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Trotz Kohle-AusRWE steigert Gewinn deutlich

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RWE-Braunkohlekraftwerk Neurath

Essen – Der Essener Versorger RWE, im Rheinland vor allem als Betreiber der Braunkohle-Tagebaue westlich von Köln bekannt, kann auf ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr 2019 zurückblicken. Das verkündete RWE-Chef Rolf Martin Schmitz gestern bei einer im Internet übertragenen Pressekonferenz. Eine zuvor geplante Präsenzveranstaltung mit Journalisten und Analysten in London war kurzfristig wegen des Coronavirus und möglicher Ansteckungsgefahren abgesagt und durch den Livestream ersetzt worden.

Im vergangenen Jahr verdoppelten die Essener ihren bereinigten Gewinn auf 1,2 Milliarden Euro, wie Schmitz und sein Finanzvorstand Markus Krebber berichteten. Das meiste Geld verdiente RWE im vergangenen Jahr mit dem Stromhandel, der mit 702 Millionen Euro mehr als die Hälfte des Gesamtgewinns einbrachte. Das sei ein außergewöhnliches Ergebnis, sagt Konzernchef Schmitz. Für die kommenden Jahre lasse sich das „auf keinen Fall so hochrechnen“.

Neuaufteilung der Geschäftsfelder

Der RWE-Konzern hatte mit seinem alten Rivalen, dem Versorger Eon ebenfalls mit Sitz in Essen, eine Neuaufteilung der Geschäftsfelder vereinbart. Die Transaktion ist weitgehend abgeschlossen. RWE hat die Ökostromerzeugung von Eon übernommen, Eon bekommt dafür das Netz- und Vertriebsgeschäft der RWE-Tochter Innogy, die zerschlagen wird.

RWE sei damit „auf einen Schlag“ zum größten Produzenten von grünem Strom in Deutschland geworden, sagte Schmitz. Allerdings entfallen auf Deutschland nur knapp 20 Prozent der erneuerbaren Energien von RWE. Zum Vergleich: Bei der gesamten Erzeugungskapazität sind es 55 Prozent.

2,6 Milliarden Euro vom Bund

Noch stammt der meiste RWE-Strom aber aus Kohle, Gas und Kernkraft. Erneuerbare Energien machten im vergangenen Jahr erst knapp elf Prozent der gesamten Erzeugung aus. Im Zuge des Kohleausstiegs wird RWE ab Ende dieses Jahres schrittweise seine Braunkohlekraftwerke im rheinischen Revier abschalten. Vom Bund erhält RWE dafür 2,6 Milliarden Euro. Der Schaden, der dem Konzern entstehe, liege bei 3,5 Milliarden Euro. Entgangene Gewinne, die durch die vorzeitigen Stilllegungen nicht mehr erwirtschaftet werden könnten, seien darin noch nicht einmal enthalten.

Der Energieversorger RWE steht aber weiter in der Kritik von Umweltschützern. Der Konzern hatte zwar angekündigt, den Hambacher Forst zu erhalten. Das Waldgebiet war zum Symbol im Ringen um die Kohleverstromung geworden. Das reicht den Kohlegegnern aber nicht. Sie werfen RWE unter anderem vor, trotz sinkendem Braunkohlebedarfs fünf weitere Dörfer am Tagebau Garzweiler abbaggern zu wollen.

Weniger Strom erzeugt

RWE hat 2019 insgesamt weniger Strom erzeugt als im Jahr zuvor. Besonders kräftig sank die Stromproduktion aus Braun- und Steinkohle – um gut ein Drittel im Vergleich zu 2018. Das war auch eine Folge des niedrigen Gaspreises und gestiegener Kosten für CO2 -Zertifikate, die Betreiber von Kohlekraftwerken kaufen müssen.

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Die Dividende für 2019 soll um zehn auf 80 Cent steigen. Für das laufende Geschäftsjahr will das Management den Aktionären dann sogar 85 Cent zahlen. Den Börsianern reichten diese guten Zahlen und auch die steigenden Ausschüttungen offenbar nicht. Die Aktien von RWE brachen am Donnerstag um zwölf Prozent ein und fallen auf den tiefsten Stand seit August 2019. Im Sog des Corona-Crashs sind die Versorgertitel zuletzt kräftig abgesackt. Analysten sprachen zwar von starken Ergebniszahlen 2019, kritisierten aber unter anderem die Dividende. Die für 2020 in Aussicht gestellten 0,85 Euro je Aktie lägen unter den Erwartungen. Auch den Geschäftsausblick nannten einige „schwach“.

Größter RWE-Aktionär ist der US-Vermögensverwalter BlackRock, gefolgt von der KEB Holding, hinter der die Stadt Dortmund steht. Sie hielten jeweils sieben beziehungsweise fünf Prozent. Auf Platz 3 folgt die Stadt Essen mit drei Prozent.