichte von den ersten Stunden des Kampfes gegen Covid-19 bis zur Zulassung des Impfstoffs (Lesen Sie hier „das Kölner Stadt-Anzeiger“-Interview mit Uğur Şahin).

Miller beschreibt, wie Şahin und Türeci mit einem kleinen internationalen Team von Spezialisten in kürzester Zeit 20 Impfstoff-Kandidaten hergestellt haben, wie sie große Pharmaunternehmen überzeugt haben, ihre Arbeit zu unterstützen, wie sie Verhandlungen mit der EU und der US-Regierung führten und wie sie es mit Biontech als kleinem Mainzer Unternehmen schafften, mehr als zwei Milliarden Impfdosen zu produzieren.

„Projekt Lightspeed“: Darum geht es in dem Buch über Biontech

Miller geht ehrlich an die Sache ran, die zu dem Buch „Projekt Lightspeed“, führen sollte, das am Montag im Rowohlt-Verlag erscheint. „Ich würde lügen, wenn ich behauptete, ich hätte Anfang 2020 gewusst, dass ein kleines Biotech-Unternehmen vierzig Kilometer von meinem Wohnort Frankfurt entfernt im Begriff war, den weltweit ersten und besten Corona-Impfstoff herzustellen. Tatsächlich hatte ich von Biontech kaum je gehört“, schreibt der Autor im Vorwort.

Das Buch ist keine Firmenchronik. Es teilt die Vision der Mediziner, mit der mRNA-Technologie Therapien gegen viele andere Krankheiten wie Krebs, HIV oder Tuberkulose zu finden, und scheinbar nebenbei auch Corona. Das Buch zeigt den positiven Ehrgeiz der Forscher, aber es zeigt auch, dass „die beiden nie damit gerechnet hätten, dass ausgerechnet eine tödliche Pandemie ihre Theorie bestätigen würde“.

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Und es zeigt: Die Biontech Gründer hatten mit als erste erkannt: „Nachdem sich Infektionskrankheiten über Jahrhunderte hinweg nur im Tempo von Wanderern, Pferden oder Segelschiffen verbreiten konnten, hatten sie heute, im Zeitalter der Globalisierung, leichtes Spiel“. Entsprechend schnell musste die Antwort ausfallen: Biontech gelang sie.

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